Umland, Düren: Schon seit Jahren können sich Liebhaber der Alten Musik einmal im Monat auf ein hochkarätiges Konzert in Düren freuen: Initiiert von der Flötistin Darja Großheide veranstaltet der Kunstförderverein im Kreis Düren e.V. in Kooperation mit der Kulturfabrik Becker&Funck die Konzertreihe TonSpuren. Die Sommerpause ist nun beendet und die Besucher können auch in der zweiten Jahreshälfte ein abwechslungsreiches Konzertprogramm erleben.
Am Montag, 27. August, steht das junge Ensemble Cembaless auf der Bühne mit ihrem Programm „La Follia und andere Verrücktheiten“. Damit greifen sie eines der beliebtesten harmonischen Improvisationsmuster des 16. und 17. Jahrhunderts auf – die Folia. Als Sarabande aus Südamerika kommend, wurde sie zunächst in Spanien als wilder und zügelloser Tanz von Kastagnetten begleitet. Spanien stand zu jenem Zeitpunkt als große vorherrschende Handelsmacht unter vielfältigen kulturellen Einflüssen, und somit mischten sich möglicherweise iberisch-arabische Elemente mit ein. Im Hinblick auf das katholische Königshaus ist es jedoch kaum verwunderlich, dass die Sarabande/Folia auf Grund ihrer obszönen und erotischen Tanzbewegung, sowie der lärmenden Musik bald unter strengen Strafen verboten und vom Klerus verurteilt wurde. Mit der, an die in England typische „Broken Consort“ angelehnten Besetzung, erschafft Cembaless eine eigene Klangwelt, die einerseits in die intime englische Kammermusik führen kann, als auch die feurigen spanischen Gitarrenrhythmen zum Klingen bringt und somit zwei musikalische Welten sowohl gegenüberstellt als auch miteinander vereint.
Am Montag, 24. September, heißt es dann „Für Gott und die Welt – Sonaten aus Fidicinium Sacro Profanum“. Das Fidicinium Sacro-profanum, tam Choro, quam Foro, Pluribus Fidibus concinnatum et concini abtum, auf Deutsch „Geistlich-weltliches Saitenspiel, für Kirche wie Marktplatz, für mehrere Streichinstrumente kunstgerecht komponiert und für das gemeinsame Spiel geeignet“, hat schon alles im Titel. Heinrich Ignaz Franz Biber, der herausragende Violinvirtuose seiner Zeit, ist hier auf dem Höhepunkt seiner Kunst. Varianten- und bilderreich entsteht ein Kosmos des Barocks in Österreich. Das Ensemble Harmonie Universelle wird die Besucher in Zeit des 17. Jahrhunderts entführen.Ein ungewöhnliches Konzert steht am Montag, 22. Oktober, auf dem Programm: ILLUMINISMO oder: was heißt hier „Aufklärung“? ist der Abend betitelt, der einen nicht unbeträchtlichem komödiantischen Anteil beinhaltet. Es erklingt Musik aus der Epoche der Aufklärung. Die „Italian Connection“ besteht aus Luisella Tamietto – Comedian, Darja Großheide und Lorenzo Brondetta – Traversflöten und Sabine Erdmann – Cembalo. Im Zeitalter der Aufklärung hatten Musiker, Literaten und Philosophen einen regen Gedankenaustausch und pflegten Freundschaften. In Berlin trafen sich beispielsweise Lessing, Quantz, Voltaire und Carl Philipp Emanuel Bach. Welchen Auswirkung aber hatte die Aufklärung auf die Instrumentalmusik dieser Zeit? Es gibt verschiedene Erklärungsversuche dazu. Kann man Aufklärung hören? Der Aufklärungsgedanke gilt als der Initialfunke der Moderne. Brauchen wir ihn heute noch? Mehr denn je! Wovon müssen wir uns heute und wovon muss sich der aktuelle Konzertbetrieb freistrampeln? Dank der komischen Einlagen von Luisella Tamietto werden diese Fragen neu aufgeworfen und dem Publikum keine Lösungen vorgegeben. Alte Musik und Comedy – ein etwas anderes Konzertkonzept.
„Ohne Jagdschein“ haben Christian Binde (Horn) und Tobias Koch (Klavier) ihr Konzert am Montag, 19. November, benannt. Sie spielen Hornsonaten von Beethoven, Ries sowie Punto und verbinden damit eine virtuos-unterhaltende, fein gesponnene Hommage auf eine neue Ära im Ausdruck eines Ur-Instruments. Das Horn: Animalisches Machtsymbol; als Trophäe von Horden gejagt und mit Spießen erbeutet; zersplittert, geformt und gefeilt unter Hieben von Faustkeil, Messer und Beil; laut schmetternd tönend; warnend, schützend, verängstigend; die Reiche der Götter und Kaiser markierend; weit getragen auf steinigen Wegen aufstrebender Handwerkskunst; verfeinert unter den klingenden Hammerschlägen findiger Schmiede!
Vier Jahrtausende sollte es dauern, bis das Horn den Nimbus des reinen Signalgebers hinter sich lassen und seinen Einzug in die Kunstmusik halten konnte. Im Barock noch tief mit der Jagd assoziiert, verinnerlicht sich sein Ausdruck in der Epoche der Klassik, um in der Romantik nach Robert Schumann zur “Seele des Orchesters” zu werden. Die Sonate für Horn und Klavier Op 17 von L. v. Beethoven ist ein echter Meilenstein! Das dem Star-Virtuosen Giovanni Punto auf den Leib geschriebene und von Beethoven selbst am Klavier begleitete Werk balanciert signalhafte Motivik und abstrakte kammermusikalische Konversation beispielhaft aus.
Das letzte Konzert in diesem Jahr findet am Montag, 17. Dezember, statt. „Gut gezupft! Originalkompositionen für Mandoline, Laute und Zupfklavier“ heißt es. Birgit Schwab, Erzlaute, Barocklaute, Léon Berben, Cembalo (Zupfklavier) und Daniel Ahlert, Mandolinen präsentieren an diesem Abend einige musikalische Besonderheiten. Im 18. Jahrhundert wurde die Laute nach und nach von Mandoline und Cembalo ersetzt und doch gibt es einige Kompositionen, in denen alle drei Instrumente gemeinsam spielen. Virtuos und farbenreich präsentiert das Trio diese musikalischen Raritäten von Stanley, Arrigoni, Hagen und Morandi in seinem Barockprogramm.
Die Konzertreihe Tonspuren wird vom Kunstförderverein Kreis Düren veranstaltet. Die Konzerte beginnen jeweils um 19.30 Uhr in der Fabrik für Kultur und Stadtteil Becker & Funck, Binsfelder Straße 77. Weitere Informationen gibt es unter www.tonspuren-dueren.de. Karten sind erhältlich für 15,00 Euro, ermäßigt 7,00 Euro an der Abendkasse oder Kartenreservierungen an:
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