Umland, Köln: In diesem Jahr kann der weltberühmte Pantomime Milan Sladek, der lange Zeit in der Eifel verbrachte und mittlerweile als Dozent an der Internationalen Kunstakademie Heimbach tätig ist, gleich auf zwei Zahlenjubiläen zurückblicken: Im März feierte er seinen 77. Geburtstag und vor 55 Jahren gelang ihm in Prag der große Durchbruch als Solo-Pantomime. Nun brillierten er und sein Ensemble gestern Abend mit der Welturaufführung des neu inszenierten Stückes „Antigone“ – ein Gesamtkunstwerk aus Bewegung, Maskenspiel, Sprache und Musik. Zu den Klängen der von Jozef Vlk eigens komponierten Musikkollage agierte Milan Sladek, begleitet von vier weiteren Pantomimen und einem Schauspieler-Ensemble, das die Sprechrollen übernahm, in der Apsis der Kölner Trinitaskirche. „Mit ihren Säulen wirkt die Kirche bereits wie ein griechischer Tempel“, hob Sladek im Vorgespräch hervor. Das von Antonin Malek entworfene Bühnenbild fiel deshalb – bis auf wenige funktionale Versatzstücke – eher spartanisch aus. Eine ausgefeilte Lichtsetzung sorgte allerdings für die jeweils authentische Atmosphäre. Die Bühnenregie lag in Sladeks Händen, assistiert von seinem Sohn Taro.

Seit über 50 Jahren beschäftigt sich Milan Sladek mit dem antiken Drama „Antigone“. [Foto: Hans-Willi Hermans]
Egal ob Titelheldin Antigone oder ihr Gegenspieler Kreon, der starrsinnige König von Theben, ob Haimon oder Eurydike – Milan Sladek verkörpert in diesem Stück sämtliche Rollen. Mit wenigen Griffen stülpt er sich die jeweilige, von ihm entworfene Maske über und schlüpft mit Hilfe des charakteristischen Kostüms in die nächste Rolle.

Milan Sladek und die vier Nachwuchs-Pantomimen ernteten begeisterten Applaus. [Foto: cpm]
In „Antigone“ überrascht Milan Sladek mit immer neuen Ideen und Ausdrucksvarianten. Fantastisch immer wieder das beredte Spiel seiner Hände. Grandios auch, wie der Meister des nonverbalen Ausdrucks die handelnden Personen charakterisierte. Hier der machtbesessene Kreon mit watschelndem Gang, der sich stets selbstgefällig auf den fülligen Bauch tätschelt. Dort die zarte, unbeugsame Antigone, die dem Herrscher trotzt, mal zweifelnd, aber immer konsequent.
Die pantomimisch dargestellten Personen fanden ihr Pendant in den sprechenden Schauspielern, die ihre Textpassagen so engagiert auf die Bühne brachten, dass die Blicke des Publikums immer zwischen den Akteuren hin und her schweiften. Einziges Manko: Bei einigen kanonisch gesprochenen Rezitationen waren die Texte im Zuschauerraum schlecht zu verstehen.

Nach der umjubelten Premiere machten viele Zuschauer noch Fotos von den Masken und Kostümen, die Milan Sladek entworfen hatte. [Foto: cpm]
Nähere Informationen über den Künstler und seine neueste Inszenierung finden sich im Internet unter www.milansladek.de
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