Simmerath, Rollesbroich: Wenn alte Menschen sterben, stirbt auch jedes Mal ein Stück Dorfgeschichte. Vieles aus dem jeweiligen Nachlass – seien es Dachbodenfunde, alte Fotografien oder Tagebücher – landet im Müll, weil die Erben damit nichts mehr anfangen können oder wollen. Deshalb haben sich im Mai 2016 motivierte Bürger aus dem 1.100-Seelen-Ort Rollesbroich zusammengeschlossen und den Verein für Heimatgeschichte gegründet.
„Wir sammeln, fragen nach Fotos und archivieren“, erklärt Erich Wilden als erster Vorsitzender des jungen Vereins. Dank digitaler Technik werden die historischen Funde gleich auch eingescannt und bleiben somit für die nächsten Generationen erhalten. Über eine Foto-Cloud sollen alle Interessierten demnächst Zugriff auf das optische Archiv – das Gedächtnis des Ortes – haben.
Hier einige Schätze aus dem Archiv:
„Es wäre viel zu tun“, betont auch Reinhold Köller, der die Webseite des Geschichtsvereins betreut. „In 20 Jahren weiß sonst keiner mehr, wie es damals zuging. Das ist dann ein ’schwarzes Loch‘.“ Im gleichen Atemzug erzählt er köstliche Anekdoten aus jener Zeit. Zum Beispiel vom damaligen Rollesbroicher Pastor Otto Voss, der Mitte der 1950er Jahre bei Tanzveranstaltungen Punkt Mitternacht „auf der Matte stand“, um das ausgelassene Vergnügen abzubrechen und eventuell unkeuschen Aktivitäten vorzubeugen…
Als Verein sammeln und archivieren die Rollesbroicher – in der Region als „Trevveller“ bekannt – erst seit gut einem Jahr. Nun laden die Hobby-Forscher zu einer Reise in die Vergangenheit ein.
Am Freitag, dem 20. Oktober, zeigen die Geschichtsforscher um 19.00 Uhr im Rollesbroicher Pfarrheim unter dem Titel „Sommerfrischler aus Rollesbroich auf alten Bildern“ Fotografien und sogar einen kurzen Film aus den 1950er Jahren. „Das ist ein kleines Schwarz-Weiß-Schmankerl mit dem Titel ‚Badefreuden am Rursee’“, verrät Erich Wilden als erster Vorsitzender im EIFELON-Gespräch.
In den letzten 18 Monaten hat sich die Mitgliederzahl verdoppelt: Mittlerweile sind 51 Rollesbroicher auf Spurensuche und erkunden die Vergangenheit. Die jüngsten Mitglieder sind Mitte 20, die ältesten über 80. So können die wertvollen Erinnerungen an die folgenden Generationen weitergegeben werden. „Das ist der dritte Foto-Abend, den wir veranstalten und jedes Mal war der Saal mit rund 100 Besuchern voll“, freut sich Vorstandsmitglied Reinhold Köller.
Bevor der Heimatgeschichtsverein Rollesbroich die alten Zeiten auf der Leinwand wiederbelebt, gibt es eine Stärkung. Passend zur damaligen Zeit werden Eis am Stiel und Würstchen mit Senf angeboten.
Anschließend erhalten die Besucher einen Einblick in die Freizeitgestaltung der Rollesbroicher zur Mitte des letzten Jahrhunderts. Es werden etwa 100 Aufnahmen und ein kurzer Film über die Rollesbroicher und die Rollesbroicher Jugend in ihrer Ferienfreizeit gezeigt.
Schon damals, Mitte der 1950er Jahre, reisten die Rollesbroicher „Sommerfrischler“ in weit entfernte Länder. Der gesamte Bildervortrag wird circa zwei Stunden dauern.
Wer Interesse an einer gemeinsamen Aufarbeitung der Dorfgeschichte hat, ist herzlich zur Mitarbeit eingeladen.
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