Heimbach: „Hoffentlich nimmt das keiner persönlich“, meinte Hajo Mans noch kurz vor seinem Auftritt in der Internationalen Kunstakademie. Eigens für das Gastspiel in Heimbach hatte er seinen Theaterabend „Mitten im Westen“ mit viel Lokalkolorit auf die kleinste Stadt NRWs umgeschrieben. Bei diesem brillanten Auftritt spielte sein Stück nur in Heimbach, um Heimbach und um Heimbach herum…
Ob Eheproblem, Nachbarschaftskonflikte oder Vetternwirtschaft – er hat voll ins Schwarze getroffen. Allein an der Gestik und Mimik des Publikums im Palas der Burg Hengebach war abzulesen, dass sein nachdenklich-scharfer Wortwitz auf fruchtbaren Boden fiel.
„Manche Dinge ändern sich nie. Gott sei Dank“, resümierte der Schauspieler, während er auf der Bühne das deftige Willkommens-Essen für seine Jugendliebe Conny vorbereitet.
Alles ist täuschend echt. Die Kartoffelschalen ringeln sich auf einem aktuellen, regionalen Werbeblättchen, das nachher im Mülleimer landet… Im Hintergrund die Drei-D-Illusion einer Einbauküche… Auf dem Arbeitstisch ein blümchenverzierter Email-Topf. „Das ist genau die Größe, die mir fehlt“, raunt eine ältere Dame im Publikum.Während seiner Lebensbeichte schält Hajo Mans stoisch Kartoffeln, doch immer wieder lässt er den Kartoffelschäler pausieren und taucht in seine eigene Vergangenheit ein: Kindheit und Jugend in der Eifel, Studium in der Großstadt, steile Karriere, gescheiterte Ehe, geerbtes Elternhaus. Und nun?
Mit Biss und Verve seziert Mans ganz beiläufig die Situation. Soll er bleiben oder gehen? Dieser Konflikt spiegelt sich nonverbal in seiner gesamten Körpersprache. Nachdenklich, zögerlich – dann wieder forsch und fordernd. Ein Zucken der Augenbraue unterstreicht seinen Monolog, während er scheinbar souverän seine Zukunftspläne schmiedet. Wären da nicht die nervös vibrierenden Hände… Ob das noch mal etwas wird mit seiner Jugendliebe? Denn: „1.000 Augenpaare durchleuchten mich Tag und Nacht.“
Johannes gesteht sich sein Scheitern ein. Hier das „große schwarze Loch“, wo es doch noch bei seinem Großvater hieß: „Man kannte sich, gab sich keine Blößen.“ Sätze wie „Der Mann ist Chef im Haus. Der macht alles – was die Frau ihm sagt“, sorgten für Heiterkeit im Publikum. Doch Mans versteht sich grandios darauf, mit Gefühlen und Erfahrungen zu jonglieren. Nach seinem emotionalen Absturz sinniert er in der Rolle des Johannes über seinen neuen Job: „Arbeit macht Spaß“, grübelt er. „Das ist besser als der Profilierungswahnsinn.“
„Es ist keine autobiografische Geschichte“, sagt Hajo Mans. Gerade deswegen fühlten sich die Zuschauer angesprochen und gleichzeitig ertappt. Mans schaffte es mit seinem selbstgeschriebenen Theaterstück großartig, die Gäste liebevoll auf den Leim zu führen, damit ihnen ihr eigenes Verhalten bewusst wird. Die subtilen Botschaften werden im Sinne von Regisseurin Rena Ziegler noch lange nachwirken: „Wir wollen den Zuhörern etwas mit nach Hause geben“, unterstreicht Mans im EIFELON-Gespräch.
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