Umland, Düren: Wer emsige Bienen für sich arbeiten lässt, erhält Honig als süßen Lohn. Dieses Prinzip funktioniert nicht nur in der Eifel. Vergangenes Jahr entwickelte der Dürener Imker Frank Schmutzler ein eigens für die klimatischen Bedingungen der Elfenbeinküste konzipiertes hölzernens Bienenhaus. „Freunde hatten mich gefragt, wie man den Kakaoanbau in der Region de la Mé optimieren könne“, lässt Schmutzler das Hilfsprojekt Revue passieren. Sein Lösungsvorschlag: Bienen zur Bestäubung einsetzen, so ließe sich auf Dauer die Ertragsmenge und die Qualität des fair gehandelten Kakaos steigern. „Doch durch Bürgerkrieg und Brandrodung waren Unmengen von Bäumen verschwunden, sodass die wilden Bienen, die dort in hohlen Baumstämmen wohnen, kaum noch Lebensraum fanden“, erzählt der Diplom-Biologe. „Es war keine einzige Biene mehr zu sehen.“ Sein aus einfachen Holzleisten gezimmerter Bienenstock lockte die Insekten innerhalb kürzester Zeit wieder zurück: „Sie haben das gerne angenommen!“ Inzwischen konnte bereits der erste Honig gewonnen werden, mit dem die Kakaobauern ihren Einkommen – der Mindestlohn beträgt umgerechnet 100 Euro im Monat – im Nebenerwerb aufstocken können. „Und auf die Kakaoqualität wird sich die Rückkehr der Bienen auch auswirken“, ist sich Frank Schmutzler sicher.
„Mittlerweile haben sich die Kakaobauern neun weitere Bienenstöcke gebaut“, weiß der Merzenicher Unternehmer Bernd Ohlemeyer, der eine Bauern-Cooperative an der Elfenbeinküste bei der Direktvermarktung ihrer Produkte unterstützt. Vor acht Jahren hatte er erstmals Kontakt zu den Menschen in dem vom Bürgerkrieg zerstörten Land. Carlos Aye, der dort aufgewachsen ist und schon seit vielen Jahren in Düren lebt, hat den Austausch stets gefördert und begleitet. Gebrauchte Kleidung und Schulmaterial waren die ersten Hilfslieferungen aus dem Kreis Düren. Der Förderverein Dürener Wochenmarkt steuerte später 500 solarbetriebene Taschenrechner bei. Das Bienen-Projekt war dann ein Musterbeispiel für Hilfe zur Selbsthilfe.
Als nun eine dreiköpfige Delegation von der Elfenbeinküste mit Monsan Bernadin Adon, 1. Vizepräsident des Regionalrats de la Mé, im Kreishaus Düren bei Landrat Wolfgang Spelthahn zu Gast war, ging es um eine noch höhere Ausbaustufe der Hilfe zur Selbsthilfe. „Wir haben das Ziel, 20 bis 30 junge Menschen von der Elfenbeinküste bei der Dürener Gesellschaft für Arbeitsförderung in Holz-, Metall- und Elektroberufen ausbilden zu lassen. Anschließend werden sie in ihr Heimatland zurückkehren, um dort zu arbeiten und ihr Wissen und Können an andere weiterzugeben“, umreißt Landrat Wolfgang Spelthahn das Pilotprojekt. Gemeinsames Ziel ist es, den Menschen vor Ort Arbeit und damit Lebensperspektiven zu bieten. So soll ihnen ein Flüchtlingsschicksal erspart werden.Mark Schmutzler, Sohn des engagierten Imkers aus Birgel, wird übrigens die Abschlussarbeit seines Agrarwissenschaftsstudiums an der Bonner Universität über dieses vorbildliche Bienen-Projekt an der Elfenbeinküste schreiben. Eine filmische Dokumentation der Aktion „Abidjan Bienen für die Cote d’Ivoire“ ist bei Youtube ins Netz gestellt. https://www.youtube.com/watch?v=2_VbR952spY
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