Eifel: Zur romantischen Brautwerbung gehörte immer schon, unter dem Fenster der Angebeteten um ein Rendezvous zu bitten. Im Mittelalter scheint es Usus gewesen zu sein, den Freier in einem Korb, der aus dem Fenster der Angebeteten heruntergelassen wurde, zu ihr hochzuziehen. Da stellte sich für die Frau manchmal das Problem, wie sie einem nicht willkommenen Mann beibringen konnte, dass er nicht erwünscht war. Eine drastische Methode war, einen Korb mit beschädigtem Boden herunter zu lassen, der unter dem Gewicht des Freiers heraus brach. Diese bodenlose Gemeinheit ließ Liebhaber durchfallen – tatsächlich stammt dieser heute meist auf nicht bestandene Prüfungen angewendete Ausdruck aus diesem Zusammenhang. Eine peinlichere Variante der Abweisung bestand darin, den Freier hängen zu lassen, indem man das Hochziehen des – diesmal intakten – Korbes auf halber Höhe des Hauses stoppte. Diese Bräuche waren im 17. Jahrhundert bereits vergessen, aber die Wendung hat den Sinn eines negativen Bescheids behalten.
aus: Gerhard Wagner “Schwein gehabt! Redewendungen des Mittelalters”, Regionalia-Verlag, ISBN: 978-3-939722-31-1
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