Eifel: Mit dem Klammerbeutel gepudert seien wohl diejenigen, meinte Björn Engholm 1992, die seine sofortige Zustimmung zu der ihm von seiner Partei angetragenen Kanzlerkandidatur erwarteten. Damit drückte der SPD-Politiker in der ihm eigenen drastischen Weise aus, wie unerwartet dieses Angebot angeblich für ihn gewesen wäre und wie total durchgedreht die Genossen seien, die auf sein sofortiges Abnicken gehofft hatten.
Dieses recht deftige Sprachbild stammt wahrscheinlich ebenfalls aus dem Müllerhandwerk – zumindest sagt das die Herleitung, die am ehesten einleuchtet. Im Mehlkasten einer Kornmühle gibt es nämlich einen großen, mit Klammern befestigten Leinenbeutel, der während des Mahlvorgangs mechanisch hin und her bewegt (gerüttelt) wird, um die Kleie vom Mehl zu trennen. Dies ist der sogenannte Klammerbeutel. Öffnet der Müller den Mahlkasten während des Mahlens, fliegt das Mehl heraus und stäubt ihn ein. Der Müller wird also im wahren Wortsinn mit dem Klammerbeutel gepudert. In schlimmen Fällen kann es dabei sogar zu einer Staubexplosion kommen.
Eine weitere, allerdings längst nicht so plausible Erklärung zum Ursprung der Redensart mag auch der Klammerbeutel im Haushalt bieten, ein Säckchen für Wäscheklammern, das die Hausfrau auf die Leine hängt, um jederzeit hineingreifen und Klammern zum Wäscheaufhängen herausholen zu können. Schlug man früher jemandem solch einen mit (hölzernen) Wäscheklammern gefüllten Beutel um die Ohren, soll das scherzhaft geheißen haben, man habe jemanden mit dem Kammerbeutel gepudert. Nun ja …
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