Euskirchen, Kuchenheim: Teuflisch gut und himmlisch böse – beides war der Lit.Eifel-Abend in der Shedhalle des LVR-Industriemuseums. In den Hauptrollen: WDR-Moderatorin Katia Franke, Eifel-Kenner Manfred Lang und Krimi-Autor Ralf Kramp. Sie gaben im „Club der toten Eifeldichter“ Kostproben bekannter und unbekannter Eifelpoeten zu Gehör. Zuweilen zeigte das Trio sogar unterhaltsames Szenenspiel. Bei Armin Renkers „Teufel im Sack“ trickste Lang als durch und durch listiger Schmied böse den armen Teufel Kramp aus. Rund 160 Zuhörer waren begeistert.
Zum ersten Mal fand eine Lit.Eifel-Lesung in der alten Spinnerei der ehemaligen Tuchfabrik Müller statt. Zwischen Spindeln und Spulen ließ es sich vortrefflich zuhören: „Die Shedhalle hat eine ganz besondere Atmosphäre. Die Maschinen, die hier stehen, sind etwa 100 Jahre alt. Sie gehören in die Zeit der Schriftsteller, die heute hier zu Wort kommen, was könnte da besser passen“, freute sich auch Detlef Stender, Leiter des Industriemuseums.
Das Literaten-Trio konnte jedenfalls aus dem Vollen schöpfen. Die Liste Eifeler Autoren ist länger, als man gemeinhin annimmt. Die Autoren, die für diesen Abend ausgewählt wurden, hatten entweder in der Eifel gelebt oder über den als rau bekannten Landstrich geschrieben. „Wir haben eine willkürliche Auswahl getroffen, nehmen Sie es als Appetithäppchen“, so Manfred Lang. Alphabetisch reichten sie von Johanna Baltz bis Peter Zirbes. Sogar der Literaturnobelpreisträger Ernest Hemingway zählte dazu, der von Lang mit seiner Kriegsreportage rezitiert wurde. Nur wenige wüssten, dass sich der Bestseller-Autor im Winter 1944/45 monatelang als Kriegskorrespondent in der Nordeifel aufgehalten habe. Hemingway sei dabei Augenzeuge der Kämpfe im Hürtgenwald geworden.
Schwülstig, schaurig, eindringlich, warmherzig kamen die Eifeler Prosatexte daher. Von einer brennenden Vogelscheuche bis hin zur traurigen Weihnacht reichten die Themen. Kramp & Co. schlugen lustige und leise Töne an. Immer wieder war die Eifellandschaft im Fokus der Autoren. Mal war es ein realistisches Licht (etwa bei Ernst Thrasolt), mal eine üppige Huldigung des Landstrichs (so bei Johanna Baltz). Kramp wurde es angesichts solcher Verse „wie tief in Dir geheimes Feuer glüht…“ zu viel: „Keine Panik, diesen üppigen Zuckerguss werden Sie nicht den ganzen Abend genießen müssen.“ Natürlich durfte auch Clara Viebig als populärste Eifelautorin genauso wenig fehlen, wie Nanny Lambrecht („die katholische Viebig“). Kramp lobte die beiden Schriftstellerinnen: „Die zwei gewichtigen Eifelautorinnen schreiben sehr ausdrucksstark. Faszinierend, wie da beim Hören und Lesen direkt Bilder entstehen.“
Dekoriert war der Tisch der Protagonisten mit Spindeln voller Garn, aber auch alte, vergilbte Bücher lagen vor ihnen. Eins davon nahm Kramp in die Hände: Einen ersten Eifel-Krimi (!), der 1940 von Reinhard Wenz geschrieben wurde und in Ulmen angesiedelt war. „Miss-Marple“-like beginnt der Autor im 17. Kapitel mit einem Elf-Uhr-Abendzug und entwickelt eine mörderische Dorfgeschichte, in der Frau Lehrer, die Schmiedfrau, der Briefträger, der Schreiner und nicht zuletzt der Schinkenkanadier eine Rolle spielen.
Die Mischung passte: Die Radiostimme von WDR-Moderatorin Katia Franke, der polternde Eifeler mit Manni Lang und der trotz Eifeler Släng durchaus aristokratisch wirkende Ralf Kramp. Veranstaltet wurde der Abend in Kooperation mit dem Verein der Freunde und Förderer des LVR-Industriemuseums Euskirchen. Deren Vorsitzender, Heinz-Otto Koch, ist glücklich: „Es war beeindruckend, unter die Haut gehend und wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.“ [pp]
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