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Mosaiksteine der Wirklichkeit: Elliott Erwitt – internationaler Fotokünstler im KuK

Monschau: In Zusammenarbeit mit Magnum Photos (Paris) präsentiert das Kunst- und Kulturzentrum (KuK) der StädteRegion Aachen in Monschau Fotoarbeiten des international renommierten Fotografen, Elliott Erwitt. Der Initiatorin und Leiterin des KuK, Dr. Nina Mika-Helfmeier, gelang es, insgesamt 150 Werke des höchst aktiven Fotografen nach Monschau zu holen. In der umfassenden Retrospektive werden seine Mosaike der Wirklichkeit aus mehr als einem halben Jahrhundert seines Schaffens gezeigt.

Elliott Erwitt hat sein Herz nahe am Auge und sieht Dinge, die sonst gerne übersehen werden: Die kleinen komischen Momente und Leidenschaftlichkeiten des Alltags oder auch winzige Augenblicke, in denen Mienen und Gesten mehr sagen als tausend Worte. Er ist einer der führenden Fotografen seiner Generation. Extrem vielseitig, mit einem breiten Spektrum an Interessen, richtet er seine Kamera auf Menschliches und Allzumenschliches, auf Tierisches, Politisches und Berührendes.

Fotografie ist für Erwitt vor allem eine „Kunst des Beobachtens“. In einer Welt der schnellen TV-Bilder und der digital geschönten Bildkompositionen in Werbung und Mode geben seine Arbeiten dem Medium Foto noch einmal seine ursprüngliche Kraft zurück. Wie kaum ein anderer Fotograf schafft Erwitt es, in seinen Fotos Emotionen   zu vermitteln: Wut, ein wenig Glück. Rührung. Akzente, die man nur erkennt, wenn man genau hinschaut. Erwitt selbst bezeichnet das als die „Essenz eines Geschehens“, das so genannte „denkende Sehen“. Ein ganze Geschichte in einem Bild erzählen, das ist seine Stärke. Wie beispielsweise im Sommer 1959, als Richard Nixon – damals Vizepräsident der USA – Sowjet-Chef Nikita Chruschtschow auf einer US-Industriemesse in Moskau trifft. Erwitts Foto dokumentiert, wie mit dem aufbrausenden Nixon und dem brummigen Chruschtschow Kapitalismus und Sozialismus unversöhnlich aufeinander prallen. „Eigentlich war es nur eine dümmliche Unterhaltung zwischen zwei Politikern im Kalten Krieg, die da festgehalten wurde und doch wurde daraus jene politische Fotografie, die mich berühmt machte“, stellte Erwitt später fest. Genau dieses Bild, das unter dem Namen „Kitchen Debate“ in die Geschichte einging, prägte Nixons Image als Hardliner und Erwitts Ruf als Reportagefotograf mit den Qualitäten eines „unsichtbaren Insiders“.

„Meine Schüchternheit hat dazu beigetragen, dass ich Fotograf wurde. In der High School stellte ich fest, dass die Kamera einen in Situationen bringt, wo man eigentlich nicht hingehört. Damals waren es die Abschlussbälle; heute sind es das Weiße Haus oder die Hinterzimmer des Kreml.

Da ich mit 15 Jahren anfangen musste, für mich selbst zu sorgen, nahm ich eine Stelle an in einem Fotolabor an, hier sollte ich Kontaktabzüge von Starfotos machen. Ich besorgte mir eine Rolleiflex, die Traumkamera jener Tage.“ Erwitt zieht nach New York, um Film zu studieren. Dort lernte er Robert Capa kennen, der eine kleine, von einer Gruppe von Fotografen gegründete Agentur leitete.

Erwitts Militärzeit führte ihn nach Frankreich. In dieser Zeit zeigte er Capa in Paris einige seiner Fotos, die er für Zeitschriften gemacht hatte. „Als ich 1953 aus der Army entlassen wurde, wusste ich, was für ein erlesener, angesehener Verein Capas Agentur Magnum inzwischen war. Ich zog meine Uniform aus und unterschrieb 20 Minuten später einen Vertrag mit Magnum.“…

Erwitts Bilder sind inzwischen längst zu einem Wegweiser vieler nachfolgender Fotografengenerationen geworden. Für Elliott Erwitt hat Fotografie wenig mit den Dingen zu tun, die man sieht, und alles mit der Art, wie man sie sieht. Gute Bilder können jederzeit und überall „passieren“. Genau da setzt die Retrospektive, die aktuell im Monschauer KuK zu sehen ist, an: Neben seinen Klassikern werden Aufnahmen von seinen Strandspaziergängen, seinen Museumsbesuchen, seinen Reisen und (Erwitt war leidenschaftlicher Hundeliebhaber) von Hunden gezeigt.

Die Ausstellung „Elliott Erwitt Retrospektive“ ist im KuK Monschau, Austraße 9 noch bis Sonntag, 21.12.2014 zu sehen. Die Öffnungszeiten sind von dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr und am Wochenende von 11 bis 17 Uhr. Weitere Informationen unter www.kuk-monschau.de.

Elliott Erwitt wird 1928 als Sohn russischer Einwanderer in Paris geboren. Seine ersten Lebensjahre verbringt er in Italien und Frankreich. 1939 emigriert die Familie in die USA, wo sie sich zunächst in New York und dann in Los Angeles niederlässt. 1948 zieht Erwitt nach New York City, um an der “New York School for Social Research” Film zu studieren. In diesem Jahr begegnet er zum ersten Mal den berühmten Fotografen Edward Steichen und Robert Capa. 1953 beginnt Erwitt für Magnum zu arbeiten. Ein Jahr später ist er bereits Vollmitglied der Agentur. Von 1966 bis 1969 leitet Erwitt die Agentur. Er ist bis heute aktives Mitglied bei   Magnum. Elliott Erwitts Bücher, seine journalistischen Essays, Illustrationen und Werbeaufträge werden seit über vierzig Jahren veröffentlicht. Neben seiner Tätigkeit als Fotograf war er auch mit Erfolg als Filmemacher tätig. Erwitt ist mit der deutschen Filmemacherin und Schriftstellerin Pia Frankenberg verheiratet.
31.10.2014KulturMonschau0 Kommentare bvl

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