Umland, Düren: Wir schreiben das Jahr 1965. Düren ist vor 21 Jahren, während eines alliierten Luftangriffs am 16. November 1944, im Innenstadtbereich dem Erdboden gleichgemacht worden. Die Stadt wird kurz darauf evakuiert, erst nach Kriegsende kehren die ersten Dürener zaghaft in ihre zerstörte Heimat zurück. Was ihnen bevorsteht, ist eine schier übermenschliche Aufgabe: Die Räumung der nahezu unbewohnbaren Trümmerwüste und der Aufbau einer regelrecht neuen Stadt. Ihnen werden viel Geduld, Entbehrungen und unsäglich viel Arbeit abverlangt, aber es wird ihnen gelingen, eine neue Stadt aus dem Boden zu stampfen.
20 Jahre nach Kriegsende ist der Wiederaufbau schon weit fortgeschritten, kleinere Baulücken verbleiben zwar hier und da wie Zahnlücken in einem Kindergesicht. Stolz können die Dürener aber auf das neue Antlitz ihres Zuhauses blicken, das sich als moderne Stadt der Fünfziger Jahre präsentiert: Am Kaiserplatz, im Herzen der Stadt, steht das neue Rathaus, das vom Markt an diesen erweiterten Platz verlegt wurde. Autoverkehr und Motorroller brausen über den Platz, Fahrzeuge parken am Fahrbahnrand. An der Nordseite des Platzes warten Passanten an Bushaltestellen auf ihre nächste Verbindung aus der Stadt heraus. Diese trennt sich 1965 von den Straßenbahnschienen und steigt im Bereich des ÖPNV ausschließlich auf Busse um. An der Südseite des Kaiserplatzes warten Taxen auf ihre nächsten Fahrgäste. Musik von Udo Jürgens, den Rolling Stones oder den Beach Boys klingt aus den Autoradios. Die Glocken der nahegelegenen neugebauten Annakirche schallen auf den Platz hinüber. Häuserzeilen im modernen Stil der Zeit säumen die Seiten des Platzes: Verschwunden ist die architektonische Schwere der Kaiserzeit. Einzug haben leichte und luftige Bauformen erhalten, versehen mit einer helleren und freundlicheren Farbgebung. Einzelhandelsgeschäfte und Gastronomiebetriebe säumen den Platz entlang der Seiten. Das Kaffeehaus Schmitz an der Südseite bietet bis heute seine Waren an.Die Menschen auf der Straße sprechen über Urlaubspläne, die Qualifikation der deutschen Fußballnationalmannschaft für die WM 1966 oder die vielen neuen Waren, die das Wirtschaftswunder auch nach Düren bringt. Kurzum: Eine Stadt lebt auf.
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