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Auch Achim Konejung ergreift bei der Kölner Demo "Arsch huh" das Wort. [Foto: bwp]

Aus gegebenem Anlass

Eifel: Achim Konejung, 1998 mit dem Deutschen Kabarett-Preis ausgezeichnet, verfolgte die zunehmend fremdenfeindlichen Diskussionen auf Facebook. Als Gegenpart zu Stammtischparolen und Ausländerhetze verfasste er einen historischen Parforce-Ritt durch das Rheinland. Im pointiert formulierten Zeitraffer macht er klar, dass diese Region stets Spielball der Politik war, gleichzeitig aber auch über Jahrtausende ein Schmelztiegel der Nationen. „Die Reaktion auf meinen Facebook-Beitrag war immens“, erzählt der Wahl-Eifeler. Von den Organisatoren der Kölner Demonstration „Arsch huh – Zäng ussenander“ wurde er eingeladen, am 25. Oktober ebenfalls das Wort gegen Fremdenfeindlichkeit zu ergreifen.

Hier sein Text, den er am 25. Oktober vortragen wird:

Ich lebe am Rand der Eifel, in der Zülpicher Börde, und bezeichne mich als Rheinländer, allerdings kamen meine Großeltern teilweise aus Westfalen, dem Westerwald und aus Stettin. Geht man weiter zurück, kommen Holländer und Dänen ins Spiel (Konrungr) und irgendwann werden Hunnen und Mongolen auch mal Guten Tag gesagt haben.

Im Rheinland lebten vor ca. Dreitausend Jahren keltische Stämme. Ab der Zeit Cäsars gehörte es zu Gallien bzw. dem römischen Imperium. Cäsar vertrieb die Eburonen und siedelte die Ubier am Rhein an. Der Limes trennte das Rheinland vom Osten, den die Römer “Germanien” nannten, was damals so präzise war, wie bei Karl May der Begriff “Orient”. Also Kokolores. Der Germane war der Orientale der Römer.

Die Franken vertrieben die Römer und mit Karl dem Großen war das Rheinland der Mittelpunkt der Welt. Aber nicht lange, denn das Reich wurde in Verdun unter seinen drei Enkeln aufgeteilt, das Rheinland wurde Lothar Regnum und der teilte es in Prüm noch mal durch drei, weil er drei Söhne hatte. Um diese drei Teile, das spätere Rheinland, Elsass-Lothringen und Savoyen, führten Westfranken (Franzosen) und Ostfranken (Deutsche) vom Mittelalter bis zum 8./9. Mai 1945 unzählige Kriege mit Abermillionen von Toten.

Im Rheinland kämpften Niederländer, Spanier, Österreicher, Franzosen, Schotten, Schweden, Dänen, Hunnen, Wikinger, Römer, Franken, Belgier, Engländer, Amerikaner, Kanadier. Es gehörte u.a. zum Römischen Imperium, zum Heiligen Deutschen Reich, zum Französischen Kaiserreich, zum Königreich Spanien, zum Kaiserreich Österreich, zum Königreich Preußen. Es war zweimal Besatzungsgebiet der Vereinigten Staaten von Amerika, des Königreichs Belgien, des Vereinigten Königreichs und der Republik Frankreich. Man ging abends römisch-katholisch ins Bett und wachte am nächsten Morgen in einem neuen Herrschaftsgebiet auf und musste konvertieren, wollte man nicht einen Kopf kürzer sein.

In den unzähligen Kriegen wurde das Rheinland immer wieder verwüstet und die Bevölkerung ermordet und vertrieben. Im Dreißigjährigen Krieg starb ein Drittel der Bevölkerung an den Kriegsfolgen, in den napoleonischen Kriegen kamen viele Rheinländer als kaiserliche Soldaten zu Tode, vor allem in den Weiten Russlands.

Nach 1815 hatte viele Rheinländer von Krieg und Gewaltherrschaft die Schnauze voll. Hunderttausende verließen die Heimat als Wirtschaftsflüchtlinge und reisten über das Meer ins Gelobte Land, die Vereinigten Staaten. In vielen Gegenden am Missouri wird heute noch rheinisches Platt gesprochen.

Die, die da blieben, mussten das Elend und die Folgen des Ersten Weltkrieges ertragen und wurden 1944 von den Nazis aus ihrer Heimat vertrieben, als die US-Armee an der Reichsgrenze stand. Am Ende des Krieges und der längsten Schlacht auf deutschem Boden, die von September 1944 bis März 1945 in Eifel und am Rhein statt fand, war das Rheinland in Schutt und Trümmern versunken.

Danach hatte jemand die Idee, es mal mit Frieden zu versuchen. So entstand die deutsch-französische Freundschaft und die Montan-Union, die EWG und schließlich die EU.

Das dazu und zum Thema Flüchtlinge.

22.10.2015PolitikEifel0 Kommentare Gast Autor

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