Umland, Düren: Leise, zarte Töne bestimmten das vergangene Konzert der TonSpuren-Reihe in der Kulturfabrik Becker & Funck: Michael Hell, Professor für Cembalo und Generalbass am Institut für Alte Musik und Aufführungspraxis der Kunstuniversität Graz, war der Einladung gefolgt und mit Cembalo, Clavichord und verschiedenen Barockflöten angereist. „Mr Dowland set by…“ hieß es an diesem Abend und Hell spielte Transkriptionen für Tasteninstrumente und Blockflöten. Dowland (1563 – 1626) habe nur für Laute, Gamba und Gesang geschrieben, erklärte der Musiker, „Es ist eine wunderschöne Musik“. Dies haben anscheinend auch viele Komponisten des frühen 17. Jahrhunderts empfunden und Dowlands Werke auf andere Instrumente wie Cembalo und Blockflöte übertragen. Viele sind dabei anonym verfasst, doch von manch einem bekannten Komponisten oder Tasteninstrumentenspieler der damaligen Zeit sind Transkriptionen von John Dowland überliefert, wie beispielsweise von William Byrd, Jan Pieterszoon Sweelinck oder Jan Jacob van Eyck.
Michael Hell konnte sein Publikum verzaubern. Die filigranen Töne des Cembalos, des Clavichord und der Flöten passen hervorragend zur Musik Dowlands. Zum Teil waren es Gesangsstücke und der Musik-Professor trug zunächst die poetischen Zeilen vor, um dann auf dem Instrument die musikalische Umsetzung zu spielen. Dowlands Kompositionen sind oft durchzogen von einer melancholischen Stimmung aber sie sind auch Ausdruck der damaligen Tanzmusik. Filigrane Verzierungen umgeben die eher homophone Begleitung, die Töne tanzen förmlich durch den Raum. Meisterhaft spielte Michael auf dem wunderbar bemalten Cembalo, das nach einem Vorbild von 1619 nachgebaut wurde. Doch er hatte noch weitere Instrumente dabei: Barockflöten und ein Clavichord. Es ist schon erstaunlich wie berührend eine einzelne Blockflöte klingen kann, wenn ein Könner sie spielt. Feine, spielerische Melodien drangen bis zu den hintersten Plätzen. Immer war in den Bearbeitungen die Originalmusik Dowlands zu hören. Er war ein weitgereister Musiker, seine Kompositionen verbreiteten sich in ganz Europa und waren zu der damaligen Zeit so etwas wie Pop-Songs heute.
Eine Premiere bei den TonSpuren-Konzerten war das Spiel auf einem Clavichord. Es ist eines der ältesten besaiteten Tasteninstrumente und verbreitet einen ganz leisen zarten Klang. Mit Unterstützung von ein wenig Technik konnte das Instrument so verstärkt werden, das auch im hinteren Teil des Raumes die Melodien zu hören waren. Es habe Ähnlichkeit mit einer Laute, meinte Michael Hell. Besonders wurde es früher von Organisten geschätzt, um zu üben. Denn es nicht nur so leise, dass man es spielen konnte, ohne den Nachbarn zu stören, es ist auch ein sehr kompaktes kleines Instrument.
Es war ein äußerst gelungenes Konzert: Das Publikum genoss sichtlich die feinen Melodien, in denen Michael Hell so meisterlich schwelgte. Sie erfuhren auch viel Wissenswertes über den Komponisten, seine Zeit und über die Instrumente. Kein Wunder, dass am Ende viele Zuschauer noch ein wenig verweilten und den Professor auf der Bühne umringten, der geduldig alle Fragen zu Cembalo und Clavichord beantwortete. Die TonSpuren-Konzerte machen nun ihre Sommerpause – im Juni organisiert der Kunstförderverein im Kreis Düren die Spannungen-Konzerte in Heimbach. Ende August geht es dann weiter und Liebhaber der Alten Musik können sich schon auf abwechslungsreiche Konzerte freuen.
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