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Kaiser Augustus stellt sich bei diesem Kunstwerk auf die gleiche Stufe wie der Gott Jupiter. [Foto: pg]

Geheimnisse römischer Schmucksteine – Neue Sonderausstellung in den Römerthermen

Zülpich: Es ist eine faszinierende Kunst: Geschnittene Schmucksteine, sogenannte Gemmen. Bereits zu altbabylonischer Zeit, also vor 4.000 Jahren, wurden Edelsteine geschnitten. Aus den wertvollen Steinen wurden Szenen aus der Welt der Götter und Könige gearbeitet. Bis zum 7. Mai sind nun einige dieser Steine wie auch Nachschnitte in der neue Sonderausstellung „Geheimnisse römischer Schmucksteine – Gemmennachschnitte von Gerhard Schmidt“ in den Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur zu sehen.

Gerhard Schmidt aus Idar-Oberstein beschäftigt sich als Edelsteingraveur schon seit vielen Jahren mit dieser Kunst und konnte schon viele seiner Werke ausstellen. Seit 2004 hat der Künstler in detailgenauer Feinarbeit alle großen römischen Prunkkameen nachgeschnitten. Er hat die weltweit verteilten Originalstücke untersucht, experimentell erforscht und dabei viele praktische Erkenntnisse zur Herstellung gewonnen. Da die meisten Originale meist nicht ausleihbar sind, erhalten die Besucher auf diese Weise einen Einblick in die Kunst des Edelsteinschneidens.

Gemma Augustea. [Foto: pg]

Früher wurden Motive aus der Götterwelt oder der großen Herrscher dargestellt, doch im Laufe der Jahrhunderte erweiterte sich das Themenfeld. Im Römischen Reich war die Nachfrage nach Schmucksteinen ungebrochen groß. Vom Siegelring bis zu den als Zierde dienenden Schmucksteinen gab es alles. Zu sehen sind aber auch einige römische Prunkkameen, wie die Gemma Augustea: Kaiser Augustus ist dort zu sehen mit Langzepter und nacktem Oberkörper. Er ist in seiner Pose dem Gott Jupiter angeglichen.

Für uns heute ist die Bildsprache dieser Kunstwerke nur noch schwer verständlich, doch die Menschen zu Zeiten Augustus konnten damit weit mehr anfangen. Augustus sei der erste Kaiser gewesen, der sich auf einer Darstellung so erhoben habe, erklärt die Museumsleiterin. In der ersten Zeit wurde auf den Gemmen die Welt der Götter dargestellt, doch die menschlichen Herrscher wollten dann auch ihre Macht präsentieren. Wie Kaiser Augustus, der sich auf der Gemma Augustea mit der Darstellung seiner Person als Jupiter quasi vergöttlicht hat – Propaganda gab es schon in römischer Zeit.

Doch nicht jeder hatte das Geld für einen Edel- oder Halbedelstein. War das Budget zu gering, so erwarb man ein aus Glas gegossenes Objekt. Dieses imitierte unter Umständen die Farben und Formen von Edel- und Schmucksteinen so gut, dass der Unterschied für den Laien kaum zu erkennen war. Üblich war es auch, die Kunstwerke zu färben. Der Achat kann beispielsweise gefärbt werden, in dem er zwei bis drei Wochen in einer verdünnten Honig- oder Zuckerlösung erwärmt und anschließend in konzentrierter Schwefelsäure gekocht wird. Die Lage, in die der eingedrungene Honig durch die Schwefelsäure verkohlt wurde, erscheint, je nach Porosität, grau, braun oder schwarz. Dadurch wirkt die undurchdringliche weiße Schicht noch strahlender.

Dr. Iris Hofmann-Kaster zeigt altes Arbeitsgerät. [Foto: pg]

Mit einer Höhe von 19 cm und einer Breite von 23 cm ist die Gemma Augustea eine der großen Prunkkameen. Allein einen Stein in dieser Größe zu finden, war nicht nur in römischen Zeiten eine große Herausforderung. Wie die großen Steine bearbeitet wurden, sei bis heute nicht bekannt, erzählt Dr. Iris Hofmann-Kastner. Man war schon früh auf die Idee gekommen, die Achse des seit langem bekannten und mit einem Fidelbogen angetriebenen vertikalen Bohrers horizontal in zwei Stände zu lagern – damit hatte man die Gravierspindel erfunden. Doch die war eigentlich nur für einfachere Arbeiten geeignet, nicht für große Steine. Es bleibt vorerst ein Geheimnis.

Nicht bekannt ist auch, wo die Gemmen gezeigt wurden. Nur im privaten Bereich? Im Palast, damit jeder Besucher sich von der Mächtigkeit des Herrschers überzeugen konnte? Aufzeichnungen darüber sind bisher nicht gefunden worden. Doch beim Betrachten dieser Kunstwerke spielt dies heute eigentlich auch weniger eine Rolle. Gerhard Schmidt hat faszinierende Kunstwerke geschaffen, detailreich, filigran und einfach schön anzuschauen.


Bei einem Rundgang durch die Sonderausstellung tauchen die Besucher zunächst in die Welt der Edelsteine ein. Zu sehen sind einige Steine aus der Sammlung des Bonner LVR-Landesmuseums. Antike Schmuckstücke sind ebenfalls zu sehen wie auch Beispiele von Kameen aus nachrömischen Zeiten.

Unter einer Gemme (lateinisch gemma: Knospe, Edelstein) versteht man einen geschnittenen Schmuckstein bzw. Edelstein. Daraus leiten sich auch der Fachbegriff für Edelsteinkunde (Gemmologie), sowie die Bezeichnung des Steinschneiders (Gemmarius) ab. Heute versteht man unter einer Gemme meist einen vertieft geschnittenen Schmuckstein: Das Bildmotiv wird in den Stein eingeschnitten; diese Schmucksteine bezeichnet man auch als Intaglio.

Im Gegensatz dazu wird bei einer Kamee bzw. einem Kameo der Hintergrund des Bildmotivs weggeschnitten, das Motiv ragt also wie ein Relief aus dem übrigen Stein heraus. Im weiteren Sinne kann die Gemme aber auch als Oberbegriff für Intaglio und Kamee alle geschnittenen Edel- und Schmucksteine bezeichnen (Quelle Wikipedia).
Wer sich näher mit dem Thema beschäftigen möchte, dem sei der Ausstellungskatalog „Politik in Edelstein“ empfohlen.

Rahmenprogramm zur Ausstellung
2. Februar: 15.00 Uhr Führung
kostenlos, nur Eintritt
13. Februar: 19.00 Uhr Kuratorenführung
kostenlos, nur Eintritt
5. April: „Zu Gast in der eigenen Heimat“
14.00 – 15.00 Uhr Workshop: Schmuckanhänger mit Relief, Workshop für die ganze
Familie, 5,00 Euro Materialkosten/Person
15.00 Uhr Führung
Weitere Informationen unter www.roemerthermen-zuelpich.de

24.1.2020KulturZülpich0 Kommentare pg

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