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Architektenmodell des Burtscheider Branderhofs. [Foto: privat]

Der 500 Jahre alte Branderhof wird zum Ort der Begegnung

Umland, Aachen: Alles begann mit einer spontanen Fahrradtour. „Seit langem beobachteten wir, dass der ehemalige, leerstehende Reiterhof mitten in unserm Ort verfiel“, erinnert sich Ingeborg Haffert. Und so entschieden sich 2015 einige engagierte Burtscheider Bürger, ins Rathaus zu radeln, um dort einen Vorschlag zu unterbreiten, wie die über 500 Jahre alte Hofanlage – das Gutshaus und der geräumige Pferdestall – vor dem Verfall gerettet werden könnte. Ganz ohne Termin kamen die Bürger ins Gespräch mit dem zuständigen Dezernenten. „Wir haben eineinhalb Stunden miteinander geredet und Ideen präsentiert. Das war der Schlüsselmoment und bis heute ist Rolf Frankenberger unser ‚Patenonkel‘ mit Herz“, beschreibt sie die Geburtsstunde des Projekts. Inzwischen ist Ingeborg Haffert erste Vorsitzende des Vereins Gut! Branderhof – unterstützt von Wilfried Warmbrunn an ihrer Seite.

Mittlerweile sind 3,3 Millionen Euro Fördermittel bewilligt – im August 2020 wurde der symbolische Scheck persönlich  von Ministerin Ina Scharrenbach überbracht. Nun kamen noch 68.000 Euro von der NRW-Stiftung hinzu, damit das Haupthaus durch eine filigrane, barrierefreie Brücke mit dem Veranstaltungssaal überm Pferdestall verbunden werden kann. „Im Haupthaus gibt es einen Aufzug, aber wie hätten Menschen mit Handicap in den Festsaal auf den Scheunenboden kommen können?“ Hier sollen demnächst kulturelle Veranstaltungen und Konzerte stattfinden. „Ein sozialer Treffpunkt, wie früher die Stammkneipe“, fügt sie hinzu. Auch für Hochzeitsfeiern biete der historische Heuboden das passende Ambiente.

Stefan Ast, Pressesprecher der NRW-Stiftung, ist begeistert von dem Bürger-Projekt: „Alle Beteiligten zeigen Mut, Tatendrang und Herzblut.“ Alle packten vor Ort mit an und schaffen – im wahrsten Sinne des Wortes – eine „Brücke“ zwischen Vergangenheit und Zukunft.
„Das ist Wahnsinn, was wir inzwischen alles bewegt haben“, zieht Ingeborg Haffert nach sechs Jahren Bilanz. „Mittlerweile haben wir über 430 Mitglieder, davon 60 aktive.“ Die meisten seien im Alter zwischen 50 und 65 Jahren. Übernächste Woche tagt erneut das Plenum. Dabei steht ein Punkt ganz oben auf der Tagesordnung: „Wir sind auf der Suche nach einem mobilen Backofen, damit wir auf dem Hof unser eigenes Brot backen können.“

Selbst im Corona-Sommer 2020 konnten auf dem weitläufigen Gelände – unter Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen – zehn open air-Konzerte stattfinden. „Das Vertrauen, das die Stadt Aachen als Eigentümerin des Hofes, in uns setzt, ist genial“, betont Ingeborg Haffert, Moderatorin des WDR-Morgenmagazins. Früher, als die Pferde noch da waren, habe man sich oft dort getroffen. Um Mist abzuholen oder abends ein Weinchen zu trinken. Mit viel ideellem und körperlichem Einsatz kann diese Tradition nun wiederbelebt werden. „Wir können uns vor Ideen und Angeboten aus der Bürgerschaft nicht retten.“ Es gibt Koch-, Back- und Nähkurse, ein Repair- oder Erzählcafé, Tanz- und Qigongkurse, Konzerte, Filmabende, sowie Public Viewing bei spannenden Fußballspielen.

Ihr Vorstandskollege Wilfried Warmbrunn betont im EIFELON-Gespräch: „Viele haben an unsere Idee geglaubt. So wurde der heimische, urbane Raum wieder zum Anker der Bevölkerung.“ Dieser Ort habe eine tolle Atmosphäre und ein faszinierendes Feeling, schwärmen die Macher.

Für den Bau einer barrierefreien Verbindungsbrücke zwischen dem Gutshaus und Heuboden des alten Pferdestalls stellt die NRW-Stiftung dem Verein Gut! Branderhof e.V. eine Förderung in Höhe von bis zu 68.000 EUR zur Verfügung. Das beschloss nun der Vorstand der Stiftung unter Vorsitz von Eckhard Uhlenberg.

Der denkmalgeschützte Branderhof im Südosten Aachens wurde 1513 erstmals urkundlich erwähnt und ab 1751 als adeliges Landgut genutzt. Nun soll die Hofanlage mit Haupthaus und Nebengebäuden denkmalgerecht saniert und zukünftig für soziale und gemeinnützige Zwecke bereitstehen. Der Verein, der in der Nachbarschaft des Gutshofes entstanden ist, hat hierfür zusammen mit der Stadt Aachen ein Konzept entwickelt. Ziel ist es, den Hof zu einem lebendigen Nachbarschafts- und Begegnungszentrum für alle Altersgruppen zu machen. Mit dem Bau der Verbindungsbrücke vom Gutshaus zum Obergeschoss des alten Pferdestalls wird sichergestellt, dass auch Menschen mit Handicap alle Veranstaltungsräume erreichen und am gesamten Angebot des Branderhofes teilhaben können

lobt die NRW-Stiftung. Und Ingeborg Haffert fasst die Initiative mit wenigen Worten zusammen: „Gut! Branderhof ist gut für unser Viertel. Wir haben einfach Spaß daran, die historische Hofanlage aus ihrem Dornröschenschlaf zu retten!“

Seit ihrer Gründung 1986 konnte die Nordrhein-Westfalen-Stiftung rund 3.400 Natur- und Kulturprojekte mit insgesamt etwa 288 Millionen Euro fördern. Das Geld dafür erhält sie überwiegend vom Land NRW aus Lotterieerträgen von Westlotto, zunehmend aber auch aus Mitgliedsbeiträgen ihres Fördervereins und Spenden.
12.3.2021LebenUmland, Aachen0 Kommentare bwp

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