EIFELON weiterempfehlen

Wir informieren die Eifel

unabhängig. überparteilich. unbezahlbar.

neue Kommentare
0
SPD-Kreisvorsitzender Markus Ramers (l.) und NRW-Verfassungsschutzleiter Burkhard Freier beim Vortrag. [Fotos: pg]

Vortrag vom Verfassungsschützer: Extremismus wird radikaler

Euskirchen: Nur wenige fanden kürzlich den Weg ins Casino in Euskirchen. Die Kreis-SPD hatte zu einem Vortragsabend „Mit Sicherheit für die Freiheit – Die Arbeit des Verfassungsschutzes in Nordrhein-Westfalen“ eingeladen. „Schade, dass wir so wenig sind“, meinte Markus Ramers, Kreis-SPD-Vorsitzender. Referent Burkhard Freier, Leiter der Abteilung Verfassungsschutz im NRW-Innenministerium, stand Rede und Antwort. „Wir leben in einem der sichersten Länder der Welt“, betonte Freier gleich zu Anfang. In der Bevölkerung werde jedoch subjektiv etwas anderes wahrgenommen und Organisationen wie die AFD schürten diese Ängste, erklärte der Verfassungsschützer. Er bestritt jedoch auch nicht, dass es sehr wohl Anschläge geben könne.

Ausführlich ging Freier auf Zusammenhänge im Extremismus ein. Zwischen Salafisten und Rechtsextremen gibt es beispielsweise starke Wechselwirkungen. Aktionen der einen Seite bedingen wiederum Aktionen der anderen Seite.

euskirchen_verfassungsschutz1

„Es ist kompliziert“, beschrieb Burkhard Freier die Situation in Syrien und den umliegenden Ländern.

Ein Anschlag auf ein Flüchtlingsheim löst wieder bei den Salafisten etwas aus und auf diese Weise dreht sich die Spirale immer weiter. „Der Extremismus wird radikaler“. Freier gab den Zuhörern einen Einblick in die Salafisten-Szene und Denkweise. „Das Ziel ist die Spaltung der Gesellschaft“, betonte er. 90 Prozent haben einen Migrationshintergrund, 10 Prozent sind Konvertiten, 75 Prozent der Szene haben einen deutschen Pass und der Schwerpunkt bewegt sich im Alter zwischen 14 und 30 Jahren. Dies macht aber auch deutlich, dass sich schon sehr junge Menschen radikalisieren. Für Jugendliche sei der Salafismus sehr attraktiv. Sie bekämen dort die Anerkennung und Wertschätzung, die sie in der Gesellschaft nicht fänden, machte Freier eine der Hauptursachen der Radikalisierung aus. In NRW gibt es zur Zeit rund 2.850 Aktivisten bei den Salafisten (im Bundesgebiet 9.200).

Auch bei den Rechtsextremisten machte der Verfassungsschützer einen neuen Tätertypus aus. Heute würden sich die Täter blitzschnell radikalisieren und nicht mehr über Jahre, wie es früher war. Dies macht das Vorgehen gegen diese Gruppen nicht einfacher. Teile der Gesellschaft würden ihre Scheu vor Rechtsextremisten verlieren und bei Demonstrationen mit ihnen zusammen laufen. Die Sprache sei in diesem Bereich weniger radikal geworden. Für die fremdenfeindlichen Äußerungen wird eine weiche Verpackung gefunden. Die vielen Flüchtlinge und Angst vor der Globalisierung werden zum Nährboden für verschiedene Bewegungen. Viele hätten das Gefühl, die Eliten kümmerten sich nicht mehr um sie, beschrieb Freier die Ängste vieler Bürger. Aber: Die Gesellschaft müsse lernen, dass das Ausgrenzen von Menschen in die Radikalisierung führe.

Der Verfassungsschutz setzt jedoch nicht nur auf Beobachtung. Vielmehr wurde ein Gesamtkonzept zur Prävention entwickelt zu dem Information, Qualifizierung, Beratung und Vernetzung zählen. Für Salafisten-Anhänger wird beispielsweise das Aussteigerprogramm „Wegweiser“ angeboten. Der Ausstieg sei schwierig, aber die Programme seien alternativlos, meinte Freier. Die Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit ist ein wichtiges Standbein in der Präventionsarbeit. Die Familie und das soziale Umfeld spielen eine große Rolle, wenn es darum geht, Jugendliche von einer Radikalisierung abzuhalten. Gute Zukunftsperspektiven und Bildung für die jungen Menschen sind Voraussetzungen, damit sich jeder in der Gesellschaft aufgehoben fühlt und die Propaganda ins Leere laufe. Das ist eine große Aufgabe – nicht nur für die Verfassungsschützer.

9.12.2016PolitikEuskirchen0 Kommentare pg

Bisher 0 Kommentare
Kommentar schreiben

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag. Schreiben Sie den Ersten.

Einen neuen Kommentar schreiben

Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.


  1. *Ihre eMail-Adresse wird nicht veröffentlicht
  2. Ein Passwort wird Ihnen an Ihre eMail-Adresse zugeschickt, Sie können es anschließend in Ihrem Benutzerberich leicht ändern.
  3. Den Button zur Registrierung finden Sie unter unserern folgenden Richtlinien:
Die Richtlinien für die Nutzung der EIFELON Diskussionsplattform
Die Benutzer bestätigen/akzeptieren mit ihrer Anmeldung unsere Richtlinien. Falls es im Nachhinein noch Änderungen an den Richtlinien gibt, werden die User beim nächsten Einloggen aufgefordert, die Richtlinien erneut zu bestätigen: Wir bieten Ihnen hier eine Plattform für sachliche und konstruktive Diskussionen. Um dies zu gewährleisten, behält sich die Redaktion vor, Kommentare nicht zu veröffentlichen, die einer sachlichen Diskussion nicht förderlich sind. Wir bitten Sie daher, durch die Einhaltung unserer Richtlinien zu einem freundlichen Gesprächsklima beizutragen.
1. Gegenseitiger Respekt
Bitte behandeln sie andere Nutzer so, wie Sie selbst behandelt werden möchten. Zeigen Sie Toleranz gegenüber anderen Meinungen und verzichten Sie auf persönliche Angriffe und Provokationen.
Selbstverständlich werden Kommentare, die ehrverletzend, beleidigend, rassistisch, pornografisch oder auf andere Weise strafbar sind, nicht freigeschaltet.
2. Wortwahl und Formulierung
Sachliche Argumentation ist die Basis für eine konstruktive Diskussionskultur. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihren Kommentar vor dem Abschicken zu überprüfen. Habe ich den richtigen Ton getroffen? Könnten meine Formulierungen Missverständnisse hervorrufen?
3. Benutzernamen
Diese genannten Richtlinien gelten auch für die Verwendung von Benutzernamen.
4. Quellenangaben und Verlinkungen
Wenn Sie Zitate verwenden, verweisen Sie bitte auf die Quelle und erläutern Sie deren Bezug zum Thema.
5. Zeichenbegrenzung
Die Länge eines Kommentars ist auf 1000 Zeichen zu begrenzen, um eine Moderation in einem adäquaten Zeitrahmen zu gewährleisten. Mehrteilige Beiträge können daher leider nicht berücksichtigt werden.
Bitte sehen Sie davon ab, denselben oder einen sehr ähnlichen Kommentar mehrmals abzuschicken.
6. Werbung
Die Nutzung der Kommentarfunktion zu kommerziellen Zwecken ist nicht erlaubt. Inhalte gewerblichen oder werbenden Charakters werden nicht freigeschaltet. Gleiches gilt für politische Aufrufe aller Art.
7. Sonstige Hinweise
Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung eines Kommentars. Beiträge, die sich als falsch oder unwahr herausstellen, können auch im Nachhinein noch gelöscht werden. Sollten Sie auf Beiträge stoßen, die gegen die Richtlinien verstoßen, machen Sie die Moderation bitte darauf aufmerksam. Schicken Sie einfach den Link des betreffenden Kommentars mit einer kurzen Erläuterung an redaktion@eifelon.de. Bei wiederholten oder besonders schweren Verstößen gegen diese Richtlinien behalten wir uns einen Ausschluss einzelner User vor.


zurück zur Startseite