Euskirchen: Larissa Bender war schon mehrfach in Euskirchen zu Gast und hat im Rahmen der Reihe „Engagiert für Geflüchtete“, die der Kreis Euskirchen gemeinsam mit der Caritas und dem Kommunalen Integrationszentrum im Kreis Euskirchen ins Leben gerufen hat, über Syrien berichtet. Beim vergangenen Termin hatte sie weniger die politische Situation sondern die Schriftsteller im Blick. „Wenn man die Literatur liest, versteht man etwas besser, was in den Ländern vorgeht“, meinte Bender, die als Übersetzerin aus dem Arabischen und als Journalistin tätig ist. Viele syrische Künstler – Maler, Musiker, Schriftsteller – seien nach Deutschland gekommen und mit offenen Armen empfangen worden. „Sie bereichern die Kulturszene“.
„Literarische Reise nach Syrien“ war der Abend betitelt. Larissa Bender stellte den interessierten Besuchern einige Bücher vor und gab einen Einblick in die Literaturlandschaft des Landes. „Haben Sie eine Vorstellung von arabischer Literatur?“ fragte sie die Besucher. Die Geschichten von 1001 Nacht kamen da vielen Besuchern in den Sinn, andere Bücher eher weniger. Es gibt jedoch zahlreiche Autoren in Syrien, die auch sehr viel veröffentlicht haben – allerdings auf arabisch, Übersetzungen gibt es längst nicht von allen Autoren. Die arabische Literatur sei eigentlich gar nicht so anders wie die europäische, machte Larissa Bender Mut, sich künftig vielleicht vermehrt syrischen Literaten zu widmen. Eine Art Roadtrip hat beispielsweise Khald Khalif mit seinem Buch „Der Tod ist ein mühseliges Geschäft“ geschrieben. Khalif zählt zu den bedeutendsten arabischen Autoren und lebt noch in Damaskus und nicht im Exil, wie viele seiner Kollegen. Er beschreibt in seinem Buch die Reise dreier Geschwister, die ihrem Vater versprochen haben, ihn in seinem Heimatdorf zu begraben. In Zeiten von unzähligen Straßensperren konkurierrender Kampftruppen kein leichtes Unterfangen. Niroz Malek hat zuerst auf Facebook Texte veröffentlicht, bis ein französischer Verlag auf ihn aufmerksam wurde und seine Bücher übersetzt hat. „Der Spaziergänger von Aleppo“ ist sein aktuellstes Werk. Larissa Bender stellte aber auch einige Antologien vor, in denen Texte von ganz unterschiedlichen Schriftstellern vertreten sind und die einen guten Einblick geben. Berührende Lyrik ist ebenso dabei wie Kurzgeschichten.
Wie die Zukunft von Syrien ihrer Meinung nach aussehe, war eine der Fragen an Larissa Bender. „Ich habe heute leider keine Hoffnung, dass es sich zum Positiven verändern könnte. Der Hass, die Verletzungen sitzen zu tief und es wird kaum noch miteinander geredet“, zeigte sich die Syrien-Kennerin pessimistisch. Sie selbst kam 1981 nach Damskus, um ihre Sprachkenntnisse zu vertiefen. „Es ist ein wunscherschönes Land“, erinnerte sie sich und so eine große Gastfreundschaft habe sie an anderen Orten nie erlebt. Über die Literatur möchte sie anderen Menschen Syrien näher bringen. In der letzten Zeit sei viel passiert und viele Übersetzungen seien herausgekommen. Nach dem Arabischen Frühling hatten die Verlage sich noch sehr zurückhaltend gezeigt, sie hätten auf den einen Roman zum Arabischen Frühliung gewartet, doch den könne es nicht geben, meinte Bender. Inzwischen ist die Nachfrage gestiegen und die Übersetzer schwer beschäftigt, um alle Anfragen bedienen zu können. Syrische Literatur sei oft sehr traurig. Nicht verwunderlich, da viele Schriftsteller ihr Erlebtes über das Schreiben verarbeiten. Doch Larissa Bender sieht inzwischen viele junge Autoren, die sich davon langsam lösen und auch über andere Dinge schreiben.Abgerundet wurde der Abend mit der Musik von Fadi Al Khoury. Er spielte auf der Oud einige traditionelle Lieder, die den anwesenden Syrern ein Lächeln auf das Gesicht zauberten. Fadi Al Khoury hat in Damaskus Musik und englische Literatur studiert und lebt inzwischen in Deutschland.
Wer syrische Autoren lesen möchte, findet hier einen Überblick zu arabischer Literatur. Auf Webseiten können sich Interessierte eingehend über arabische Literatur und über verschiedene Projekte informieren.
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