Umland: Bei Bauer Willi, dem Agrarwissenschaftler Dr. Willi Kremer-Schillings, war diese Woche sehr viel Trubel, wie er gegenüber EIFELON erzählt. Viele Medienvertreter waren bei ihm auf dem Hof erschienen oder riefen wegen seines Tweets an: „Asoziale Klimagegner latschen durch Äcker. Gestern haben rund 500 Klima-Aktivisten unseren Wohnort Rommerskirchen heimgesucht. Nachdem sie beim Vorbeimarsch nach Neurath rund um unseren Hof Müll hinterlassen haben, dann über ein abgeerntetes Petersilienfeld gewandert sind, haben sie sich dabei gefilmt, wie sie mitten durch ein großes Möhrenfeld latschen. Unfassbar!“. Auch Robert Habeck von den Grünen sagte Bauer Willi telefonisch, er fände das Verhalten von Ende Gelände nicht in Ordnung und distanziere sich davon. Kathrin Henneberger, die Pressesprecherin von Ende Gelände, entschuldigte sich bei Bauer Willi. Ende Gelände hatte zur Blockade der Kohleinfrastruktur vom 19. bis 24. Juli aufgerufen.
In der Sache wurden wir uns allerdings nicht einig, weil nach meiner Erkenntnis die Aussage, die Demonstranten wären im Falle von Petersilien- und Gerstenfeld der Polizei ausgewichen, nicht stimmt“,
schreibt Kremer-Schillings auf seinem Blog. Ein kleiner Umweg von 50 Meter hätte jeden Schaden vermeiden können. Auch beim Möhrenfeld hätten die Aktivisten durch die Fahrgassen (Treckerspuren) gehen und so jeden Schaden vermeiden können.
Pressesprecherin Henneberger war mit einem Team der Tagesschau auf seinen Hof gekommen. Die Tagesschau strahlte das aufgezeichnete Doppelinterview mit Bauer Willi und Henneberger aber dann nicht aus. Offiziell heißt es: Das Gerstenfeld gehöre nicht Bauer Willi und der Eigentümer wäre nicht anwesend gewesen.
In dem ARD Interview habe ich gesagt, dass sich Herr Habeck von Ende Gelände distanziert. Es kam anschließend zu einem Kontakt zwischen Tagesschau und dem Büro Habeck, wo er dies verneint. Er habe sich lediglich für die entstandenen Schäden durch Ende Gelände distanziert. Ich hätte da etwas falsch verstanden. Das muss ich dann akzeptieren“,
so Bauer Willi. Die Diskussion um die Möhre habe ihm gezeigt, dass die Mehrheit mit dem Verhalten von Ende Gelände nicht einverstanden sei, ein Teil der Bevölkerung allerdings wohl. Ihn besorge, dass dieser Teil für das Ziel eines möglichen Klimaschutzes Kollateralschäden in Kauf nehme.
Wir müssen einen gesellschaftlichen Konsens schaffen, was in einer Demokratie erlaubt ist und wo die Grenzen sind. Das Staatsorgan hat die gemeinsam vereinbarten Regeln zu sichern“,
fordert Bauer Willi.
Ende Gelände fordert nicht nur den Kohleausstieg, sondern auch einen „radikalen gesellschaftlichen Wandel“. Der Kapitalismus mit seinem Wachstumszwang und seinen Ausbeutungsmechanismen müsse überwunden werden. Die Bewegung solidarisiert sich mit den Baumhausbesetzer im Hambacher Forst. Ende März etwa lud sie zum Vortrag „Hambi ist erst der Anfang – Über Kohle, Baumhäuser und Klimagerechtigkeit Vortrag & Gespräch mit Aktivist*innen aus dem Hambacher Wald.“ ein.
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