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Den hölzernen Weberschiffchen ist die Form des süßen Gebäcks nachempfunden. [Foto: privat]

„Weberschiffchen“ wird zum süßen Markenzeichen

Roetgen: Was früher als Symbol für sauren Broterwerb stand, wird mittlerweile zum süßen Markenzeichen: Die hölzernen Weberschiffchen, die einst unermüdlich in den Roetgener Webstühlen hin- und hersausten, standen Pate für eine Spezialität, die der Heimat- und Geschichtsverein gemeinsam mit dem Bäckermeister Karl-Heinz Heidbüchel entwickelte und auf den Markt brachte. „Aachen hat seine Printen, Monschau die Dütchen und wir nun unsere Weberschiffchen“, freuen sich die Initiatoren über die geschichtsträchtige Leckerei.< Mehrere Jahrhunderte war Roetgen ein „Dorf der Weber“. Die dicht gewebten Tuche und Stoffe, die zunächst in den zahlreichen Manufakturen in Heimarbeit und später in Dampffabriken hergestellt wurden, waren von so hoher Qualität, dass sie in alle Welt exportiert wurden. Die hochwertige Ware wurde vor allem für Mäntel, Uniformen und Decken verwendet. Und in den Plüschwebereien entstanden im 19. Jahrhundert edle, langflorige Samtstoffe für Möbel und Vorhänge.

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Auf Initiative von Brünhilde Schuppener (r.) entwickelte Bäckermeister Karl-Heinz Heidbüchel (l.) die Roetgener Weberschiffchen. [Foto: privat]

An diese alte Handwerkstradition erinnern die gebackenen Weberschiffchen, die Brünhilde Schuppener erstmals für ein Pfarrfest entwickelte. Ihr Ehemann Ulrich hatte zuvor ein detailliert recherchiertes Buch über Roetgens Webertradition geschrieben und mit den leckeren Törtchen wollte sie Appetit aufs Lesen machen. „Dat möd er nochens mache“, war die einhellige Meinung der Festbesucher. Brünhilde Schuppener ließ dieser Gedanke nicht mehr los. Sie grübelte lange darüber nach, wie man ihre spontane Idee in ein dauerhaftes „Denkmal“ für die Roetgener Webervorfahren umfunktionieren könne. Mit Bäckermeister Karl-Heinz Heidbüchel fand sie einen begeisterten Fachmann.

„Brünhilde Schuppener hat uns die Steilvorlage gegeben“, erzählt Heidbüchel. Nach ihrem verfeinerten Hausfrauen-Rezept werden die Weberschiffchen nun in seiner Bäckerei en gros gebacken. „Die sind richtig, richtig lecker“, meint der Experte schmunzelnd.

Die circa zehn Zentimeter langen, ovalen Schiffchen bestehen aus einem Buttermürbeteig mit gebackenem Marzipanrand. In die Mitte wird anschließend eine Nugatfüllung gespritzt. Da der Spritzbeutel mit einer Sterntülle versehen ist, erinnert die Struktur der süßen Fülle an den gewickelten Faden, der sich früher im Inneren der hölzernen Weberschiffchen befand. Verpackt in eine hauchdünne Holzschale in Schiff-Form und jeweils mit einem Zertifikat versehen, auf dem die Roetgener Webertradition erläutert wird, kommen die süßen Köstlichkeiten in den Verkauf.

In der Entwicklungsphase haben die Initiatoren viel über die alte Roetgener Webertradition gesprochen. Dabei kam die Frage auf, wie wohl früher dieses fürs Weben unverzichtbare Werkzeug geheißen habe. Erst eine Anfrage im Höfener Webereimuseum bei Dr. Bernd Jansen sorgte für Klarheit. Es war „et Schöffje“, so nannte man es zumindest in der Monschauer Gegend. „In Roetgen hat man dann sicherlich ‚et Scheffje‘ gesagt“, mutmaßen die Mitglieder des Geschichtsvereins.

Die von Ulrich Schuppener akribisch recherchierte Dokumentation „Roetgens Webertradition“ [ISBN 90-5433-081-3] ist über den Heimat- und Geschichtsverein zu beziehen: www.heugeve-roetgen.de

8.1.2016LebenRoetgen0 Kommentare bwp

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