Heimbach: Am kommenden Wochenende ist es wieder soweit: Zum zwanzigsten Mal wird das Wasserkraftwerk in Heimbach zum Konzertsaal. Über 30 Musiker haben sich angekündigt. Die Saxophonistin Asya Fateyeva wird eine selten gehörte Klangfarbe in das Kammermusikfestival bringen. Die Liste ihrer Musikpreise ist lang, u.a. gewann die gebürtige Ukrainerin im vergangenen Jahr den ECHO-KLASSIK-Preis. Wer mit ihr spricht entdeckt sehr schnell, Asya Fateyeva hat eine Mission: Ihr Instrument, das Saxophon, in der klassischen Musik zu etablieren. Konsequenter Weise lehrt sie seit drei Jahren klassisches Saxophon an der Musikhochschule in Münster.
Das Saxophon, erfunden für die Klassik
Saxophon und Jazz, eine bewährte Einheit. So aber hatte es der Erfinder des Instrumentes, Adolphe Sax, überhaupt nicht geplant. Der Belgier hatte das Saxophon vor 170 Jahren für die klassische Musik entwickelt, um den Orchestern eine neue Klangfarbe zu geben. Es kam ganz anders und das lag an unruhigen politischen Zeiten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts.
Asya Fateyeva entdeckt das Saxophon
„Eigentlich hatte mein Vater das Saxophon für sich selbst gekauft, denn ich lernte ja schon Klavier“, erinnert sich die Musikerin. Aber dabei blieb es nicht. Für Asya, Kind eines ukrainischen Fußballprofis, war das glitzernde Instrument mit dem schwerelosen Ton Liebe auf den ersten Blick. Da war sie zehn Jahre alt. Schon ein knappes Jahr später trat sie erstmals öffentlich mit dem Saxophon auf. Für die musikalische Ausbildung Asyas zog die Familie von der Krim nach Moskau und 2005 nach Deutschland. „Angekommen in Hamburg mit 14 Jahren war Deutsch mein wichtigstes Fach“, sagt die temperamentvolle Künstlerin, „aber noch im selben Jahr ging ich nach Köln als jüngste Studentin der Musikhochschule, um klassisches Saxophon zu studieren. Der Professor hat mich quasi adoptiert, sonst wäre das gar nicht gegangen.“
Instrument der Pariser Salonmusik
„Adolphe Sax muss ein Genie gewesen sein“, schwärmt die Musikerin, „denn er entwickelte nicht nur das Saxophon im Jahr 1846, er produzierte es für den Markt und unterrichtete es am Pariser Konservatorium.“ Sein Zeitgenosse, der französische Komponist Hector Berlioz lobte „den schwebenden Ton des Saxophons, der wie aus dem Nichts kommt und bis an die Grenzen der Stille geht“. „Komponisten wie Bizet, Massenet und Puccini wählten das Saxophon in ihren Opern, wenn exotische Töne gefragt waren“, erklärt die Künstlerin.Ein Fluch auf dem Saxophon?
„Die Epoche zum Ende des 19. Jahrhunderts war nicht günstig für die Verbreitung des Saxophons“, erläutert Asya. „Auch der Erste Weltkrieg behinderte eine Renaissance in Frankreich und Deutschland. Nur wenige Komponisten schrieben klassische Werke für das neue Instrument.“ Ganz anders die Epoche des frühen 20. Jahrhunderts in den USA: Die Afroamerikaner entdeckten das Saxophon für den Jazz. Und im Deutschland der Nazis erklärte man den Jazz zur „Entarteten Musik“ und wieder verlor das Saxophon. „Und dann bewirkte der Ost-West-Konflikt mit seinem Antikommunismus nach dem Zweiten Weltkrieg, dass Komponisten meiner russischen Heimat kaum neue Saxophon-Werke komponierten“, sagt Asya. „Ich glaube, das alles hat verhindert, dass mein Instrument den Platz bekam, den es verdient hätte.“
Endlich gute Zeiten für das Saxophon
Die Süddeutsche Zeitung über Asya Fateyeva: „Sie spielt das Altsaxophon so vornehm und souverän, dass die Schönheit des von ihr hervorgezauberten Klangs jeden betört.“
„Die Zeit des Saxophons in der Klassik ist endlich gekommen, Frankreich Spanien und Holland haben schon eine aktive Saxophonszene“, sagt Asya, „aber es muss noch mehr für mein Instrument komponiert werden. Bis das soweit ist, werde ich noch mehr Werke spielen, die eigentlich für andere Instrumente geschrieben sind, wie auf meiner jüngsten CD. Dort spiele ich wunderbare Werke von Bach und von dem Brasilianer Villa-Lobos.“ Bei „Spannungen“ wird Asya Fateyeva mit mindestens vier Saxophon-Kompositionen zu hören sein. Und auch mit einem Konzert, das Bach für Oboe geschrieben hat. Sie ist sich sicher: „Wenn Bach das Saxophon gekannt hätte, gäbe es auch für dieses Instrument Kompositionen von ihm.“ [ugs]
Bisher 0 Kommentare
Kommentar schreiben
Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag. Schreiben Sie den Ersten.
Einen neuen Kommentar schreiben
Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.