Zülpich: Es ist endlich geschafft: Der Segelverein für Menschen mit Behinderung (SFBEH) hat sein neues Domizil am Wassersportsee endgültig bezogen und die Mitglieder können seit diesem Jahr wieder in aller Ruhe segeln gehen. Das freut nicht nur Uwe Bischoff besonders. Der 50-Jährige hat das Down-Syndrom und zählt zu den Gründungsmitgliedern des Vereins. Mit einer Jolle ohne Motor über den See zu gleiten, ist für ihn das Größte und er ist regelmäßig dabei, wenn am Wassersportsee die Segel gesetzt werden. Er habe auch einen Segelschein gemacht, erzählte er stolz.
Der Verein ist zwar in Köln angesiedelt, doch der Wassersportsee ist das nächste Segelrevier für die Kölner und seit Jahren hatten sie ihren Stammplatz am See. Zudem nutzen auch verschiedene Schulen und Einrichtungen aus dem Kreis Euskirchen und Düren das Angebot des Vereins. Doch beinahe wäre Schluss gewesen mit der Segelei, denn der Verein musste wegen der Landesgartenschau im vergangenen Jahr seinen angestammten Platz aufgeben. Der Schwimmsteg befand sich auf dem geplanten Gartenschaugelände und da war die Not groß im Verein. Doch Helmut Gröger, seit 1991 Vorsitzender, wollte nicht aufgeben.
Von der Stadt Zülpich haben die Segler zwar 7.500 Euro bekommen, doch für einen Umzug am See neben den Ruder- und Segelverein Zülpich reichte das Geld bei Weitem nicht. Also machte sich Gröger auf die Suche nach Sponsoren. Einer der größten Geldgeber war dann die Marga und Walter Boll Stiftung mit Sitz in Kerpen. Deren Vorsitzender, Wolfgang Anders, wohnt selbst in Zülpich und bekam die ganze Misere des Vereins mit und für ihn war klar: Da muss geholfen werden. Sie hätten zunächst eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um einen Überblick über die erforderlichen Kosten zu bekommen, erzählte Anders. Und die waren hoch. Denn mit einem einfachen Verlegen des bisherigen Schwimmstegs und ein wenig Uferbefestigung war es bei weitem nicht getan.
Der Wassersportsee ist nach der Einstellung des Tagebau entstanden und die Zufahrt, die auch der Ruder- und Segelverein Zülpich benutzt, war die ehemalige Zufahrtsstraße für die LKWs in den Tagebau hinein. Die Betonstraße wurde zwar gesprengt, doch die Gesteinsbrocken lagen noch im Wasser – direkt am Ufer, dort wo der Verein sein neues Domizil bekommen sollte. Die Entfernung der Steine hat allein mehr als 60.000 Euro gekostet. Er hätte nicht gedacht, dass sie es schaffen würden, erinnerte sich Helmut Gröger, die Probleme schienen am Anfang doch zu groß. Erst mit dem Kontakt zur Stiftung habe er „Land gesehen“, meinte er. Zwei Jahre lang wurde geplant und insgesamt waren rund 180.000 Euro notwendig, um dem Verein ein neues Heim zu geben. Es musste nach dem Abtransport der Gesteinsbrocken Land aufgeschüttet werden, der Schwimmsteg wurde verlegt, ein überdachter Sitzplatz direkt am Steg entstand und die Container für Lagerung und Sanitärbereich konnten sogar noch mit Holz verkleidet werden. Die Marga und Walter Boll Stiftung trug allein etwa 80.000 Euro. Größere Summen kamen noch von der Kämpgen Stiftung (30.000 Euro) und der Stiftung „Wir helfen“ (30.000). Viele weitere kleinere Spenden sorgten dann dafür, dass der Verein dieses große Projekt stemmen konnte und kurz vor Weihnachten im vergangenen Jahr waren alle Arbeiten erledigt.
Uwe Bischoff ist jedenfalls glücklich, dass er weiterhin regelmäßig über den Wassersportsee fahren kann. Wenn er mit einer Jolle über das Wasser gleitet – ganz ohne Motorkraft – dann ist dies für ihn das Größte: „Das mache ich gerne“. Wenn es im Frühjahr nach der Winterpause regelmäßig wieder losgeht, ist der 50-Jährige immer dabei und das seit 31 Jahren. Und Dank des Einsatzes vieler Helfer kann dies auch in den kommenden Jahren so bleiben. Nicht nur für Uwe Bischoff.
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