Eifel: „Wir haben nicht nur ein offenes Ohr, sondern vor allem auch ein offenes Herz für die Anrufer“, erzählt Ursula Muhle, Geschäftsführerin des Landfrauentelefons NRW. Seit dem 25. Januar ist die Leitung mit der Rufnummer 02591 – 9403409 nach einem Jahr Pause wieder jeweils montags von 18.00 bis 22.00 Uhr und mittwochs von 9.00 bis 13.00 Uhr freigeschaltet, mit neuer Crew. 15 Jahre waren die ehemaligen Beraterinnen ehrenamtlich aktiv. Jetzt nehmen abwechselnd im Schichtdienst sechs neue Frauen den Hörer ab, ebenfalls ehrenamtlich. Sie alle eint, ihrem anonymen Gegenüber, einem Landwirt oder einer Landwirtin, helfen zu wollen, und dass sie selbst von einem Bauernhof stammen.
„Der eigene landwirtschaftliche Hintergrund unserer Beraterinnen ist ein großer Pluspunkt“, findet Muhle, selbst Landwirtin aus dem Münsterland. Auf diese Weise könnten sie sich viel besser in die jeweilige Situation des Anrufers einfühlen und verstehen, worum es gehe. Denn in keinem anderen Betrieb sei die Verflechtung von Familie und Betrieb so eng, wie im bäuerlichen oder auch im handwerklichen, so Muhle. Themen, die oft angesprochen würden, seien Generationenkonflikte, die Abgrenzung in Arbeits- und Privatbereich, Auseinandersetzungen zwischen Ehepaaren oder zwischen Vater und Tochter, aber auch Alkoholmissbrauch und andere Suchtformen, Einsamkeit, finanzielle Not. „Eigentlich alles, was das Leben zu bieten hat“, schildert Muhle. Tabuthemen gebe es keine.Für einige Bäuerinnen und Bauern beispielsweise ginge der Hof vor. Da sei es „gewöhnungsbedürftig“, wenn die Jüngeren sich neben dem Betrieb auch in einem Verein engagierten. Die Jüngeren jedoch sehen das anders und möchten ihren Anspruch auf Freizeit auch durchsetzen. Das berge Konfliktpotenzial. Die Beraterinnen vom Landfrauentelefon NRW betonen, dass sich Hilfesuchende in jeder Phase des Konflikts an sie wenden können und nicht erst, wenn die Not erdrückend hoch geworden ist.
Sie sind darin geschult, aktiv zuzuhören und gemeinsam mit den Anrufern nach Lösungen zu suchen. Manchmal vermitteln die Frauen auch an eine andere Beratungsstelle wie die ländliche Familienberatung. Aber nicht jeder rufe mit dem Ziel an, etwas zu verändern, sondern möchte sich Erleichterung in der jeweiligen Situation verschaffen. Das sei ebenfalls okay. „Wir möchten den Anrufern Mut zusprechen, sie in ihrem Tun bestätigen oder ihnen einfach nur vermitteln, dass jeder Mensch es wert ist, so wie er ist, angenommen zu werden“, sagt Muhle. Die Zeitdauer des Telefonats spiele keine Rolle.
Die sechs Beraterinnen zwischen Anfang 30 und Ende 50 stammen aus NRW. Wie die Anrufer bleiben sie ebenfalls anonym. Nach erfolgreicher Bewerbung haben sie eine 190-stündige Ausbildung in Bereichen wie Kommunikations- und Wahrnehmungspsychologie, aktives Zuhören, System Familie und Vermittlung im Konflikt absolviert. Neben regelmäßigen Beratungen für die Mitarbeiterinnen, den so genannten Supervisionen, folgen zwei weitere mehrtägige Schulungen, während denen sich die Frauen auch untereinander austauschen können. Außerdem können sie selbst jederzeit die Supervisorin zu Rate ziehen. Das Landfrauentelefon wurde im Jahr 2000 von den rheinischen Landfrauen gegründet. Inzwischen ist es ein Zusammenschluss der Westfälisch Lippischen und der Rheinischen Landfrauen.
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