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Bassam Hawar, Maria Jonas und Dominik Schneider (v.l.) verbanden den Okzident mit Mitteleuropa. [Foto: pg]

Ensemble Sanstierce begeisterte mit Klängen aus Okzitanien

Umland, Düren: Ein Hauch von Okzitanien verbreitet sich im Konzertraum der Fabrik für Kultur & Stadtteil: Die Konzertreihe „TonSpuren“ startete mit dem Ensemble Sanstierce in die neue Saison. Begeistert zeigten sich die Besucher von den eher ungewöhnlichen Klängen. Denn Sängerin Maria Jonas bezeichnet sich selbst als „Trobairitz“ und sie hat es sich mit ihren Musikerkollegen Bassem Hawar und Dominik Schneider zur Aufgabe gemacht, die Musik des Mittelalters lebendig zu halten. Kein einfaches Unterfangen, schließlich wurden im Mittelalter die Melodien eher mündlich überliefert – von Generation zu Generation. Doch viele Texte sind erhalten geblieben und die sind voller Poesie und erzählen von der Liebe, von Trauer, aber auch von Fröhlichkeit.

Es war ein Konzert, bei dem die Frauen im Mittelpunkt standen – zumindest, was die Texte betraf. „Trobairitze“ sind das Pendant zum Troubadour, ein Phänomen des okzitanischen Sprachraums vom späten 11. bis zum 13. Jahrhundert. Okzitanien wird das südliche, romanisch geprägte Frankreich genannt. Das Programm enthielt Lieder, in denen das sprechende, beziehungsweise singende „Ich“ eine Frau ist – auch wenn wohl die wenigsten Lieder von Frauen selber geschrieben wurden.

Die Comtessa Beatriz de Dia gehört dazu. „Es ist die einzige Melodie, die uns bekannt ist, die von einer Frau komponiert wurde“, erklärte Maria Jonas. Innig und mit viel Ausdruck sang sie die Werke aus längst vergangenen Zeiten und berührte ihr Publikum. Seine Vollendung fanden die Lieder durch das Zusammenspiel des Irakers Bassam Hawar mit Dominik Schneider. Ein eingespieltes Team, das mit Hingabe die Musik interpretierte. Bassam Hawar spielte dabei meisterhaft auf der Djoze (eine irakische Kniegeige) und bei einigen Lieder auf einer Rahmentrommel. Schneiders Schwerpunkt sind die Flöten, aber auch die Quinterne (eine Art Laute) beherrschte der Musiker. Mit einer beeindruckenden Leichtigkeit spielten sie auf ihren Instrumenten – mal bewegend und melancholisch, dann wieder leicht und spritzig bei den Tanzliedern.

Hinzu kam Maria Jonas ausdrucksstarker Gesang. „Es ist Winter, wir haben Eis und Schnee – die Nachtigall singt nicht mehr“ oder „Ich muss mir Mut ansingen“ hieß es in den Liedern. Jonas sprach die Texte zunächst auf Deutsch, um dann in den Originalsprachen zu singen. Okzitanisch wird ebenso wie das Galizische auch heute noch in manchen Regionen des Mittelmeers gesprochen.

Doch selbst ohne Übersetzung war die Poesie der Texte zu spüren. Im Zusammenklang mit den Instrumenten ergab sich ein musikalisches Erlebnis voller Intensität und Finesse. Den Abschluss des Abends bildete ein kleiner Liederzyklus aus der Tradition der Sepharden: 1492 wurden die Juden aus Portugal und Spanien vertrieben und siedelten sich in verschiedenen Ländern wieder an. Ihre Musik nahmen sie mit und sie erhielt sich bis heute.

Das Trio Sanstierce entführte sein Publikum in eine andere Welt voller sprachlicher Feinheiten und schönen Melodien. „Wie lebendig Mittelaltermusik klingen kann“, meinte Darja Großheide, die diese Konzertreihe ins Leben gerufen hat und selbst mit ihrer Flöte bei einigen der nächsten Konzerten zu hören sein wird. Die Musik Hildegard von Bingens ist einer der Schwerpunkte von Maria Jonas. Kein Wunder, dass die Zugabe aus diesem Repertoire stammte. Und so verband das Trio Okzitanien mit Mitteleuropa.

Mehr Informationen über die weiteren Konzerte der Reihe Tonspuren unter www.tonspuren-dueren.de

1.9.2017KulturUmland, Düren0 Kommentare pg

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