Nideggen: Was macht ein kleines Eifeldorf wie das imaginäre Wilzenich, wenn es unbedingt beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ punkten will? Dann bricht zunächst einmal blinder Aktionismus aus: Dorfhymnen werden vorbereitet, Bürgeraktivitäten mobilisiert und hitzige Podiumsdiskussionen geführt, bei denen sich zugezogene, großstädtische Vegetarier mit der polternden Kreisbauernschaft fetzen… In ihrem neuen Kabarettprogramm „Scher Dich zur Eifel“ nehmen Hubert vom Venn und Achim Konejung erneut den Eifeler Alltag aufs Korn. Bissig und hintergründig sezieren sie Nachbarschafts- und Vereinsleben, Politik- und Klimakatastrophen.
Kongenial setzen Hubert vom Venn und Achim Konejung Stimme, Mimik und Wandlungsfähigkeit ein und verkörpern sämtliche Charaktere des Dorfes: Den wutschnaubenden Vorsitzenden der Donatus-Schützenbruderschaft, dem die von Konejung eigens komponierte Dorfhymne viel zu kritisch klingt. Geschwätzige Dorfweiber, die genüsslich neue Gerüchte in die Welt setzen und anschließend den ausgelösten „Rosenkrieg“ durchhecheln. Oder den dynamischen Niederländer Piet van Driet, der mit seinen Landsleuten – in Erwartung der Klimakatastrophe – Eifeler Immobilien aufkauft und darauf hofft, dass er demnächst mit dem Boot vom Ijsselmeer bis zum Feriendorf in Heimbach segeln kann.
Genau wie die Texte wurden alle Liedbeiträge eigens für den neuen Kabarettabend geschrieben und am Piano stellte Achim Konejung erneut seine kraftvolle, modellierfähige Stimme unter Beweis. Stücke voller Misstrauen, Neid und Häme – wie den Song „Wo ist der Feind“ – interpretierte er rasiermesserscharf. Die bissige Schnulze „Heimat“ hauchte er hingegen mit dunklem Heino-Timbre ins Mikrofon.
Im Ausstellungsraum von Muna Götze erlebte das Publikum am Premierenabend ein Pointen-Feuerwerk. Highlight vor der Pause war der Auftritt der beiden letzten Mitglieder des Theatervereins „Concordia Wilzenich“, den die Beiden – mit „Flitsch“ und kleiner Plastikgitarre – in eine Persiflage auf das „Colonia Duett“ ummünzten.
Waren die vorherigen Kabarett-Abende eher ein bissiges Potpourri, präsentiert sich das eingespielte Duo im neuen Programm nun aus einem Guss und nimmt viele brisante, politische Themen unter die Lupe. Unter dem Motto „Wo ist die Kohle hin, wo ist der Kies?“ prangern sie Großprojekte wie Nürburgring, Vogelsang oder Moselbrücke an, bei denen Millionen von Steuergeldern versenkt werden. Als Landrat „Günter Etschenhahn“ – Personalunion der drei amtierenden Landräte Günter Rosenke, Helmut Etschenberg und Wolfgang Spelthahn – trat Hubert vom Venn vor die Wilzenicher und wollte ihnen eine Stromtrasse über dem Dorf als lukrative Zukunftsperspektive unterjubeln. Doch die aufgebrachten Bürger protestieren mit einem geharnischten Protestsong. „Wir sind Bürger, wir sind gut, haben eine Stinkewut.“
Zum Abschluss stimmten die beiden Vollblut-Kabarettisten ihren obligatorischen Dauerbrenner „Hähnchen explodieren am Horizont“ an – so urkomisch vorgetragen, dass dem Publikum die Lachtränen übers Gesicht liefen. Ohne Zugaben kamen die Zwei bei ihrer umjubelten Premiere natürlich nicht von der Bühne. Erstmals vorgetragen auch das Lied „Auf Wiedersehen“, das mit den Worten endet: „Wollt Ihr noch Lieder, dann kommt wieder.“
Viele der Lieder und Texte waren so vorzüglich mit entlarvenden Wahrheiten und kleinen Boshaftigkeiten gespickt, dass es sich tatsächlich lohnt, das Programm ein zweites Mal zu besuchen!
Nähere Informationen und Gastspieltermine bis ins Jahr 2016 (!) finden sich unter www.hubert-vom-venn.de
Bisher 0 Kommentare
Kommentar schreiben
Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag. Schreiben Sie den Ersten.
Einen neuen Kommentar schreiben
Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.