Eifel: „Der, die, das. Wer, wie, was. Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm.“ Erinnern Sie sich noch an dieses Begrüßungslied aus der „Sesamstraße“? Beim Thema Genderisierung frage ich mich aber immer häufiger: Warum? Mit meinem Alter hat man/frau/divers inzwischen Narrenfreiheit. Oder sollten wir diese Irritation besser als Erfahrung deuten?
Die deutsche Sprache ist über Jahrhunderte gewachsen, wortmalend, bildreich… Und nun soll sie zwangs-gegendert werden? Muss ich demnächst statt Stute ‚Pferdin‘ sagen? Statt Mensch ‚Menschin‘? Gibt es demnächst ‚Krankenschwestern‘, ‚Krankenbrüder‘ und ‚Krankendiverse‘?
In den 1960er Jahren war es noch üblich, dass der männliche Stammhalter stolz auf dem Beifahrersitz neben Papa saß, während sich Omi, Mutter und Töchter auf den Rücksitz des Opel Astras knubbelten.
Ja, wir Mädels haben dann irgendwann aufbegehrt. Haben gleiche Rechte gefordert. Ich spüre jetzt noch die heiße Wut in mir aufsteigen, als meine Freundin und ich – nach dem Abi und vor Studienbeginn – uns zur Tabakernte in Canada beworben hatten. Antwort: Das sei eine zu schwere Arbeit für Mädchen.
Hallo? Hoppla! Wie war das mit den so genannten „Trümmerfrauen“, die nach dem Zweiten Weltkrieg ganze Städte wiederaufbauten? Wie war das mit all jenen wundervollen Frauen, die Jahrhunderte lang Familie, Haus, Hof und Vieh im Griff hatten?
Dafür liebe ich das Landleben: Wenn hier ein neues Haus gebaut wird, packen alle mit an. Selbstverständlich auch die Frauen. Die sind in der Feuerwehr aktiv, im Rettungsdienst, beim DLRG. Da fragt keiner, ob ‚der‘, ‚die‘ oder ‚das‘. Wenn „Not am Mann“ ist – upps, das darf man zukünftig vermutlich auch nicht mehr schreiben (!) – stehen alle parat. Schulter an Schulter. Schließlich geht es um ein gemeinsames Ziel.
Aber, wie sieht es dann aus mit „Ärzte ohne Grenzen“? Müssen die sich nun auch gendern lassen? Und wenn ich in den Zirkus, eine Ballettaufführung, ins Theater oder eine Kunstausstellung gehe, dann imponieren mir die Künstler in ihrer genialen Gesamtheit. Egal, welches Geschlecht sie haben. Wenn ich von „Lehrern“ höre, ist das ein ‚pars pro toto‘. Ein sprachliches Symbol für die Tätigkeit, Pädagoge zu sein. Oberstudienrat*in, Referendar/in oder Professor:in spielt dabei keine Rolle. Es geht ums Engagement.
„Vermeiden Sie sprachliche Formulierungen, die traditionelle Rollenklischees oder Stereotypen bedienen, bzw. verwenden Sie sie nicht unhinterfragt (z.B. Ausdrücke wie „Milchmädchenrechnung“, das „starke Geschlecht“ etc.)“, dozierte eine Professor*in… eine Professor/in… eine Professor:in an der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität. Das klingt für mich wie eine Kastration der gewachsenen Sprache. Oder ist das schon Wildwuchs?
Die Gender-Frage sollte vielleicht einmal Thema beim Europaparlament werden, denn ich als Deutsche fühle mich echt diskriminiert: Wieso darf es bei den Franzosen „le soleil = der Sonne“ und „la lune = die Mond“ heißen? Als Frau fordere ich hiermit sofortige Gleichberechtigung: Spätestens jetzt müssten alle Wochentage geschlechtsgerecht aufgeteilt werden. Ich empfinde es als ungerecht, wenn auch dort die Männer das Vorrecht haben. „Der“ Montag… „der“ Dienstag… „der“ Mittwoch… „Das“ Wochenende gibt es ja schon. Aber wo bleiben wir? Wir Mädels? Die „die“s? Mann, oh Mann!
Upps, Verzeihung. Gendermäßig korrekt müssen jetzt ja alle Varianten möglich sein: Mann, oh Mann…! Frau, oh Frau…! Divers, oh Divers…! Doch wie sagte einmal unser Ex-Bundeskanzler Konrad Adenauer so treffend? „Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind. Es gibt keine anderen.“
Da hatte er recht: Aber manchmal muss man seiner Meinung – als Mensch*in… Mensch/in… Mensch:in – freien Lauf lassen.
Meiner – ganz persönlichen – Meinung nach sollte man/frau/divers die vielen Sternchen, die nun in den weichgespülten Texten stehen, besser wieder in den Eifeler Nachthimmel zurückschicken. Danach den Kopf in den Nacken legen und sich an der funkelnden Schönheit erfreuen!
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