Nideggen, Schmidt: Es waren die frühen Erlebnisse aus der Kindheit, die Klaus Kemper Jahrzehnte später wieder einholten: An verregneten Sonntagen holten sein Bruder und er aus ihrem Wohnzimmerbuffet einen Pappkarton mit 50 Stereokarten aus aller Herren Länder und einen Stereobetrachter und tauchten in eine andere Welt der bunten dreidimensionalen Bilder ein…
Nach Schulzeit, Lehre, Meisterprüfung und Studium zum Diplom-Designer betrieb Klaus Kemper mit seiner Frau in Aachen ein Geschäft für Wohnaccessoires: „Alt & Neu“.
Dem Ehepaar wurden allerhand Dinge zum Ankauf angeboten, unter Anderem auch alte Kameras. So begann Klaus Kempers Sammelleidenschaft für historische Photographica.
Die Grundlagen der Fotografie und der fotografischen Bildentwicklung hatte der Sohn eines Journalisten bereits als Kind kennen gelernt. Mit neun Jahren bekam er seinen ersten Fotoapparat, eine Ihagee Rollfilmkamera 6×9. Aufgenommen wurde in schwarz/weiß, entwickelt und vergrößert im provisorischen „Fotolabor“ auf der verdunkelten Toilette der elterlichen Wohnung.
Klaus Kemper fasziniert die hohe mechanische und optische Präzision der frühen Photokameras. Als er 1986 den Versteigerungskatalog eines Kölner Photographica – Auktionshauses durchblätterte und verschiedene Stereokameras abgebildet sah, erinnerte er sich an die bunten Weltreisen an den verregneten Sonntagen seiner Kindheit… Dass man solche dreidimensionalen Fotos auch selbst anfertigen konnte, war ihm bis dahin nicht bewusst. Er ersteigerte eine Edixa-Stereo Kamera. Fortan wurde sie zum ständigen Begleiter bei allen zukünftigen fotografischen Exkursionen des Schmidter Hochschuldozenten und Künstlers.
Die Leidenschaft für das dreidimensionale Bild hat Klaus Kemper seitdem nicht mehr losgelassen. Seit 1996 nimmt er regelmäßig an weltweit ausgeschriebenen Wettbewerben für Stereofotografie teil und das mit außerordentlichem Erfolg: Die Photographic Society of America (PSA) hat seine Fotos bereits acht Mal zu den besten Stereoaufnahmen des Wettbewerbs gekürt.
Als Mitglied der National Stereoscopic Association begeisterte Kemper ein Artikel in der Mitgliederpublikation ‚Stereo World’ über eine selbstgebaute Makro-Stereokamera. Er ließ sich vom Autor des Artikels eine Bauanleitung schicken und baute sich seine eigene Stereo-Makro-Kamera. Seitdem sind Stereo-Makroaufnahmen seine Leidenschaft. Bei der Makrofotografie geht es darum, kleinste Objekte im Maßstab 1:1 abzubilden.
Dazu sind diverse optische Hilfsmittel wie Nahlinsen, Balgengeräte oder spezielle Makrooptiken notwendig. Kleinstobjekte wie Käfer oder Schmetterlinge lebendig und auch zusätzlich dreidimensional aufs Bild zu bannen, erfordert neben einem extremen technischen Aufwand viel Geduld und eine ausgeklügelte Taktik.
Seine Vorliebe für Makromotive, meist im eigenen Garten und am eigenen Teich in Nideggen Schmidt, ist bis heute geblieben. „Im Laufe der Zeit lernt man die Tiere kennen, die sich einfach fotografieren lassen und solche, bei denen es schwieriger ist.“ So sind z. B. Frösche, Raupen, Schnecken, Käfer, Grashüpfer und schlüpfende Libellen ein sehr dankbares ‚Makromotiv’. Schwieriger ist es bei Hummeln, Fliegen und Schmetterlingen, die sich meist nicht lang genug für eine vernünftige Belichtung auf- oder in die Blüten setzen. „Trotzdem bin ich meinem Grundsatz treu geblieben, nur Tiere ‚in freier Wildbahn‘ zu fotografieren und sie für das Foto weder zu betäuben noch zu präparieren,“ legt Klaus Kemper auf seine ethischen Grundsätze wert.
Natürlich hat die Digitalisierung inzwischen auch in der 3D Fotografie Einzug gehalten. Auf einem Kongress der International Stereoscopic Union (ISU) 2005 in Eastbourne lernte Klaus Kemper einen Spezialisten kennen, der zwei Digitalkameras zu einer Stereokamera-Unit verbunden hatte. „Digitale Stereokameras gab es damals noch nicht auf dem Markt“, erinnert sich Klaus Kemper. Er entschloss sich spontan zum Kauf und bei seiner darauf folgenden Reise in die Mönchsrepublik Athos in Griechenland hatte er nun – zum ersten Mal – eine digitale Stereokamera dabei. Was als Nächstes zwangsläufig kommen musste, war die Beschäftigung mit der digitalen 3-D Projektion über zwei Beamer.
„Neben den Makro-Stereos, wo es oft durch die Bewegung des Motivs zu relativ kurz entschlossenen Aufnahmen kommt, suche ich meine weiteren Motive auch gerne in der Natur. Die Fotos sollen schön, beruhigend und ausgeglichen sein. Ich nehme mir viel Zeit, um den richtigen Standpunkt für ein optimal gestaltetes Stereobild zu finden. Dann macht das spätere Betrachten der Ansichten und ein ‚Umhergehen‘ im Bild auch richtig Spaß“, erklärt Klaus Kemper.
Von seinen Reisen zum Berg Athos hat er eine Vielzahl einmaliger Stereoaufnahmen mitgebracht. Erst kürzlich beeindruckte er mit seinem Vortrag über den Berg und Mönchsstaat Athos beim Heimat- und Geschichtsverein in Nideggen.
Über Reaktionen, Fragen, Diskussionen würde sich Klaus Kemper freuen. Der Kontakt per E-Mail ist unter der Adresse möglich.
Sie beruht auf der Tatsache, dass unsere zwei Augen ein Bild mit einem gering unterschiedlichen Abstand wahrnehmen. Unser Gehirn überlagert die zwei fast identen Bilder zu einer Darstellung mit Tiefenwirkung: Dem räumlichen Sehen.
Im 19. Jahrhundert gehörten stereoskopische Abbildungen zu den Jahrmarktsensationen, nachdem sie auf der Weltausstellung 1851 in London für Furore gesorgt hatten. In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts brachten die View-Master Geräte mit ihren runden Scheiben einen neuerlichen Boom der Stereofotografie.
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