Heimbach: Es summte und brummte wie in einem Bienenstock, als sich das Heimbacher Jugendstil-Kraftwerk zum traditionellen Kinderkonzert nach und nach mit Hunderten von Schülern füllte.
Konzert-Atmosphäre mit Weltklasse-Musikern. Das war für die Pänz, aber auch für die begleitenden Pädagogen ein unvergessliches Erlebnis.
Die Pänz lernten während des Konzerts auch so ganz nebenbei, dass sich selbst weltbekannte Tenöre wie Julian Prégardien morgens „warm“ singen müssen. Schließlich starte ein Sportler ja auch nicht ohne Aufwärmtraining in einen Marathonlauf… Bei seiner Interpretation des „Frühlingslieds“ aus Franz Schuberts „Winterreise“ lauschten die Kinder mucksmäuschnstill, denn zuvor war ihnen die Entstehungsgeschichte einfach, aber emotional erläutert worden.
Ein origineller Augen- und Ohrenschmaus war der 1. Satz von Bachs Cello-Suite G-Dur (BWV 1007), den Cellistin Tanja Tetzlaff gemeinsam mit dem norwegischen Schlagzeuger Hans-Kristian Kjos Sørensen auf die Bühne brachte. Zur Freude des jungen Publikums versuchte sich die ‚zart besaitete‘ Streicherin gegen das dominante Schlagzeug durchzusetzen. „Du bist zu laut!“, signalisierte sie ihm pantomimisch mit vollem Körpereinsatz. Sørensen zuckte nur mit den Schultern und brillierte vehement weiter. So lange, bis Malte Arkona sich zu Wort meldete: „Musik bedeutet Harmonie. Ein friedliches Miteinander.“ Flugs verkabelte er Tetzlaffs Cello mit der Mikro-Anlage und schon herrschte ein musikalisches Gleichgewicht. Im Gespräch mit Malte Arkona verriet Tanja Tetzlaff dann den Kindern, dass sie sich ein ganzes Jahr darauf freue, wieder nach Heimbach zu kommen und hier ihre Musikerfreunde zu treffen. „Das ist wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag zusammen.“Am Beispiel der Nymphe Syrinx, in die sich der zottelige Halbgott Pan verliebt hatte, brachte Flötistin Andrea Lieberknecht den Kindern einschmiegsam die gleichnamige Komposition von Claude Debussy nahe – am Flügel begleitet von Festivalleiter Lars Vogt. Um sich zu verstecken, erklärte Malte Arkona, wurde Syrinx in ein Schilfrohr verzaubert. Pan war entzückt von diesem besonders schön gewachsenen Rohr, schnitt es in fünf Teile und baute sich eine Flöte – die Panflöte. Bereits zu Urzeiten – so erfuhren die Kinder – sollen die Menschen auf angebohrten Knochen und Schilfrohren musiziert haben. Somit gehöre die Flöte zu den ältesten Instrumenten der Menschheitsgeschichte.
Ganz intensiv wurde es beim Thema „feelings“: „Musik kann Gefühle ausdrücken und gleichzeitig Gefühle wecken“, erläuterte Arkona. Dann forderte er die jungen Zuhörer auf, Gefühlsregungen zu nennen, die dann spontan in Musik umgesetzt würden. „Liebe!“, war der erste Wunsch eines der Kinder. Mit Cello, Klavier, Kontrabass, Flöte und Schlagwerk improvisierten die fünf Musiker zärtliche Töne. Beim Stichwort Traurigkeit hörten sich die Töne klagend an. Anschließend wurden Stress, Freude und Wut musikalisch interpretiert.
Einige der „Spannungen“-Musiker besuchten – neben den abendlichen Konzerten – während der Festival-Woche im Rahmen von „Rhapsody in school“ die Schulen der Region. So stellte beispielsweise die Oboistin Viola Wilmsen ihr Instrument in der OGS Heimbach vor. Spielerisch vermittelte sie Musik, Musikgeschichte und Instrumentenkunde. Mit einem liebevoll gezeichneten Blatt bedankte sich jedes Kind persönlich bei der Musikerin.
„Rhapsody in school“: Oboistin Viola Wilmsen in der Heimbacher Grundschule
Wie in den Jahren zuvor steht das kleine Städtchen Heimbach während der Festivalwoche unter Spannung. Auch diesmal sind die Schaufenster der hiesigen Apotheke mit großflächigen Fotos gefüllt. Und aus den Räumen der Internationalen Kunstakedemie auf Burg Hengebach perlt tagsüber Musik, denn hier finden die öffentliche Proben der Musiker statt.
Akademieleiter Professor Frank Günter Zehnder begrüßt den großen Besucherandrang: „Meist sind die rund 30 Plätze belegt.“ Es sei ein sehr gemischtes Publikum, das dieses kostenlose Angebot wahrnehme. „Darunter auch jede Menge junger Leute. Ich finde, das ist eine glänzende Zusammenarbeit“, hob er hervor. Sowohl Kursteilnehmer, als auch Dozenten seien von der musikalischen Untermalung ihrer Workshops begeistert. „Wir fühlen uns beflügelt.“
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