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Matthias Fieder führte uns Journalisten durch die Ausstellung. [Foto: bwp]

Unser täglich Wasser: Faszinierende Ausstellung im Freilichtmuseum

Mechernich, Kommern: Wasser ist nicht nur zum Waschen da. Das belegt eine grandiose Ausstellung mit dem Titel „Trüb und klar. Unser täglich Wasser“, die im Kommerner Freilichtlichtmuseum präsentiert wird. Eigentlich hätte die Eröffnungsfeier bereits im März stattfinden sollen, doch die Corona-Epedimie drehte den Organisatoren den Hahn zu: Besucherstopp. „Da hatten wir Tränen in den Augen“, beschreibt Museumsleiter Dr. Josef Mangold die damalige Stimmungslage.

Die Durststrecke bis zur teilweisen Wiedereröffnung – seit 30. Juni ist das Gelände gemäß der vorgeschriebenen Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen wieder geöffnet – war für die Museums-Experten lang. Doch die besucherfreie Zeit wurde kreativ genutzt. So entstand nicht nur der fast 90-seitige Begleitkatalog: Wissenschaftliche Ausarbeitungen zu den Themen „Wasser und Körperpflege im Spannungsfeld von der frühen Neuzeit bis heute“ oder „Wassernutzung im Haushalt“. Auch die energetische Nutzung des Lebenselixiers Wasser wurde genau unter die Lupe genommen: Über Jahrtausende hinweg war Wasser nicht nur Nahrungsmittel für Mensch und Tier, kultisches Element und Reinigungsmittel, sondern ebenfalls Transportmittel, sowie Energielieferant für Mühlen und Dampfmaschinen.

Miniatur-Modelle aus der Spielzeugsammlung des Museums belegen die Kraft der wasserbetriebenen Maschinen. Ein kurzer Fingertipp auf die silbernen Bedienungsknöpfe der Vitrinen sollte ausreichen, um die Miniaturen zum Laufen zu bringen. „Aber wir können gar nicht so schnell desinfizieren, wie das von uns erwartet wird“, bedauern die Ausstellungskuratoren. Wegen möglicher Infektionsgefahr sind deshalb momentan nicht alle Medien- und Informationsstationen zugänglich. Besonders schade, dass ein verdunkeltes Ausstellungskarree nicht ‚bespielbar‘ ist. Hier baumeln an Metallketten verschiedene , porzellanene Wasserspülungsgriffe. Würden sie gezogen, ertönt jeweils ein unterschiedliches Geräusch, das es zu erraten gilt. Erstaunlich, wie unterschiedlich Wasser klingen kann… Mal hört man das Blubbern von kochendem Wasser, dann das gepresste Geräusch, wenn Wasser mit einer Schwengelpumpe aus dem Brunnen ans Licht befördert wird.

Wie im Laufe der Jahrhunderte das Wasser zu den Menschen kam, wird ein eigener Schwerpunkt der Ausstellung gewidmet.

Es gibt unzählige Sprichworte zum Thema Wasser: „Ein Tropfen auf den heißen Stein“… „Ein Schlag ins Wasser“ oder „Wasser hat keine Balken“. In diesem Sinne sind Schaukästen angebracht, die das Element „Wasser“ positiv und negativ hinterfragen. „Ganz ehrlich: Woran denken Sie, wenn Sie das Wort ‚Mittelmeer‘ hören? An den letzten entspannten Familienurlaub? Oder an die Flüchtlingsdramen, die sich auf hoher See abspielen?“, hinterfragte Daniel Manner, der für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Museums zuständig ist. Wer als Ausstellungsbesucher die drehbaren Holzkästen betrachtet, sieht einerseits Symbole für das Badevergnügen (einen mintfarbenen Bikini aus den 60-er Jahren, nebst plüschiger Badekappe), auf der Rückseite jedoch eine Aufnahme von Flüchtlingen im maroden Schlauchboot… Überflutungen und Dürrekatastrophen spiegeln ebenfalls die zwei Sichtweisen des Elements ‚Wassers‘ wider.

Ein besonderer Hingucker ist die indirekt beleuchtete, gläserne Vitrinenwand, in der 200 Wasserflaschen – vom tönernen Krug bis zur gestylten Plastikflasche – ausgestellt werden. Der Witterschlicker Apotheker Dr. Klaus Trenkle hat seine imposante Sammlung zur Verfügung gestellt. Nachdenklich stimmt eine Vitrine, in der solch Absurditäten wie „Katzenwasser“ oder „Babydream“, ein stilles Mineralwasser für Kleinkinder, sowie stylisch geformte Modewasser der ‚Schönen und Reichen‘ zu sehen sind. Große Konzerne graben so – im wahrsten Sinne des Wortes – vielen Ländern das Wasser ab.

„Diese Ausstellung ist ein Highlight, deshalb haben wir uns entschlossen, sie zu verlängern“, erklärte Dr. Josef Mangold. Nun ist geplant, die über 2.500 Exponate rund um das Element Wasser bis ins nächste Jahr zu präsentieren. Danach wird die Ausstellung durch drei weitere LVR-Museen touren.

Einen Wermutstropfen gibt es aber weiterhin: Gemäß der Corona-Schutzmaßnahmen mussten solch beliebte Großveranstaltungen wie der historische Jahrmarkt oder die „Zeitblende“ vorsichtshalber abgesagt werden. Wie es mit der Veranstaltung „Nach der Ernte“ aussieht, steht noch nicht fest. Doch bereits jetzt finden wieder – mit notwendigem Sicherheitsabstand – Handwerksvorführungen vom Museumsschmied, Stellmacher und Mausefallen-Fertigerin statt. Auch Mitmach-Kurse wie Filzen, Seife herstellen, Steckenpferde oder Fensterbilder gestalten können wieder gebucht werden.

Mittlerweile konnte das Museum seinen Betrieb wieder aufnehmen. Wenn auch noch eingeschränkt. Da momentan nur zwölf Häuser im ‚Einbahnstraßensystem‘ zugänglich sind – also über einen separaten Ein- und Ausgang verfügen – wurde das Eintrittsgeld auf fünf Euro reduziert. Der Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist frei. Auch das Parken ist mindestens bis zum Ende der Sommerferien kostenlos. Historische Häuser, die nur über einen Eingang verfügen, dürfen weiterhin nicht betreten werden. Dafür sind aber alle Fenster geöffnet, sodass Besucher zumindest einen Blick ins Innere werfen können.

Zudem wurde auf dem Freigelände des Museums das „Wassermanagement“ optimiert: Einige der gepflasterten Museumswege in der Baugruppe „Bergisches Land“ wurden neu angelegt, damit einerseits der Blick auf die liebevoll restaurierten Häuser verbessert wird. Andererseits ist nun gewährleistet, dass bei Starkregen das Wasser nicht mehr in die Häuser fluten kann und somit kostbare Bausubstanz zerstört.

LVR-weit wird ab dem 5. Juli ein neues Kassensystem eingeführt. Ab diesem Zeitpunkt können Tickets online gebucht werden, um langes Anstehen an der Kasse zu vermeiden. Diese Modernisierung sei schon im Vorfeld geplant gewesen und nicht erst durch Corona ausgelöst worden, versichern die Organisatoren.

3.7.2020KulturMechernich, Kommern0 Kommentare bwp

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