Eifel: Keine Unterschiede machen, auf wichtige Details oder individuelle Voraussetzungen und Bedürfnisse keine Rücksicht nehmen und alles nach Schema F (übrigens auch eine schöne Redewendung, allerdings aus der Welt des Militärs kommend) abhandeln – das meinen wir heute, wenn wir dieses Sprachbild benutzen. Es stammt aus der Handwerksstube der Schuster. Der Leisten ist eine Art Modellfuß (in den Zeiten der Entstehung dieser Redewendung, dem 16. Jahrhundert, meistens aus Holz, später auch aus Metall und heute oft aus Kunststoff ), über den der Schuster das Leder zieht, um es zu bearbeiten.

Nur der Schuhmacher, der viele verschiedene Leisten in seiner Werkstatt hatte, um allen Fußgrößen und -formen in seiner Arbeit gerecht werden zu können, konnte also gute Schuhe anfertigen, die passten und bequem waren. In früheren Zeiten kam es jedoch vor, dass arme Schuster nur wenige Leisten in ein paar Standardgrößen besaßen. Von den Schuhen, die so entstanden, sagte man dann, der Schuster habe sie alle über einen Leisten geschlagen.

Viele Vertreter des anspruchsvollen Schuhmacherhandwerks gibt es zwar nicht mehr – solche, die wie früher qualitativ erstklassiges individuelles Schuhwerk anfertigen können, sogar noch weniger. Allein im hochpreisigen Segment ist das Können dieses uralten Handwerks noch gefragt. Die allermeisten Schuhe werden heute – oft in Billiglohnländern – vorwiegend maschinell hergestellt. Zu teuer ist diese schwierige und zeitraubende Handwerkskunst geworden, um in der Produktion von Massenware für die Konsumgesellschaft noch eine Rolle spielen zu können. Dennoch hat sich die starke Metapher von dem, der alles über einen Leisten schlägt, bis in unsere Tage gehalten.

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