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Die Bürger stellten fleißig Fragen während der Veranstaltung. [Foto: Kirsten Röder/Agentur ProfiPress]

Hochwasserschutz in Kommern: Mühlensee als Rückhaltebecken?

Mechernich: Der See im Mühlenpark gilt als kleines Naherholungsgebiet für die Kommerner Bevölkerung. Aber kann er auch zur Entspannung der Hochwassersituation im Ort beitragen? Die Verantwortlichen beim Erftverband meinen „Ja“. Wie das aussehen könnte, das machte Diplom-Ingenieur Horst Werner bei einer Informationsveranstaltung in der Bürgerhalle deutlich, zu der die Stadt Mechernich, der Erftverband und der Kreis Euskirchen eingeladen hatten. Kommerns Ortsvorsteher Rolf Jaeck hatte die Veranstaltung angeregt und rund 200 Bürger waren in die Bürgerhalle gekommen.

Das Hochwasser von 2016 hatte besonders die Kommerner betroffen. [Archivfoto: Thomas Schmitz/pp/AgenturProfiPress]

Die Angst, dass es nochmal passiert, sitzt den Kommernern auch zwei Jahre nach dem gravierenden Hochwasser im Juli 2016 noch immer im Nacken. „Ich habe in meinem Haus bis zu den Knien im Wasser gestanden“, erinnerte sich ein Anwohner an die Regenmassen. Für die Betroffenen war es eine Katastrophe. So manches Gebäude blieb für Wochen unbewohnbar. Doch die Bürger können hoffen: „Eine signifikante Verbesserung des Hochwasserschutzes in Kommern ist möglich“, sagte Diplom-Ingenieur Horst Werner, vom Erftverband, der für die Gewässer in der Region zuständig ist. In den zurückliegenden Monaten seien die unterschiedlichsten Szenarien, Lösungen und Niederschlagsintensitäten unter die Lupe genommen worden. Die Ergebnisse und mögliche Schutzmaßnahmen stellte er vor. Fakt sei: Die Leistungsfähigkeit des Bleibachs, der mitten durch den Ort fließe, müsse erhöht werden. Am schnellsten trete der Bach nachweislich an den Engstellen „Ackergasse“ und „Rehgasse“ über die Ufer, so Werner. Und das nicht erst bei einem hundertjährlichen Hochwasser, sondern bereits bei stärkeren Regenfällen.

Absenkung des Wasserspiegels hat positiven Effekt
Um zukünftig für höhere Niederschlagsmengen gewappnet zu sein, wollen die Verantwortlichen nun den großvolumigen Mühlensee als Wasserrückhaltemöglichkeit nutzen. Insgesamt weist der See eine Kapazität von 52.000 Kubikmetern auf, so Werner: „Schon eine Absenkung des Wasserspiegels um einen Meter bringt positive Effekte für den Hochwasserschutz in Kommern.“ „Allein reicht das aber nicht für ein Hochwasser der Dimension des Jahres 2016“, so der Erftverband-Experte weiter. Zusätzlich seien weitere Maßnahmen notwendig. So müssten der Durchlauf an Brücken des Bleibachs verbessert oder auch das Bachbett stellenweise erweitert werden, um Stauungen an Engstellen zu vermeiden. Eine hundertprozentige Sicherheit könne allerdings niemand garantieren.

„Ziel der gebündelten Maßnahmen ist es, das Wasser aus dem Ort Kommern herauszuhalten“, versicherte Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick. Eine Bürgerin, die in der Rehgasse wohnt, bat, die Maßnahmen schnell umzusetzen: “Damit wir nicht mehr bei jedem Regen zittern müssen.“ Eine schnelle Umsetzung ist in Sachen Mühlensee jedoch nicht in Sicht. Das Genehmigungsverfahren werde etwas Zeit brauchen, so die Verantwortlichen. Bisher wurde der See als Sedimentationsbecken genutzt, um bleihaltigen Schlamm aus dem ehemaligen Bergbaugebiet aufzufangen.

Planfeststellungsverfahren notwendig
Sollte der See die Funktion eines Rückhaltebeckens übernehmen, müsste zunächst ein Planfeststellungsverfahren durchgeführt werden, an dem auch der Naturschutz zu beteiligen sei, erläuterte Jörg Nussbaum von den Stadtwerken. Zuletzt sei das Gewässer 1980 ausgebaggert worden. Seitdem habe sich der Schlammpegel nicht erhöht. Schick forderte von den übergeordneten Behörden, dass der Hochwasserschutz nicht durch ein aufwendiges Planungsverfahren auf die lange Bank geschoben werden dürfe. Steine in den Weg legen wolle man jedenfalls nicht, sagte Hartwig Kaven von der Unteren Naturschutzbehörde und sendete positive Signale für den notwendigen Genehmigungsprozess: „Wir vom Kreis können nur sagen: Wir wollen ihren Keller ja auch nicht als Retentionsraum haben.“

Die Stadt Mechernich arbeitet indes daran, kurzfristig weitere Verbesserungen umzusetzen. Helmut Schmitz, der zuständige Fachbereichsleiter der Stadt, stellte heraus, dass etwaige Zuflüsse zum Bleibach verringert werden sollen. So soll Wasser aus Richtung Roggendorf kommend zukünftig über Mechernich umgeleitet werden. Neue Regenrückhaltebecken sind zudem am Kreisel der Bahnunterführung wie auch für die geplanten Neubaugebiete zwischen Mechernich-Nord und Kommern-Süd vorgesehen, erläuterte Werner.

Der Kanal müsste einfach größer dimensioniert werden, warf einer der Zuhörer kritisch ein: „Der ist in Kommern eine Katastrophe.“ Dem widersprach Nussbaum entschieden. Der Kanal sei optimal berechnet, sagte er: „Wir können die Kanäle nicht so groß dimensionieren, dass nie etwas passiert.“ Das habe deutliche Nachteile in der Unterhaltung und im Betrieb. Kosten einer Umrüstung seien zudem nicht zu stemmen und die technische Durchführbarkeit zum Teil sogar unrealistisch. Werner machte nochmals deutlich, dass die Niederschlagsmengen in Kommern am 27. Juli 2016 exorbitant hoch gewesen seien. Im Ort wurden seinerzeit mehr als 110 Millimeter Niederschlag in einer Stunde gemessen, erläuterte er anhand von Karten des Deutschen Wetterdienstes und den erftverbandseigenen Niederschlagsstationen in Mechernich und Glehn. Das sei mehr als das Doppelte gewesen, was bei einem Hundertjährlichen Hochwasser („HQ100“) statistisch betrachtet auftrete. [pp]

27.4.2018LebenMechernich0 Kommentare redaktion

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