Umland, Trier: Ob Fastelovend, Fastnacht oder Fasching: „Die Welt steht Kopf“ heißt es jedes Jahr, wenn wieder „et Trömmelche jeht“… Ein Zeichen dafür, dass die Karnevalssession beginnt. In diesem närrischen Brauchtum vereint sich eine faszinierende Kulturgeschichte, die nicht nur bis ins europäische Mittelalter zurückzuverfolgen ist. So überschüttete man sich beispielsweise bei damaligen Festumzügen mit winzigen – laut Volksglauben – glücksbringenden Farnsporen. Von diesem Brauch soll sich übrigens der heute üblich Konfettiregen bei Karnevalsumzügen ableiten. Viele Traditionen der „Fünften Jahreszeit“ reichen sogar bis in die Antike zurück.
Neben den Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf und Mainz sorgt auch in Trier ein lebendiges Vereinsleben für einen beachtlichen Sitzungs- und Straßenkarneval. Das Stadtmuseum Simeonstift nimmt diese Tradition nun zum Anlass für eine kulturhistorische Betrachtung des Phänomens in Kunst und Gesellschaft. Die Sonderausstellung „Die Welt steht Kopf. Eine Kulturgeschichte des Karnevals“ nimmt die bewegte Geschichte des Fasteleers in den Blick: Von den römischen Saturnalien, zu denen die alltägliche Ordnung auf den Kopf gestellt wurde, über die „tollen Tage“ vor der religiösen Fastenzeit im Mittelalter bis in die Jahre der 1848er-Revolution, in denen auch der Karneval politisch wurde.
Die Geschichte des Karnevals im 20. Jahrhundert ist überschattet durch die propagandistische Instrumentalisierung durch die Nationalsozialisten und den Zweiten Weltkrieg. Eine „Wiedergeburt“ erlebte der Karneval in der Nachkriegszeit. Selbst in den Trümmerlandschaften der zerbombten Städte fanden erste Umzüge statt. Eine Art Befreiungsschlag: Bei selbstgebranntem Schabbau und kritisch-spöttischen Liedern – wie Karl Berbuers „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“ – wurde gefeiert, geschunkelt und getanzt.
„In den 1980er-Jahren erfolgte eine erneute Hinwendung zu jener tagespolitischen Gesellschaftskritik, die in den Sitzungen und Umzügen bis heute zum Brauchtum gehört“, betonen die Ausstellungsmacher. Wie die schelmischen Narren an mittelalterlichen Höfen konnten die Büttenredner nun wieder unverblümt – unter dem Applaus der Zuschauer – überspitzt ihre Meinung äußern.
Zahlreiche Objekte und Archivalien zum rheinischen Karneval, aber auch Gemälde und Grafiken, historische Textilien sowie Medien- und Mitmachstationen beleuchten diese wechselvolle Kulturgeschichte aus verschiedenen Perspektiven. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Geschichte des Trierer Karnevals und den 17 Trierer Vereinen, die heute unter dem Dach der Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval organisiert sind.Anhand von rund 200 Objekten – sowohl aus der eigenen Sammlung, als auch regionaler und internationaler Leihgaben – zeigt der Rundgang auf zwei Etagen den kulturellen Reichtum, der auch entschiedene Karnevalsverweigerer beeindruckt. Zur Ausstellung ist ein 114-seitiger, zweisprachiger Katalog mit zahlreichen Abbildungen erhältlich. Die kulturhistorisch und karnevalistisch interessante Ausstellung wird ebenfalls in Deutsch und Englisch präsentiert.
Gruppen, die an der Verlosung teilnehmen wollen, sollten sich spätestens bis zum 16. Januar mit dem Motto „Die Welt steht Kopf“ auf bewerben. Unser eigens programmierter Zufallsgenerator wird dann die Gewinnergruppe ermitteln. Wir wünschen Ihnen viel Glück bei der Verlosung!
Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 26. Februar jeweils dienstags bis sonntags von 10.00 bis 17.00 Uhr. Der Eintritt kostet 5,50, ermäßigt 4,00 Euro. Jeden ersten Sonntag im Montag reduziert sich der Eintrittspreis auf einen Euro.
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