Zülpich, Mülheim-Wichterich: Bierflaschen, wo das Auge hinblickt: Im Keller von Heinz Büttgen ist inzwischen nur noch Platz für die Heizungsanlage. In allen anderen Räumen sind die Wände voll mit Regalen und darin stehen, säuberlich aufgestellt, Bierflaschen aus der ganzen Welt. Vor mehr als 20 Jahren hat ihn die Sammelleidenschaft gepackt. Es fing eigentlich alles ganz harmlos an mit einer Flasche aus dem Harz als Souvenir. „Das war in dem Jahr als Karneval wegen dem Golfkrieg ausfiel“, erzählte Büttgen von den Anfängen.
Damals sind sie nach Goslar gefahren. Von dort stammt die Flasche Puparsch, die den Grundstock für die große Sammlung gelegt hat. „Das Etikett fanden wir so schön“. Doch bei dieser einen Flasche Bier blieb es nicht. Fein säuberlich wird jeder neue Gerstensaft erfasst. Büttgen legt großen Wert darauf, keine Dubletten zu haben. Ehefrau Ute tippt die Listen und ergänzt sie regelmäßig. Am 13. November 2015 waren es 9.293 Bierflaschen. Inzwischen seien noch mindestens 200 dazugekommen, sagte der Rentner.
Sein früherer Beruf hat übrigens nichts mit Bier zu tun: Heinz Büttgen war Orthopädieschuhtechniker und Bier trinkt er seit einigen Jahren auch nicht mehr. Die ersten Exemplare fanden noch Platz in einem ehemaligen Hühnerstall, den Büttgen ausgebaut hat. Er habe Regale angebracht und „als die Regale da waren, mussten noch Flaschen rein“. Doch irgendwann war auch der alte Hühnerstall voll, dann kam der Keller dran. An jeder freien Fläche befinden sich nun die Regale, wo Bierflaschen aufgereiht sind.
Eine Staubschicht findet sich hier nicht, denn der 72-Jährige geht immer wieder durch die Reihen, nimmt die eine oder andere Flasche in die Hand, erfreut sich daran und staubt sie ab. Viele Brauereien haben auch Sondereditionen herausgebracht, wie beispielsweise Gaffel Kölsch zur Fußballweltmeisterschaft. Gerstensaft aus ganz Deutschland, Frankreich, Belgien, aber auch aus Kenia, Jamaika oder Russland ist dabei. Allein mehr als 30 verschiedene Kölschsorten kann Büttgen vorweisen: „Einige davon werden gar nicht mehr hergestellt“. Die Super- und Getränkemärkte der Region hat der Rentner mit seiner Frau schon abgegrast, dort gibt es für ihn nichts Neues mehr. Viel findet Heinz Büttgen im Internet. Und dann sind da noch seine zwei Bierfreunde: einer aus dem bayrischen Deggendorf, der nur Etiketten sammelt, und einer aus Linnich-Ederen, der die Flaschen vorher austrinkt und nur die leeren Flaschen sammelt. Das kommt für Büttgen nicht in Frage, das gefalle ihm nicht. Aromatisierte Biere kommen ihm ebenfalls nicht ins Haus.
Der nächste Urlaub führt das Ehepaar nach Deggendorf. Sein Freund habe schon eine Route aufgestellt, verriet der Sammler. Denn Bayern ist reich an kleinen Brauereien und die Grenze zu Tschechien ist nicht weit. Der Wagen wird auf der Rückfahrt vermutlich deutlich voller sein, wenn Heinz Büttgen dort „Beute gemacht hat“.
Im letzten Jahr hat der gebürtige Lommersumer die Garage mit Regalen ausgebaut – das Auto passt noch hinein, aber die Stellflächen an allen Wänden sind mit Bierflaschen gefüllt. Dort befinden sich wohl auch die kleinsten Bierflaschen der Welt: Nur wenige Zentimeter sind die Fläschchen groß. Die Garage ist inzwischen allerdings auch schon voll, daher plant Heinz Büttgen schon den nächsten Bau – im Garten hat er noch ausreichend Platz.
Er habe wohl die größte Sammlung in ganz Nordrhein-Westfalen, meinte Büttgen stolz. Womit er vermutlich recht hat. Ein Sammler aus Geesthacht im Norden Deutschlands schreibt von sich, dass er die größte Sammlung der Welt besitze, mehr als 20.000 Flaschen sollen es sein. Da ist Heinz Büttgen zwar noch etwas von entfernt, aber seine rund 9.500 Bierflaschen können sich auch schon sehen lassen und noch lässt ihn die Sammelleidenschaft nicht los.
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