Heimbach: „Wie sieht das denn hier aus?“ Diese Frage entrüsteter Bürger müssen sich die regionalen Stadtverwaltungen häufig anhören. Gerade in feucht-warmen Sommern sprießt das Unkraut aus allen Bürgersteigritzen. Doch wie soll man diesem Wildwuchs entgegenwirken, ohne die Umwelt zu schädigen? Per Ministeriumserlass wurden zu Beginn dieses Jahres der Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln mit dem Wirkstoff Glyphosat auf befestigten Flächen verboten. NRW-weit soll der Buchstabe „t“ wie „toxisch“ aus dem Pflanzenschutzmittel-Einsatz im öffentlichen Bereich – so genannten Flächen für die Allgemeinheit – verschwinden.
Während einer Fachtagung in Heimbach informierte Brigitte Weigand von der Landwirtschaftskammer NRW die Bauhofleiter des Kreises Düren über alternative, ökologisch einwandfreie Pflegekonzepte für befestigte Flächen. In einer Powerpoint-Präsentation stellte sie zahlreiche Geräte vor, die den lästigen Grünbewuchs umweltfreundlich entfernen. Mechanisch betriebene, rotierende Wildkrautbürsten, die die entwurzelten Pflanzen gleich aufsaugen, wurden ebenso erklärt wie thermische Geräte. Heißer Wasserdampf bekämpft zwar – so die Aussage der Agraringenieurin – die oberflächigen Blätter und Blüten, die unterirdischen Wurzeln bleiben bei einer solchen Behandlung aber meistens unversehrt: Das Problem wächst also munter weiter!
Effektiver wirkt der Einsatz von Zuckertensiden, die in einem Schaumteppich auf die zu behandelnde Fläche geschäumt werden. „Das sieht schon sehr futuristisch aus“, beschrieb Brigitte Weigand die Prozedur. Innerhalb der ungiftigen Schaummasse speichere sich langhaltig die Wärme, sodass selbst Unkrautsamen abgetötet werden.
Nach dem Fachvortrag entwickelte sich eine rege Diskussion. Für einige Bauhofleiter war es völlig unverständlich, dass sie Glyphosat-haltige Mittel nicht mehr anwenden dürften, die Substanz jedoch weiterhin für Privatleute zu kaufen sei. „Im Gegensatz zu den privaten Anwendern haben wir den verantwortungsvollen Umgang mit diesen Pflanzenschutzmitteln gelernt“, kritisierten sie. Auch für die Landwirtschaftkammer ist der leichtfertige private Einsatz der Herbizide ein großes Problem. „Bei Missbrauch auf versiegelten Flächen verhängen wir Bußgelder und die kleinen Packungen für Privatleute können vom Markt verschwinden. Das wird im politischen Raum diskutiert“, versicherte Brigitte Weigand.
Eine große Umweltbelastung entsteht durch die Abschwemmung der Herbizide in die örtliche Kanalisation. Von dort werden die Giftstoffe in die Kläranlagen gespült, wo sie in einem aufwändigen Verfahren herausgefiltert werden müssen. „Die Funde der Wasserwirtschaft sind schon erschreckend hoch“, warnte Brigitte Weigand. Als Fachfrau hatte sie gleich einen alt bewährten Tipp parat: „Je öfter die privaten oder öffentlichen Wege und Plätze gefegt werden, desto weniger Unkrautsamen können aufgehen.“
Bei dem Bauhofleitertreffen standen auch zukunftsorientierte Themen auf der Tagesordnung. Niklas Brauleke und Gerald Sorg stellten ein von ihnen entwickeltes Geoinformationssystem vor, das in Heimbach bereits seit drei Jahren im Einsatz ist. Mit diesem GIS-Büro für die Hosentasche können Straßenschäden, Baumbefunde oder Informationen darüber, dass der Sand auf dem Spielplatz erneuert wurde oder ein defektes Klettergerüst gesichert werden muss, zeitnah ans Rathaus übermittelt werden. „Das ist für uns eine unglaubliche Arbeitserleichterung“, beschreibt Bauhofleiter Hubert Schmühl die tagtägliche Praxis.
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