Heimbach: Wer an Flüchtlingshilfe denkt, hat vermutlich immer noch die gleichen Bilder im Kopf: Engagierte Bürger, die in Kleiderkammern Garderobe an Asylsuchende verteilen… Engagierte Bürger, die in Kursen den neuen Mitbürgern die deutsche Sprache vermitteln… Engagierte Bürger, die Flüchtlinge aus Krisengebieten bei Behördengängen begleiten…
Dass FlüchtlingsHilfe auch andersherum funktionieren kann, hat eine kleine, aber feine Initiative in Heimbach gezeigt. Hier haben sechs Neubürger aus Afghanistan, Burkina Faso, dem Irak, Syrien und der Türkei tatkräftig zugepackt und das leerstehende Haus „Furche“ in der Hengebachstraße 22 auf Vordermann gebracht. Parallel zum Kammermusik-Festival „Spannungen“ wird dort am 16. Juni um 17.00 Uhr die Fotoausstellung „FlüchtlingsHilfe“ eröffnet. Ebenso klein und exquisit, wie dieses gesamte „Augenweide“-Projekt. Ideengeber war Peer Krischbin, begleitet von dem Fotografen Bernd Nörig.
Viele Jahre stand das alte Fachwerkhaus, nur wenige Schritte vom Rathaus entfernt, leer. Nun wird es für kurze Zeit zu neuem Leben erweckt – mit Elan und zupackender Hilfe der Flüchtlinge. „Wer da war, wurde auch fotografiert“, sagt Nörig, Portrait-Spezialist und Dozent an der Internationalen Kunstakademie. Staubig, mit Schutzhelm, Mundschutz und Gummihandschuhen stellten sich die ausländischen Akteure seiner Kamera. Voll im Einsatz eben. „In vier vollen Tagen hat es das internationale ‚Entrümpelungskommando‘ geschafft, das Haus für die Ausstellung leerzuräumen“, staunt Ideengeber Krischbin noch im Nachhinein.
Bernd Nörig beschreibt diese Kunst-Aktion als „wertvolle Erfahrung“ und zeigt seine charakteristischen, großen Portraits im Format von 120 zu 80 Zentimetern im Haus „Furche“ bis zum 25. Juni. Unvergesslich ist für ihn, dass einer der freiwilligen Akteure während der staubigen Aktion ein Hemd mit dem Aufdruck „Feel the freedom“ – „Fühle die Freiheit“ – trug. Wer verlasse schon freiwillig seine Heimat, meint er nachdenklich. FlüchtlingsHilfe hat nicht nur für ihn nun einen ganz neuen Kontext.
Initiator Peer Krischbin sorgt auch bei der Vernissage für internationales Flair. „Die Idee zu der Aktion kam mir, als ich als Pate bei meiner armenischen Flüchtlingsfamilie in Heimbach zum Borschtessen eingeladen war“, meint er. Deshalb wird auch während der Vernissage landestypisches Fingerfood aus den Herkunftsländern der Flüchtlinge serviert. Wildkräuter-Expertin Astrid Gerkowski – Ehefrau des Fotografen – serviert ebenfalls delikate Häppchen.
Zu sehen sind die großformatigen Portraits während der Festival-Woche täglich von 15.00 bis 17.00 Uhr.
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