Bad Münstereifel: Was war der Traum seines Lebens für Werner Biermann? Diese Frage schwang während einer Lit.Eifel-Lesung in der Konviktkapelle Bad Münstereifel mit, in der das renommierte Nordeifeler Literaturfestival seinem im Frühjahr verstorbenen Mitgründer und Programmbeirat Werner Biermann am Montagabend eine wunderbare Hommage bereitete. Helmut Lanio hatte das Programm arrangiert und Biermanns Freunde Hannes Schöner und Roger Handt sowie die Schauspieler und Weggefährten Renate Fuhrmann und Bernt Hahn als Vorleser gewonnen. Vordergründig ging es dabei in Biermanns Biografie um den Amerikaforscher Alexander von Humboldt und den „Traum seines ganzen Lebens“, so der Buchtitel.
Werner Biermanns Witwe Bess Köhler beantwortete die zentrale Frage nach dem Traum seines Lebens gleich in der von Helmut Lanio moderierten Eröffnung des Abends: „Der Traum in Werner Biermanns Leben war es, fremde Kulturen kennenzulernen. Er hatte keine Angst vor dem Fremden.“ Und es klang wie eine Botschaft in das mit 120 Zuhörern gut gefüllte Auditorium hinein. Zu den Zuhörern zählte auch WDR-Redakteurin Beate Schlanstein. Sie hatte unter anderem Werner Biermanns TV-Dokumentation „Der Traum meines ganzen Lebens“ über Alexander von Humboldt und die Serie „Kolonialwaren“ redaktionell bearbeitet und begleitet und war der Lit.Eifel auch bei der Beschaffung des Filmmaterials behilflich, das im zweiten Teil der Biermann-Hommage in der Konviktkapelle gezeigt wurde.Es war eine eindrucksvolle Fernseh-Dokumentation auf den Spuren Alexander von Humboldts durch Mittel- und Südamerika, bei der Werner Biermann unter anderem mit dem Schlauchboot die Stromschnellen des Orinoco durchpflügt und – damals noch Raucher, so Bess Köhler – den 6.310 Meter hohen Andengipfel des Chimborazo erstiegen hatte. In dem Film erklangen neben den O-Tönen der Interviewten und der sonoren Stimme Bernt Hahns auch immer wieder Werner Biermanns Kommentare. Es war, als sei er selbst dabei, der Filmemacher, Autor und Grimme-Preisträger aus Moers mit Wahlwohnsitz Bad Münstereifel und besonderem Faible für Literatur, weshalb er auch die Lit.Eifel vor drei Jahren mitgründete und bis zu seinem frühen Tod auf einer Tunesienreise im Frühjahr 2016 als Programmbeirat begleitete.
Dank an das Leben
Die Vorleser und ihr Moderator gingen ganz behutsam mit dem Werk ihres 71-jährig verstorbenen Freundes um. Der Abend verlief ohne jedes Pathos, es gab keine unbotmäßigen Lobreden, die sich Werner Biermann vermutlich auch verbeten hätte. Manuel Torres, Gitarrist und Sänger aus Chile, spielte die Lieder, die Werner Biermann liebte – und Karl Brück schenkte in der Pause seinen Lieblingswein Canto Grande aus. Zum Abschluss spielte Manuel Torres das Lied „Gracias a la vida“, „Dank an das Leben“, das er bereits bei der Beisetzung von Werner Biermann am 23. April gespielt hatte und das auch an diesem Abend spürbar für eine besondere Atmosphäre sorgte.
Die Lit.Eifel plant 2017 eine weitere Veranstaltung zu ihrem verstorbenen Mitgründer: Am Freitag, 10. März, um 20.00 Uhr wird im Sitzungssaal des Roten Bad Münstereifeler Rathauses Werner Biermanns letztes Buch, die bei Rowohlt erscheinende Adenauer-Biographie, vorgestellt. Auch dann will der Schauspieler und Sprecher Bernt Hahn erneut dem Autor seine Stimme leihen.
Werner Biermann war gerade mit den Korrekturen der Druckfahnen beschäftigt, als die Lit.Eifel 2016 im Frühjahr zu ihren Programmplanungen zusammentrat. Er selbst hatte den Literaturkritiker Denis Scheck für einen Lit.Eifel-Abend im Bad Münstereifeler Kurhaus gewonnen. Zusammen mit dem Autor Magnus Vattrodt wollte sich Werner Biermann im Euskirchener Casino über die Kunst des Drehbuchschreibens unterhalten. Dazu kam es nicht mehr. Werner Biermann verreiste – und starb in Nordafrika. [pp]
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