Nideggen: Wanderstab, Pelerine und gefilzter Hut gehörten vor Jahrhunderten zu den Insignien der Pilger. So ausgerüstet machten sich die Gläubigen bei Wind und Wetter auf den Weg, um ihre Wallfahrtsziele wandernd, betend und meditierend zu erreichen. Die am Wegesrand in Stein gemeißelten Jakobsmuscheln dienten auch in der Eifel als Wegweiser zum Ziel.
Seitdem Hape Kerkelings Bestseller „Ich bin dann mal weg – Meine Reise auf dem Jakobsweg“ vor acht Jahren für Furore sorgte, erlebt das Pilgern eine Renaissance und ist anscheinend zum Massenphänomen geworden. Mit der Ausstellung „The way I must try?! – Pilger und Pilgerwege zwischen dem 12. Jahrhundert bis heute“ widmet sich das Burgenmuseum dieser Thematik. Rund 700 Leihgaben sind in der Nideggener Ausstellung zu sehen, die von Klöstern, Jakobusgesellschaften oder Privatleuten zur Verfügung gestellt wurden. „Über unser eigenes Netzwerk haben wir uns im Vorfeld mit den Gesellschaften in Verbindung gesetzt. Dann erfolgte der Schneeball-Effekt. So etwas von Zuspruch habe ich noch nicht erlebt“, freut sich Museumsleiterin Luzia Schlösser über die zahlreichen Exponate.
Aus mehreren Jahrhunderten wurden anrührende Zeugnisse menschlicher Sinnsuche zusammengestellt: Drucke und Skulpturen, Pilgerpässe, Wegezeichen und Mitbringsel. „Ich will das Wort ‚Kitsch’ nicht in den Mund nehmen“, meint Luzia Schlösser mit Blick auf viele bunte Devotionalien. Auch Kunst und Industrie liebäugelten immer wieder mit dem Portemonnaie der Pilger. Das wegweisende Motiv der Jakobsmuschel wurde sowohl von Juwelieren als auch Fliesenherstellern vermarktet, findet sich auf Alltagsgegenständen wie Schlüsseln, Zuckerdosen oder Tabletts mit Muschelgriff.
Gingen die Wallfahrer des 12. Jahrhunderts noch mit Pelerine und Beutelbuch – einem am Gürtel befestigten Lederbeutel fürs Gebetbuch – auf Wanderschaft, legen die modernen Pilger mittlerweile Wert auf bequeme, leichte Kleidung. Um diesen Wandel auch optisch zu verdeutlichen, ließen die Ausstellungsmacher die jeweils gängige Tracht der Jahrhunderte von einer Kostümbildnerin nach historischen Vorbildern schneidern.
Innerhalb der Ausstellung sind mehrere „Rastplätze“ eingerichtet, an denen die Besucher ausruhen, lesen und zur Besinnung kommen können. Dass diese Oasen der Ruhe dankbar angenommen werden, lässt sich an den Zitaten, Anregungen und Zeichnungen ablesen, die an einer großen, von der Aachener Künstlerin Marie Corinne Gerlach installierten „Litfasssäule“ hinterlassen wurden. „Auch der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt“ ist hier zu lesen oder „Zeit zum Rasten. Zeit für klare Gedanken. Danke!“ 26 großformatige Fotografien des Künstlers und Fotografen Hans Kaufmann, Bruder der Schauspielerin Christine Kaufmann, runden die Impressionen zum Thema Pilgern ab. Die sehenswerte Ausstellung ist noch bis zum Ende des Jahres jeweils Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Letzter Einlass erfolgt um 16.30 Uhr. www.burgenmuseum-nideggen.de
GEWINNSPIEL: „Heute durchwandern wieder die Jakobspilger die Eifel auf ihrem langen Weg nach Frankreich und Spanien und berühren alte Klosterorte wie Bad Münstereifel, Prüm oder Echternach, die selbst bedeutende Wallfahrtsziele waren“, schreibt Autor Dr. Walter Töpner in seinem neuesten Buch „Pilgerland Eifel – Wege und Wallfahrtsorte“. Mit eindrucksvollen Farbfotos und dem passionierten Insiderwissen eines Pilgers stellt er auf fast 290 Seiten historische Wallfahrtorte von Aachen bis Trier, von Prüm bis Andernach vor. Zwei seiner Bücher können wir unter unseren Lesern verlosen. Wenn Sie Interesse daran haben, schicken Sie uns bis zum 14.11. eine Mail mit dem Stichwort „Pilgerland Eifel“.
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