Nideggen: Das Thema „Kletterwald“ ist für den Eschauel vom Tisch. Am Dienstagabend beschloss der Rat in Nideggen mit großer Mehrheit der anwesenden Ratsvertreter und ohne Diskussion, dem vorgelegten Abstimmungsvorschlag der Verwaltung zu folgen:
Der Rat der Stadt Nideggen folgt der Empfehlung des Rechtsanwaltes und stellt fest, dass die vorgelegten Unterlagen zur angegebenen Frist nicht den Vorgaben des Ratsbeschlusses zu BVL-29/2018 2 entsprechen. Das Verfahren zur 7. Änderung des Flächennutzungsplanes am Eschauel endet demnach gemäß dem oben genannten Beschluss automatisch.
Damit ist das Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans zur Ausweisung eines Kletterwaldes am Ufer des Rursees nach zwei Jahren endgültig vom Tisch.
Unmittelbar nach dem Ratsbeschluss verließ die Investorin Yasmin Kalmuth-Büyükdere mit ihrem Mann und einem Rechtsanwalt den Sitzungssaal. Im Nachgang der Sitzung ließ sie über die Medien verkünden, dass sie Klage auf Schadensersatz gegen die Stadt Nideggen und Klage gegen Nideggens Bürgermeister Marco Schmunkamp wegen Sittenwidrigkeit erwäge.
Die Grundlage für den Beschluss, der das umstrittene Verfahren beendete, war der Ratsbeschluss einer vorhergehenden Sitzung. Darin hatten die Politiker von der Investorin bis zum 20. August 2018 weitere Unterlagen, unter anderem eine Bankbürgschaft, gefordert. Diese Unterlagen legte die Investorin nicht bis zum Fristablauf vor.
Seit Jahren versucht die Kalmuth-Büyükdere, in der Region einen Kletterpark zu installieren. Es sei ihr größter Lebenstraum, wie sie häufiger verlauten ließ. Nachdem sie mit der Idee in Kreuzau scheiterte, wandte sie sich nach Heimbach. Doch auch dort wurde das Projekt am von ihr favorisierten Standort, in der Nähe des Jugendstilkraftwerks, nach hitzigen und emotionalen Diskussionen von der Bevölkerung und den Politikern mehrheitlich abgelehnt. Zwei alternative angebotene Standorte, unter anderem am Seehof, wurden von der Investorin abgelehnt. EIFELON berichtete.
Ein neuer von Kalmuth-Büyükdere ins Gespräch gebrachter Standort in Nideggen-Schmidt auf der Rursee-Halbinsel Eschauel fand zunächst die Sympathie der Nideggener Ratsmitglieder.
Im weiteren Verlauf der Untersuchung des anvisierten Standortes an den Ufern des Rursees wuchs jedoch der Widerstand von Anliegern und Naturschutzverbänden. Eine Bürgerinitiative wurde gegen das Projekt in Schmidt gegründet, die Naturschutzverbände kritisierten die zukünftige vermehrte Lärmentwicklung am See und zeigten sich besorgt, da an dem geplanten Standort eine Orchideenart, das Weiße Waldvögelein, seinen seltenen Standort habe.
Der geplante Kletterwald am See, vom Ortsteil Schmidt nur über einen engen, drei Kilometer langen Serpentinenweg zu erreichen, sei vom Platz her sehr begrenzt und könne im Sommer neben den bereits heute durch Besucher überlasteten Stellplätzen keinen zusätzlichen Parkraum gewährleisten, war eines der Argumente der Bürgerinitiative Rettet den Eschauel. Eine Pro-Kletterwald gegründete Initiative hielt dagegen. Eine Presseagentur unterstützte die Befürworter.
Die Investorin bestellte Gutachten, um die Argumente der Gegner zu entkräften und favorisierte den Eschauel als den einzig möglichen Standort für ihr Projekt. Alternative, weniger umstrittene Standorte wie etwa an der Nideggener Jugendherberge oder am Wildpark in Schmidt, die ihr von der Stadt vorgeschlagen wurden, lehnte sie kategorisch ab.
Die beiden Ortsteile Nideggen und Schmidt wurden aufgrund der Geschehnisse, durch Unterschriftenlisten und Banner, für und gegen den Kletterwald, massiv gegeneinander aufgebracht. Der Konflikt um den Standort entwickelte sich immer mehr – quer durch die Parteien – zu eine Kontroverse zwischen den beiden größten Ortsteilen der Stadt Nideggen. Offene, durch die Kletterwald GmbH nicht beglichene Rechnungen von der Stadt sorgten für weitere Irritationen. Nun hat der Stadtrat die Notbremse gezogen. (gkli/cpm)
Zum Thema „Kletterwald Eschauel“ bei EIFELON:
https://eifelon.de/nideggen/kletterwald-eschauel-vor-dem-aus.html
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