Eifel: Bei Gotthard Kirch, dem Geschäftsführer des Rureifel-Tourismus e.V., steht das Telefon nicht still. „Eben hat EU-Parlamentspräsident Martin Schulz sein Kommen zur Eröffnung zugesagt“, erklärt er strahlend. Außerdem habe bereits das Tagesschau-Team mit ihm Kontakt aufgenommen. Im Fokus des Interesses steht die Ausstellung „Liberation Route Europe“, die vom 10. bis 31. Januar in der Schmidter Hubertus-Kirche zu sehen ist. Bei dieser multimedialen Dokumentation wird das Weltkriegsgeschehen aufgearbeitet. In Wort und Bild sind die Wege nachgezeichnet, die die alliierten Streitkräfte nach ihrer Landung in der Normandie nahmen, um das europäische Festland von der nationalsozialistischen Diktatur zu befreien. Im Februar dieses Jahres eröffnete Martin Schulz die Ausstellung in Brüssel: Paris, Berlin, Frankfurt oder Warschau sind nur einige der Metropolen, in denen die Wanderausstellung Station macht. Demnächst dazwischen das Eifeldorf Schmidt!
„Die erbitterten Kämpfe im Hürtgenwald und die verlustreiche ‚Battle for Schmidt’ waren von überregionaler Bedeutung und haben Geschichte geschrieben“, betont History-Guide Konrad Schöller. In enger Zusammenarbeit mit der Rureifel-Touristik und der Schmidter Pfarrgemeinde entwickelt er ein Rahmenprogramm zur Ausstellung. 70 Jahre nach den dramatischen Geschehnissen will er das damalige Leben, Erleben und Überleben vor Ort beleuchten. Zeitzeugen werden über ihre Erinnerungen berichten. Doch dabei soll nicht die kriegerische Auseinandersetzung, sondern die Sehnsucht nach Frieden und Freiheit im Mittelpunkt stehen. Filmvorträge und Führungen über den „Kreuzweg des Friedens“ sind ebenfalls geplant. „Wir möchten, dass die Touristen mehr sehen als nur die schöne Landschaft“, umreißt Schöller die Motivation seiner ehrenamtlichen Crew.
Um das Damals und Heute miteinander vergleichen zu können, ist im Rahmen des touristischen Angebots „Zeitreisen Eifel 44/45“ ein großformatiger „Kalender“ mit eindruckvollen Fotos entstanden. Acht Städte – Heimbach, Hürtgenwald, Kreuzau, Monschau, Nideggen, Roetgen, Simmerath und Stolberg – aus dem Kreis Düren und der Städteregion Aachen haben aktiv an dieser Vergangenheitsbewältigung mitgearbeitet. „Wir haben uns an alle lokalen Geschichtsvereine gewendet und von allen Kommunen Fotos bekommen“, erläutert Kirch. Diese Aufnahmen machen das unfassbare Ausmaß der Zerstörung deutlich: Zerbombte Kirchen… ein Panzer, der sich in die Hauswand des Forstamtes Hürtgen bohrt… Wassermassen, die sich aus einem gesprengten Druckstollen über das Heimbacher Jugendstilkraftwerk ergießen.
Zu jedem Foto ist auf einem separat abgedruckten, kleinen Stadtplanausschnitt markiert, von wo das Bild damals gemacht wurde. So ist es möglich, aus der gleichen Perspektive die inzwischen wieder aufgebauten Gebäude zu betrachten. Zudem werden die einzelnen Standorte mit einem QR-Code versehen, sodass die geschichtlichen Informationen direkt per Handy abgerufen werden können. Die informativen, aus wasserabweisendem Papier hergestellten „Kalender“ sind in den jeweiligen Rathäusern erhältlich und sollen Bürger und Besucher motivieren, sich auf Spurensuche zu begeben.
Eine der ersten Abbildungen in der spiralgebundenen Mappe zeigt den völlig zerstörten Heimbacher Bahnhof mit zerborstenen Fenstern und zersplittertem Dach. „Ein markantes Bild.“, meint Gotthard Kirch. „Das finde ich persönlich sehr berührend“, fährt er nach einer kurzen Pause fort und fügt nachdenklich hinzu: „Heute arbeite ich in diesem wunderbar restaurierten Gebäude…“ [bwp/bvl]
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