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Emmanuel Mbolela musste aus seinem Heimatland fliehen und will jetzt mit seinem Buch die Menschen in Europa aufrütteln. [Foto: pg]

Bewegender Fluchtbericht eines Kongolesen

Zülpich: Fast schüchtern saß er da. Er lächelte leicht, wenn man ihn anschaute. Doch wenn er aufstand, um seine Geschichte zu erzählen, ging ein Ruck durch seinen Körper. Bestimmt und selbstbewusst berichtete er von seinen Erlebnissen: Emmanuel Mbolela ist 2002 aus dem Kongo geflohen, weil er sich in der „falschen“ Partei engagierte, weil er in seinem Heimatland für mehr Gerechtigkeit gekämpft hat, weil er immer noch hofft, dass sein Land irgendwann den Namen Demokratische Republik Kongo verdienen wird.

Dabei fällt es ihm nicht leicht, immer wieder vor Menschen zu treten und von seinen Erfahrungen zu berichten, von seinem Gefängnisaufenthalt, von seiner Flucht nach Kongo Brazzaville und weiter über Nigeria, Burkina Faso, Mali, Algerien bis nach Marokko. Nach vier Jahren in Marokko ermöglichte ihm die Flüchtlingsorganisation der UNO (UNHCR) den Flug in die Niederlande.

Doch auch dort steht selbst für einen anerkannten Flüchtling nicht alles zum Besten. Aber es ist Mbolela wichtig, aus seinem Leben zu berichten, vor allem vor Schülern. Es sei seine Verpflichtung auch für die anderen, die noch auf dem Weg sind. Um ihnen damit zu helfen, sagte Mbolela in einem Gespräch. Immer wieder ist er daher auf Lesereise, denn der Kongolese hat ein Buch geschrieben „Mein Weg vom Kongo nach Europa“. Das Netzwerk afrique-european-interact hat ihm geholfen, das Buch zu veröffentlichen und die Aktivisten wie auch der Übersetzer des Buches, Dieter Alexander Behr, begleiten ihn auf den Reisen.

Nun machte Emmanuel Mbolela mit Oliver Bernau und Dorette Führer in Zülpich Station. Das FairCafé, der Runde Tisch Flüchtlingsarbeit und das Katholische Bildungszentrum hatten diesen Besuch ermöglicht. Eine Veranstaltung im Frankengymnasium in der Klassenstufe Q12 (Abiturjahrgang) sowie abends in der Martinskirche standen auf dem Besuchsprogramm und Emmanuel Mbolela konnte Schüler wie Erwachsene mit seiner Erzählung bewegen. Er berichtete den Zuhörern von seinem Heimatland, das eigentlich ein reiches Land ist und über viele Bodenschätze verfügt. Doch wie in andern Regionen auch, existiert eine korrupte Regierung, die zunächst sich selbst versorgt und an die Landsleute kaum einen Gedanken verschwendet. Die westlichen Regierungen würden zu sehr die Diktatoren und ihre Regime unterstützen, meinte Mbolela. Und auch der IWF (Internationale Währungsfond) und die Weltbank müssten ihre Politik verändern. Die Korruption hänge oft mit schlechten Regierungsführungen zusammen und solange sie dabei vom Westen unterstützt würden, werde sich nichts verändern.
Schon früh als junger Student schloss sich Emmanuel Mbolela der Partei UDPS an, die gewaltfrei für einen demokratischen Kongo kämpft. Nach einer Demonstration wurde er verhaftet. Nur weil seine Familie genügend Geld sammelte, kam er aus dem Gefängnis frei – doch er musste sein Heimatland verlassen.

Der Kongolese las verschiedene Passagen aus seinem Buch – die Oliver Bernau anschließend auf Deutsch las. Mbolela berichtete von seiner Angst, wie er mehrfach den Tod vor Augen hatte. Er erzählte aber auch, wie es den Frauen auf der Flucht erging. Sie würden wie „Wechselgeld“ behandelt und immer wieder vergewaltigt. Selbst als er von der UNHCR ein Papier mit seinem Flüchtlingsstatus hatte, zählten er und andere Flüchtlinge nichts in Marokko. Trotz Papieren werde man behandelt wie ein Illegaler, meinte Mbolela. Die UNHCR hat ihm schließlich den Weg in die Niederlande ermöglicht – das Ankommen war dort allerdings nicht einfach. Ausbeuterische Arbeitsbedingungen waren an der Tagesordnung.

Doch Emmauel Mbolela setzt sich weiter ein. Seine Vision: ein Kongo ohne Waffen und eine Kooperation zwischen den Ländern auf Augenhöhe. Der Kongolese hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, „die junge Generation will etwas verändern und der Kampf geht jeden Tag weiter“. Burkina Faso sei ein Beispiel, dass die Bevölkerung etwas bewegen könne, dies pusche uns, weiter zumachen, meinte Mbolela. Außerdem hat er in Marokko für Frauen ein Rasthaus gebaut, damit sie dort wenigstens für einige Wochen zur Ruhe kommen und in Sicherheit leben können.

Mbolelas Buch, in dem er auch einen kurzen Abriss über die Geschichte des Kongos gibt: „Mein Weg vom Kongo nach Europa“, ISBN 978-3-85476-456-4

Emmanuel Mbolela hat einen offenen Brief an die westlichen Regierungschefs geschrieben, zu lesen unter http://afrique-europe-interact.net/1390-0-Open-letter-Emmanuel-Mbolela.html

9.10.2015LebenZülpich0 Kommentare pg

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