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Gefunden, gereinigt und konserviert: Ein Kiefernzapfen aus der Urzeit. [Foto: Jürgen Vogel]

Fund des Monats Dezember: Fossiler Kiefernzapfen

Umland, Bonn: So schnell kann es selbst nach Jahrtausenden gehen: Aus einer gewöhnlichen Exkursion im Tagebau Hambach wurde plötzlich eine Sensation. Beim genauen Blick auf den Boden entdeckte eine Teilnehmerin ungewöhnliche Erhebungen im Sand. „Das sieht aus wie ein…“, sprudelte der Hobby-Archäologe Ulrich Lieven damals hervor und erinnert sich im EIFELON-Gespräch an den wissenschaftlichen Vortrag, den er dann spontan hielt. Der gerade entdeckte Kiefernzapfen entpuppte sich wirklich als Rarität. „Das ist mit Abstand einer der schönsten Funde seit Jahrzehnten.“ Höchstens alle zwei Jahre würde so ein urzeitlicher Fund entdeckt, weiß Lieven aus Erfahrung. „Bis in die 1960-er Jahre wurden solch große Zapfen nur in Frankreich geborgen.“

Der fossile Zapfen auf einem Kiefernnadel-Bett. [Foto: Jürgen Vogel]

Der oval geformte Kiefernzapfen lag im losen Sand, zum Greifen nahe. Doch die Tour-Teilnehmerin machte offensichtlich keine Anstalten, ihre Entdeckung zu bergen. „Alles, was man nicht mitnimmt, landet auf der Kippe“, ermunterte Lieven und gemeinsam bargen sie mit bloßen Händen das circa fünf Millionen Jahre alte Fossil.

Das zufällig entdeckte, urzeitliche Relikt musste anschließend natürlich für die Nachwelt präpariert werden. Deshalb wurde der Braunkohle-Fund von den Konservatoren fürsorglich in eine Kunststofflösung gelegt. Bei einem Schmelzgrad von 60 Grad saugten sich die Holzzellen ein knappes Jahr lang mit der konservierenden Lösung voll.

„Solch ein Zapfen stammt von einer mittlerweile ausgestorbenen Kiefernart“, weiß Lieven zu berichten. Von einer Urkiefer, die keine Nachfolger mehr hatte. Schaut man sich den Urzeit-Fund genauer an, fallen winzige Löcher im Zapfen auf. „Das ist nur Insektenfraß“, erläutert er und erzählt von vergleichbaren Funden, bei denen der gesamte Zapfen von Nagetieren angeknabbert wurde.

Die Funde dieser Zapfen sind nicht nur wegen ihres attraktiven Äußeren hervorzuheben. Zapfen sind ganz überwiegend die einzigen Nachweise von Koniferen (Nadelbäumen) in den tertiären Schichten vor ca. 25 – 2,6 Mio. Jahren im Rheinland. Funde von Nadeln z. B. sind sehr selten und werden fast ausschließlich in der Kohle getätigt,

heißt es im Vitrinen-Text, mit dem der „Fund des Monats“ im Bonner LandesMuseum beschrieben wird.

Bei der urzeitlichen Pflanze „Pinus timleri“ handelt es sich aber nicht um typische Vertreter der Braunkohlenfloren, sondern um Baumarten, die als so genannte Pionierpflanzen auf sandigen Böden wurzelten. Sie kamen teilweise in großen Mengen vor und repräsentierten einen bedeutenden Teil der vorzeitlichen Pflanzenwelt. Die Funde dieser Zapfen sind nicht nur wegen ihres attraktiven Äußeren hervorzuheben. Nur aufgrund der geborgenen, carbonisierten Zapfen lässt sich nachweisen, dass bereits vor etwa 25 bis 2,6 Millionen Jahren im Rheinland Koniferen (Nadelbäume) wuchsen.

Wer dieses urzeitliche Naturgeschenk näher betrachten möchte, kann die Vitrine mit dem Fund des Monats Dezember im Foyer des Bonner LandesMuseums während der Öffnungszeiten kostenlos begutachten.

Fossile Kiefernzapfen sind im Pliozän (vor ca. 5,3– 2,6 Mio. Jahren) nur noch an wenigen Relikt-Standorten belegt und stellen ein wesentliches Element der rheinischen Tertiärfunde dar. Es sind die größten Zapfen, die im Rheinischen Revier zu finden sind. Sie werden bis zu 30 Zentimeter groß und können Durchmesser von bis zu 10 Zentimetern erreichen.

Vergleichbare Fossilien, die lediglich etwas kleiner sind, wurden zwischen 1933 und 1963 auch beim Braunkohlenabbau in französischen Hostens (Département Gironde) gefunden. Gegenwärtig beschränken sich die Funde von „Pinus timleri“ ausschließlich auf den Tagebau Hambach, der somit als weltweit einzige aktuelle Fundstelle für Zapfen dieser Art gilt.

6.12.2019KulturUmland, Bonn0 Kommentare bwp

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