Heimbach, Düttling: „Jetzt können wir unseren Kohlemeiler in einem Atemzug mit dem Kölner Dom nennen“, freut sich Gerd Linden über die Entscheidung der Kultusministerkonferenz, auch das Köhlerhandwerk zum Kulturerbe zu erklären. Im Dezember letzten Jahres folgte die Kommission den Empfehlungen eines unabhängigen Expertenkomitees und nahm 27 lebendige Traditionen – vom Rheinischen Karneval, über das Chorsingen bis hin zur Deutschen Brotkultur – in sein neues, bundesweites Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes auf. Damit setzte sie das entsprechende UNESCO-Übereinkommen um.
„Wir sind angetreten, um die uralte Tradition und Technik des Köhlerns vor dem Vergessen zu bewahren. Das ist uns gelungen“, fühlt sich Gerd Linden bestätigt. Alle zwei Jahre baut der Landwirt mit seinen drei „Köhlerbuben“ auf der Düttlinger Waldlichtung einen Kohlemeiler auf. Vergangenes Jahr präsentierte er das vielerorts in Vergessenheit geratene Handwerk zum vierten Mal. Und obwohl das nächste Köhler-Event erst 2016 stattfindet, beginnen bereits die ersten Vorbereitungen. „Wir fangen jetzt schon an, bei den Förstern in der Region nach günstigem Buchenholz zu fragen, denn spätestens in diesem und nächsten Monat muss das Holz geschlagen werden.“Für Gerd Linden ist es Ehrensache, das Material für den Düttlinger Meiler in seiner Freizeit eigenhändig zu fällen. Doch im Wald zum Trocknen liegenlassen, kann er die Buchenstämme nicht mehr. „Die Zeiten haben sich leider geändert. Uns wurde bereits im Wald gelagertes Holz gestohlen!“ Seitdem trocknen die gefällten Bäume auf dem Land der Lindens.
„Wir verwenden ausschließlich Buchenstämme, aus denen hervorragende Holzkohle wird“, erklärt der versierte Köhler. „Unsere Kohle ist so gut, dass die Leute sie uns aus der Hand reißen. Und nächstes Mal werden wir auf die Verpackung das offizielle UNESCO-Zeichen neben unser Logo setzen können!“
Das Handwerk der Köhlerei hat Museumslandwirt Gerd Linden im Kommerner Freilichtmuseum von der Pike auf gelernt. „Meine Vorgänger kamen ins Rentenalter und wollten ihr Wissen weitergeben, damit es nicht verlorengeht.“ Genau diese Intention greift der neue UNESCO-Slogan zum immateriellen Kulturerbe auf: Wissen.Können.Weitergeben.
Schon vor der Jahrtausendwende entstand bei Familie Linden die Idee, im Wechsel mit dem Freilichtmuseum alle zwei Jahre ein privates Meilerfest in Düttling zu veranstalten. Doch dann landete der Vorschlag wieder in der Schublade, bis die mittlerweile erwachsenen Lindensöhne Markus und Daniel den Gedanken erneut aufgriffen. Mit großem Erfolg. Sagte man früher „Düttling ist da, wo der Wind dreht“, werden die Leute beim Namen des kleinsten Heimbacher Stadtteils nun hellhörig. „Da gibt’s doch den Meiler und die Wildniswerkstatt“, heißt es mittlerweile.
Bereits mit ihrem ersten Meiler im Jahr 2008 wollten die Düttlinger Köhler, die eingetragenes Mitglied im Europäischen Köhlerverein sind, ins Guiness-Buch der Rekorde. Herausforderung war ein Meiler im Schwarzwald, für den 125 Kubikmeter Holz verwendet wurden. „Das toppen wir“, war den Düttlingern klar. Doch rumänische Konkurrenten warfen sie aus dem Rennen: „Kein Wunder, die arbeiteten mit einem Kran. Wir machen alles händisch“, blickt Gerd Linden, der gerade seinen 60. Geburtstag feierte, zurück.Viele Köhler-Traditionen hält er durch sein Engagement am Leben. Bei ihren Köhler-Festen servieren die „Schwarzen Männer“ den traditionellen Köhlerbraten, der – genau wie vor Jahrhunderten – gut eingepackt in der Glut gart. Zudem tüftelten die Naturburschen so lange, bis es ihnen wieder gelang, aus dünnen Ästchen des Pfaffenhuts brillante Zeichenkohle herzustellen.
Im Freilichtmuseum musste der traditionelle Kohlemeiler aus Kostengründen inzwischen aufgegeben werden. „Wir machen weiter“, versichert Gerd Linden und hofft auf tatkräftige Unterstützung aus der Region.
Nähere Informationen zur Köhlerei in der Eifel unter www.kohlemeiler.de
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