Euskirchen: „Wolfgang“ brachte die Zukunft nach Euskirchen. Wolfgang ist ein umgebauter Doppelstock-Stadtbus und sein Inneres hat es in sich: Acht hochmoderne Arbeitsplätze – jeweils bestückt mit Computer und 3D-Drucker – befinden sich im oberen Bereich. Wolfgang ist natürlich nur der Spitzname für dieses mobile 3D-Druck-Labor. In Anlehnung an das Aachener Fachhochschullabor GoetheLab haben die Wissenschaftler ihren Bus einfach „Wolfgang“ genannt. Die Stabsstelle für Struktur- und Wirtschaftsförderung des Kreises Euskirchen hatte zusammen mit der AGIT mbH im Rahmen des Projektes ScienceLink den Bus nach Euskirchen geholt, um vor Ort interessierten Unternehmen die Möglichkeiten des 3D-Drucks zu zeigen. „Wir wollten die 3D-Technik greifbar machen“ erklärt Michael Franssen, Technikscout bei der Wirtschaftsförderung Euskirchen. Ganz praktisch wurde die Vorstellung der Technik im Workshop für die Unternehmer: Sie konnten sich an die Arbeitsplätze setzen und erfuhren auf diese Weise, wie der 3D-Druck eingesetzt werden kann.
Alexander Schwarz ist einer der Mitarbeiter im GoetheLab. Er ist Leiter des Kompetenzbereichs Metall und kann genau erklären, wie der Druck funktioniert und wo die Einsatzmöglichkeiten sind. Im Workshop kam allerdings kein Metall zum Einsatz, sondern Kunststoff und die Teilnehmer konnten ein kleines Modell vom Kölner Dom fertigen.
Schicht für Schicht wird ein Teil im 3D-Drucker aufgebaut. Doch zunächst müssen am Rechner 3D-Pläne erstellt werden. Diese Informationen werden dann an den Drucker weitergegeben. Im Drucker befindet sich das Material, aus dem das Teil entstehen soll – in diesem Fall Kunststoff. Der ist auf einer Spule aufgerollt wie ein dünner Draht. Dieser führt in einen Extruder, ein Fördergerät. Durch Druck und hohe Temperatur wird der nun zähe Kunststoff durch eine dünne Düse gedrückt und die erste dünne Schicht auf der Platte kann entstehen. „Man könnte es mit einer automatischen Heißklebepistole vergleichen“, erklärt Schwarz. Ein dünner Strang wird auf der Platte abgelegt. Anschließend fährt die Platte ein kleines Stückchen herunter und die nächste Schicht kommt hinzu. Auf diese Weise entsteht langsam das Bauteil. Bei genauerem Betrachten, sind die einzelnen dünnen Schichten nach der Fertigstellung noch zu sehen. Doch 3D-Druck funktioniert nicht nur mit Kunststoff. Mit Metallen können ebenfalls Teile gedruckt werden. In diesem Fall wird Metallpulver aufgetragen und mit einem Laser aufgeschmolzen. Die heutigen 3D-Drucker können auch sehr fein arbeiten, 20 bis 50 Mikrometer (50 Mikrometer = 0,05 Millimeter) sind möglich. Allerdings seien die Oberflächen zur Zeit noch sehr rauh, ähnlich wie beim herkömmlichen Gussverfahren, erklärt Alexander Schwarz. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig. Viele Firmen würden mit dem Kunststoffverfahren einsteigen und damit Prototypen erstellen, meint er.
Martin Daut, Geschäftsinhaber der Euskirchener Firma Mada Metallverarbeitung, war einer der Interessenten, die sich über die Möglichkeiten des 3D-Drucks informiert haben. Sie hätten schon verschiedene Ideen, wie sie bei sich den 3D-Druck einsetzen könnten, meint Daut. Sie könnten beispielsweise für die Kunden Muster ausdrucken, damit diese sich das spätere Endprodukt besser vorstellen könnten, meint Daut. Sie würden schon mit 3D-Laserscannern arbeiten, da wäre der 3D-Druck eine gute Ergänzung. Bei ID Engineering in Euskirchen konstruieren die Ingenieure schon seit rund zehn Jahren Teile für den 3D-Druck. Das Unternehmen stellte den Platz für das fahrende 3D-Druck-Labor zur Verfügung und Geschäftsführer Christoph Werner nutzte die Möglichkeit, sich über die neuesten Entwicklungen zu informieren. Ihre Teile würden auch schon in Maschinen eingesetzt, erklärte der Ingenieur.
Ende der 1980er Jahre begann die Entwicklung des 3D-Drucks und sie ist noch lange nicht am Ende. Die Nachfrage sei groß, doch bisher hätten im Euskirchener Raum erst wenige einen 3D-Drucker, meint Technologiescout Franssen. „Man braucht auch einiges an Know-how.“ Er berät Firmen, die sich für den 3D-Druck interessieren, vermittelt Kontakte und steht als Ansprechpartner für Unternehmen zur Verfügung, die in diesem Feld tätig werden möchten. Durch den 3D-Druck entstünden auch neue Geschäftsmodelle, ist sich Franssen sicher. Schon jetzt gibt es einige Firmen, die für den 3D-Druck konstruieren. Er könne sich auch eine Art Copy-Shop vorstellen. Kunden kämen mit ihren Plänen in den Shop und ließen sich dort ihre Teile ausdrucken, meint der Kreismitarbeiter. Für rund 1.000 Euro ist beispielsweise ein Kunststoff-3D-Drucker schon erhältlich. Es fehlen noch ein paar Legosteine? Spielsteine sind abhanden gekommen? Oder man möchte jemandem eine ganz persönliche Büste mit dem eigenen Konterfei als Geschenk erstellen? Mit dem 3D-Druck kein Problem.Dipl-Wirt.-Ing Sebastian Bremen vom Fraunhofer Institut für Lasertechnik ILT erläuterte in seinem Vortrag zum Abschluss der Informationsveranstaltung noch einmal die Möglichkeiten und Anwendungsbereiche des 3D-Drucks. Stahl, Aluminium, Titan – diese Materialien sind bereits als Pulver kommerziell zu bekommen und werden in der Fertigung schon eingesetzt. Magnesium sei in der Entwicklung, erklärte der Ingenieur, und wäre vor allem im medizinischen Bereich interessant, denn der Körper könne es vollständig abbauen. Ob Gitter oder Waben, alle Formen sind möglich. Der Vorteil des 3D-Drucks liege in seiner Flexibilität und der schnellen Verfügbarkeit von Teilen vor allem in Kleinserien oder als Prototypen, nennt Bremen Einsatzmöglichkeiten. Die hohen Investitionsausgaben für Metalldrucker sind immer noch eine große Herausforderung besonders für kleine und mittelständische Unternehmen. Genau hier wollen das Aachener Zentrum für 3D-Druck (die FH-Aachen und das Fraunhofer Institut für Lasertechnik sind hier beteiligt) oder auch das GoetheLab ansetzen. Unternehmer können sich informieren, Einsatzmöglichkeiten für ihren Betrieb abschätzen oder sich weiterbilden.
Ansprechpartner vom GoetheLab oder dem Aachenen Zentrum für 3D-Druck sind unter www.fabbus.fh-aachen.de, www.iwf-research.de oder www.fh-aachen.de zu finden.
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