Hürtgenwald, Vossenack: Wer an Marlene Dietrich denkt, sieht opulente Filme vor sich. Grandioses Schwarz-Weiß-Kino, in dem die Filmdiva mit erotisch-rauchiger Stimme unvergessliche Lieder wie „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ singt. Dass der Weltstar während des Zweiten Weltkriegs auch einen intensiven Bezug zur Eifel hatte, wird den Wenigsten bekannt sein.
Die Wanderausstellung „Marlene Dietrich. Die Diva. Ihre Haltung. Und die Nazis“ beleuchtet auch diesen Aspekt im Leben der Leinwandlegende. Noch bis zum 26. Mai sind im Junkerhaus Simonskall Fotografien, unbekannte Filmsequenzen, sowie Dokumente und Briefe der in Berlin gebürtigen Schauspielerin zu sehen. Hier erfahren Besucher Unerwartetes und Neues über den Werdegang dieses Weltstars und ihren Aufenthalten in der Eifel-Region am Ende des II. Weltkrieges.
Biederten sich manche Künstler – sei es aus Überzeugung oder aus äußerem Druck – beim Nazi-Regime an, ging die Dietrich unbeirrbar ihren Weg. Bereits vor der Machtergreifung wanderte sie nach Hollywood aus, lehnte – im Gegensatz zu manchen Schauspielkollegen – jegliche Zusammenarbeit mit den Nazis ab und half stattdessen deutschen Flüchtlingen im amerikanischen Exil.
Bereits 1.000 Besucher beschäftigten sich seit den Osterferien mit „Marlene Dietrich. Die Diva. Ihre Haltung. Und die Nazis.“ Zum Finale der ungewöhnlichen Ausstellung wird der 1992 in Paris verstorbene Weltstar mit einer Hommage gewürdigt. Ein szenischer Rückblick auf das Leben der Film-Diva ist am Samstag, dem 18. Mai, auf der Bühne des Franzsiskus-Gymnasiums in Hürtgenwald-Vossenack zu erleben. Ab 19.00 Uhr präsentiert das Aachener DAS DA-Theater dort ein musikalisches Schauspiel. Bei diesem musikalisch-historischem Rückblick schlüpft Schauspielerin Anja Mathar in die Rolle der Film-Ikone, die zwischendurch von einem ‚Reporter‘ – dargestellt von Peter Pappert – zu ihrer konsequenten Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus interviewt wird.
Nachdem die Diva 1944 bereits vor zahlreichen US-Soldaten in Italien aufgetreten war, um deren Mut zum Widerstand zu stärken, führte sie ihre zweite Tournee für die amerikanischen Streitkräfte im Herbst/Winter 1944/45 auch in das belgisch-deutsch-niederländische Grenzland. Unter anderem gastierte sie in Eupen und St. Vith, in Aachen, Roetgen und Stolberg sowie in Heerlen und Maastricht. Damit unterstützte sie die amerikanischen Truppenteile, die Aachen befreiten und im Hürtgenwald kämpften. Das Projekt „GrenzGeschichte“ in Ostbelgien hatte 2017 bereits eigene Recherchen über die Zeit der Diva in unserer Grenzregion durchgeführt und ergänzt die Ausstellung mit unveröffentlichten Fotografien, die Marlene Dietrichs Aufenthalte hier in der Region dokumentieren.
Der Hollywoodstar sorgte also vor fast 75 Jahren bei den Feinden Hitler-Deutschlands für die Moral. Historische Fotos zeigen sie beispielsweise mitten im zerstörten Aachen, vor dem Rathaus in Eupen, in Stolberg oder posierend auf der Höckerlinie des Westwalls. Dieser regionale Teil der Ausstellung wurde von Dr. Herbert Ruland vom Projekt „Grenzgeschichte“ der Autonomen Hochschule Ostbelgien kuratiert.
Die gesamte Ausstellung konnte nur dank der umfassenden Unterstützung durch die Marlene Dietrich Collection Berlin realisiert werden. 1993 wurde Dietrichs gesamter Nachlass von der Stadt Berlin übernommen. Seitdem werden dort über 45.000 Blatt privater und beruflicher Korrespondenz, 16.500 Fotografien und über 3.300 textile Objekte aufgearbeitet und können im Archiv der Deutschen Kinemathek eingesehen werden.
Insbesondere das schriftliche und fotografische Erbe der Diva war für die Zusammenstellung der Ausstellung von zentraler Bedeutung. Anhand der Originalunterlagen konnte die unerschütterliche, unbeugsame politische Haltung des Weltstars mit deutschen Wurzeln dokumentiert werden. Max Colpet, der für Marlene Dietrich viele Liedtexte schrieb, attestierte der Schauspielerin aus seinem französischen Exil: „Eins muss ich Ihnen sagen, Sie konnten diese grosse Karriere machen, weil Sie ein Mensch waren und – was noch wichtiger ist – einer geblieben sind!“
Reguläre Tickets kosten – bei freier Platzwahl – 20,00 Euro. Schüler und Studenten bezahlen den halben Preis. Restkarten sind an der Abendkasse erhältlich.
Weitere Infos zum Konzert am 18.5. und zur Ausstellung bis zum 26.5. unter www.rureifel-tourismus.de oder .
Die Ausstellung im Junkerhaus Simonskall, Simonskall 2, 52393 Hürtgenwald-Vossenack, ist nur noch einige Tage zu besichtigen: Diesen und kommenden Samstag von 12.00 bis 17.00 Uhr, an den Sonntagen jeweils von 11.00 bis 17.00 Uhr und Freitag, den 24. Mai, von 17.00 bis 19.00 Uhr.
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Eine sicher hochinteressante Ausstellung, die man gesehen haben sollte. Schade, dass sie nur noch so kurz…. Freitag… zu sehen ist. Vielleicht wäre ja eine Verlängerung denkbar ?? Ein Highlight für die Eifel !
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