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David Muggli (l.) und Sebastian Pönsgen setzen auf Elektromobilität. [Foto: pg]

Priogo setzt auf E-Mobilität

Zülpich: „Wir haben uns zum Geburtstag den e.Go geschenkt“, meinte Vorstand David Muggli bei der Feier zum zehnjährigen Firmengeburtstag. Das kleine Elektroauto wird in Aachen von der e.Go Mobile AG gebaut. Entwickelt hat es Professor Dr. Günther Schuh mit seinem Team, der bereits als Forschungsinitiative der RWTH Aachen den „StreetScooter“ kreiert hat, mit dem die Deutsche Post ihre Pakete ausliefert. Jetzt bringen sie den Kleinwagen e.Go Life auf den Markt. Zu den Feierlichkeiten konnten die Besucher die Prototypen genau in Augenschein nehmen. Dr. Martin Sommer und Dr.rer.pol. Philip Müller von der e.Go Mobile AG waren an der Entwicklung beteiligt und wurden nicht müde, alle Fragen zu beantworten.

Wie schnell ist der Wagen, wie fährt er sich, wieviel Platz steht zur Verfügung, wie sieht es mit der Akku-Leistung aus und was passiert mit den Akkus, wenn die Leistung für den Betrieb des E-Autos nicht mehr reicht?

Der kleine e.Go Life konnte genau unter die Lupe genommen werden. [Foto: pg]

Es handelt sich bei dem e.Go Life um einen Kleinwagen. Vier Sitzplätze sind standardmäßig vorgesehen, doch wer einen größeren Kofferraum haben möchte und die Sitze nicht braucht, kann die beiden hinteren Sitze ohne Probleme ausbauen. Der kleinere Akku verspricht eine Reichweite von 130 Kilometern, der etwas größere 170 Kilometer. Aufgeladen wird die Batterie in rund vier Stunden an einer ganz normalen Steckdose. Sie hätten bewusst auf Schnellladefunktion verzichtet, erklärte Dr. Müller. Dies hätte das Ganze viel teurer gemacht. Die Batterie wird von Bosch gefertigt und kann dementsprechend in deren Werkstätten gewartet werden. Reicht die Leistung nicht mehr für den Betrieb im Auto, kann sie beispielsweise in der Haustechnik weiterverwendet werden.

„Unsere Vision ist die Sektorkopplung“, erklärte Muggli. Ziel dabei ist es, nicht nur die Strom- und Wärmeerzeugung zu koppeln, sondern auch die Mobilität mit dazu zu nehmen. „Wir können diese drei Bereiche jetzt abdecken.“ Sie hätten nach einem passenden Auto gesucht und seien in Aachen fündig geworden, erklärte Muggli. Und sie sind so von dem Konzept überzeugt, dass sie gleich 100 Fahrzeuge in Aachen für Priogo bestellt haben. Kunden der Zülpicher Firma können also künftig dort nicht nur ihre Photovoltaik-Anlage ordern, um Energie für das Haus zu erhalten. Strom, der nicht für Heizung oder Strom gebraucht wird, kann für das Aufladen des E-Autos genutzt werden. Muggli: „e.GO liefert die Flitzer, wir die saubere Energie für die Batterie.“ Damit sei ein häufiger Kritikpunkt an der Elektromobilität ausgeräumt: „Mit uns kommt die Sonne vom Dach direkt als Kraftstoff in den Tank – kostengünstig und sicher!“

„Die Sektorkopplung wird das Thema der nächsten Jahre sein“, meinte Professor Dr. Günther Schuh in seinem Grußwort. „Auch wir erfinden das Elektroauto nicht neu, sondern verbinden Vorteile und Erkenntnisse aus verschiedenen technischen Bereichen.“ Die vernetzte Fertigung ermögliche beispielsweise Flexibilität und Schnelligkeit. „Wir reizen die Optionen der Industrie 4.0 aus. Das gewährt uns einen zeitlichen Vorsprung bei der Entwicklung und Herstellung gegenüber großen Konzernen.“

Das Entwicklerteam hat sich bei der Planung bereits beim „StreetScooter“ mit den Post-Zustellern zusammengesetzt, um das Fahrzeug für die Bedürfnisse optimal zu planen. Auch beim e.Go Life setzten die Entwickler auf die Zusammenarbeit mit künftigen Kunden. Sie haben Mitarbeiter eines Pflegedienstes gefragt, wie das Auto in der Praxis aussehen müsste. Und sie sind mit ihren Fahrzeugen sehr verbunden. Kein Wunder, dass die Prototypen Namen bekamen: Mit Tom und Jerry fuhren sie durch die Straßen. „Unser Fahrzeug ist ein Kurzstreckenfahrzeug und kein Universalauto“, betonte Professor Schuh. Auf ein gutes Fahrgefühl müssen Käufer bei dem e.GO nicht verzichten: „Der Flitzer macht einfach Spaß – fast wie ein Go-Kart“.

PRIOGO AG: Das Zülpicher Unternehmen hat sich auf regenerative Versorgungssysteme in der Haustechnik und Gebäudetechnik spezialisiert. Auch anspruchsvolle Sanierungsprojekte werden professionell betreut. Dabei lösen sich die Systemgrenzen zwischen dezentralisierter Erzeugung von Strom, Wärme und Mobilität auf. Das Produktportfolio der inhabergeführten AG umfasst Photovoltaik, Solarstromspeicherung, Wärmepumpen und Biomasseheizung. Zudem bietet das Unternehmen die Anlagenwartung, die Modernisierung von Bestandsanlagen und die Sanierung von Gebäuden oder Dächern an.
e.GO Life: Das Auto wird in Aachen gefertigt. 150 Produktionsmitarbeiter sind zur Zeit beschäftigt. 2018 sollen 1.000 Autos gebaut werden. Ziel sind zukünftig 10.000 Fahrzeuge pro Schicht. Das Fahrzeug wird mit einem Listenpreis von 15.900 Euro gehandelt. Abzüglich der zur Zeit gezahlten Zuschüsse, kommt man auf 11.900 Euro. www.e-go-mobile.com
14.7.2017WirtschaftZülpich0 Kommentare pg

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