Eifel: Mit zwei ganz unterschiedlichen Themen haben sich die pensionierten Lehrer Helmut Dewitt und Josef van de Gay beschäftigt. Während sich Dewitt ganz der Prosa verschreibt und die Schulzeit hinter sich lässt, hat sich van de Gay kritisch mit dem heutigen Schulalltag auseinandergesetzt.
Mit dem Schreiben hat Helmut Dewitt schon früh angefangen. Als Jugendlicher brachte er die ersten Zeilen zu Papier. Und auch in seinem späteren Leben schrieb der Wahl-Zülpicher einige Geschichten. Doch veröffentlicht hat er sie bislang nicht. Es brauchte ein Arbeitsleben als Lehrer für Deutsch und Erdkunde und die Pensionierung, bis Dewitt sich entschloss, ein erstes Buch zu veröffentlichen. „Kalimera, Hellas!“ heißt es und schon der Titel gibt die Richtung vor: Die Geschehnisse spielen in Griechenland und es handelt sich um einen satirischen Roman über den Versuch eines Deutschen, in Griechenland eine Immobile zu erwerben. Warum Griechenland? Die Erklärung ist einfach. Helmut Dewitt hat eine Griechin geheiratet, verbrachte schon viel Zeit dort und liebt das Land. Er kennt sich also aus mit den Sitten und Gebräuchen Griechenlands. Es sei kein autobiografischer Roman, betont Dewitt, doch manches habe er so erlebt, vieles sei aber auch einfach erfunden. „Ich bin fasziniert von Griechenland und liebe es“ gesteht der pensionierte Lehrer. Sein Berufsleben verbrachte Dewitt als Studiendirektor am Zülpicher Franken-Gymnasium, die letzten Jahre war er stellvertretender Schulleiter.
Die Hauptperson seines Romans ist ein pensionierter Lehrer – allerdings für alte Sprachen. Amüsant und mitunter mit einem Zwinkern im Auge beschreibt der 66-Jährige, wie sein Protagonist zum Griechenland-Fan wird und sich mit seiner Frau entschließt, eine Ferienwohnung zu kaufen. Dass dieses nicht so einfach vonstatten geht, kann man sich denken. Er habe nicht nur die heile Welt darstellen wollen, erzählt Dewitt. „Ich sehe auch die Probleme“. Diese tauchen immer wieder mal auf, wie beispielsweise die Korruption und die Umweltverschmutzung. Doch sein großes Thema ist die Bürokratie. Früher habe er geglaubt, im Süden sei alles einfacher, bis er festgestellt habe, dass besonders die Bürokratie in Griechenland viel schlimmer sei als in Deutschland. Besonders ab dem Zeitpunkt, wo der Autor konkret eine Immobilie kaufen will, fühlt sich der Leser sofort an den Reinhard Mey-Klassiker „Einen Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars“ erinnert. Von einer Behördenstelle zur nächsten wird der Protagonist geschickt und immer fehlt am Ende doch noch etwas, was aber entscheidend für den Fortgang des Geschäftes ist. Man leidet förmlich mit und ahnt schon bei dem nächsten Absatz: Da kommt noch mehr, irgendetwas fehlt immer noch. Ob der Lehrer seine Immobilie am Ende bekommt? Wer weiß.
„Kalimera, Hellas! – Guten Morgen, Griechenland! Traum oder Alptraum?“ ist im Buchhandel für 8,99 Euro erhältlich, ISBN 9-783740-716110
In den achtziger Jahren hat Josef van de Gey, langjähriger Schulleiter des Mechernicher Gymnasiums am Turmhof, begonnen, Material zu sammeln für ein Buch, dass er schreiben wollte. Mit seiner Pensionierung vor einem Jahr ist es fertig geworden. „Ich hab‘ hier bloß ein Amt“ heißt es, erschienen im Weilerswister Verlag Ralf Liebe. Dabei lautet die Fortsetzung des titelgebenden Zitats – anders als in Schillers „Wallensteins Tod“ – „und dennoch eine Meinung“. Mit dieser hält und hielt Josef van de Gey beim Thema Bildung und Gymnasium nie hinter dem Berg.„Unser Wissen fliegt davon“, merkt Josef van de Gey an, denn die Sorge um den Verlust des Gymnasialen trieb ihn zu seinen „unzeitgemäßen Betrachtungen eines Schulpraktikers“ an. „Heute wird nur noch demographisch geplant und geschaut: Was bringt mir das“, kritisiert Van de Gey die „Ökonomisierung der Bildung“ und beobachtet zu seinem Leidwesen, dass das Gymnasium zum „Auslaufmodell“ verkommt. Die Zeit für wahre Bildung fehle, zudem zähle zunehmend das Mündliche, doch ohne Bildung gebe es keine Kompetenz, so der Autor. „Am Ende gibt es nur noch Ausbildung, aber keine Bildung mehr. Das ist für mich ein Problem“, gesteht Van de Gey.
Sein Buch sei kritisch, aber keine Herumnörgelei, betont er. „Es gibt kleine Anekdoten und kleine ‚Aufreger‘, und er kommt vom Kleinen aufs Große, ohne den fundamentalistischen Anspruch zu erheben, dass seine Denkansätze der einzig richtige Weg sind“, ergänzt sein Verleger Ralf Liebe. Viele seiner Betrachtungen sind vergnüglich, seine in fast vier Jahrzehnten zusammengetragenen Anekdoten beschreiben mit viel Gespür für Situationskomik den Schulalltag. Nur beim Thema Kultusministerkonferenz, eine „Institution, die seine herzliche Missachtung genießt“, verlässt ihn, der Wert auf die Feststellung legte, Vorsitzender der „19. autonome Direktorengruppe“ zu sein und der der Bezirksregierung stets in anarchischer Unbekümmertheit entgegentrat, der Humor. Stattdessen fordern „beeindruckende Ignoranz“, „dreiste Arroganz“ und „unerschütterliche Sturheit“ der Bürokratenmacht und Politiker ihn dazu heraus, klare Worte zu finden.
Am Ende des 388 Seiten starken Buches stehen die „Begegnungen mit Menschen“, von der eher unerfreulichen mit Peer Steinbrück über die mit der „Kemie“ unterrichteten Kollegin ebenso wie die mit einem ehemaligen Schüler. Es finden sich echte Lehrer-Typen wie „Der gedankenbeladene Idealist“, „Der wortverliebte Lebensberater“, „Der sympathisch Unkonventionelle“ und viele andere, die van de Geys Weg kreuzten, charakteristisch beschrieben wieder. Und das liebevoll und „als kleines Kompliment an die Menschen, die in der Öffentlichkeit gerne niedergemacht und über die schnelle Urteile gefällt werden: Lehrer“, sagt Josef van de Gey.
Erhältlich ist das Buch zum Preis von 15,00 Euro im Buchhandel, ISBN: 978-3-944566-56-6, und beim Verlag Ralf Liebe, Weilerswist. [pp]
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