Zülpich: Viele Jahrhunderte waren sie verschüttet und es ahnte wohl kaum ein Bewohner der Stadt, was für ein Schatz sich im Mühlenberg in Zülpich befand. Keine gezielte Grabung, sondern Kanalarbeiten waren es, die für die Sensation sorgten: 1929 wurde eine rund 400 qm große Thermenanlage aus der Römerzeit entdeckt. Im 2. Jahrhundert, als Zülpich noch Tolbiacum hieß, entschlossen sich die Römer, eine Thermenanlage zu bauen – der Ort lag strategisch günstig an verschiedenen Fernstraßen, er verband die Militärstandorte Neuss, Bonn, Köln und Trier. Und nach einem langen Tagesmarsch sehnten sich die Soldaten vermutlich nach einem erfrischenden Bad. Für die heutigen Besucher der Römerstadt ist dies ein Glücksfall, denn die Römerthermen Zülpich zählen zu den besterhaltenen Anlagen ihrer Art nördlich der Alpen.
Nach den ersten Ausgrabungen war es noch ein einfaches Schutzdach, das die Thermen absicherte und schon damals konnten sich die Bewohner der Stadt die antike Anlage anschauen. Es sollte aber noch weitere 60 Jahre dauern, bis die Anlage komplett ausgegraben war und bis 2008, ehe die Thermen in einem modernen Museum präsentiert wurden. Bis in die 1990er Jahre waren die Thermen Teil des Probsteimuseums, doch das Gebäude wurde marode und es stand eine umfangreiche Sanierung an. Was sollte mit der Thermenanlage geschehen? In welchem Umfang könnte sie weiterhin der Öffentlichkeit präsentiert werden? Dies waren Fragen, die Viele in der Römerstadt beschäftigten und es gab viele Diskussionen. Finanziell ist ein kleiner Ort wie Zülpich nicht in der Lage, ein großes Museumsprojekt allein zu stemmen. Doch an verschiedenen Stellen gab es rührige Personen, die sich für eine große Lösung, sprich ein umfangreiches Museum, stark machten. Der Geschichtsverein, die Stadt Zülpich, der Landschaftsverband Rheinland, die Nordrhein-Westfalen-Stiftung und das Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen taten sich zusammen und der heutige moderne Museumsbau konnte verwirklicht werden. „Ohne Heinz Günter Horn gäbe es dieses Haus nicht“, hebt Museumsleiterin Dr. Iris Hofmann-Kastner den Einsatz des Bodendenkmalpflegers beim Ministerium hervor. Entworfen wurde der Neubau vom Zülpicher Architekten Markus Ernst. Hofmann-Kastner kam im Juli 2005 – kurz vor dem Richtfest – als Projektleiterin nach Zülpich, um ein Konzept für das Museum zu erstellen. Es gab schon einige Ansätze und viele Ideen, doch die heutige Museumsleiterin vervollständigte das Konzept. Beispielsweise setzte sie sich dafür ein, dass auch der Badealltag der einfachen Menschen im Mittelalter dargestellt werden sollte, „das gehört mit hinein“.Das Herzstück der Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur sind sicherlich die historischen Überreste der römischen Thermenanlage. Doch das Museum bietet den Besuchern weitaus mehr, als einen Einblick in die römische Badekultur zu werfen. Bis in die Neuzeit reichen die Exponate, die die Entwicklung des Badens durch die Jahrhunderte verdeutlichen. Mittelalterliche Baderiten, Hygieneregeln, die ersten Waschbecken und Toiletten, aber auch kuriose Erfindungen wie Badeschiffe und Schaukelwanne zählen dazu.
Vorgesehen war auch, dass die Neuzeit präsentiert werden sollte, doch mittels welcher Ausstellungsstücke? „Am Anfang hatten wir nichts aus der Neuzeit“, erinnert sich Dr. Iris Hofmann-Kastner. Da muss man schon etwas findig sein und seine Fühler in alle Richtungen ausstrecken. Die Versteigerungsplattform ebay gehört bis heute dazu. Viele Stücke hätten sie dort ersteigern können, erzählt Hofmann-Kastner. Besonders gefreut habe sie sich über eine Badewanne von Luigi Colani – 50 Euro musste sie lediglich investieren, um dieses Stück des bekannten italienischen Designers für das Museum zu bekommen. Manchmal sind es aber auch unverhoffte Telefonanrufe aus der näheren Umgebung. Auf diese Weise bereichert nun eine alte Sitzbadewanne aus der Wildenburg bei Bürvenich die Dauerausstellung.
Damals dachte sie noch, dass ihre Zeit in Zülpich sich bald dem Ende zuneigen würde, doch sie konnte den Landschaftsverband Rheinland, der zum 1. April die Trägerschaft übernahm, scheinbar überzeugen. Dr. Iris Hofmann-Kastner setzte sich gegen ihre Mitbewerber durch und leitet seither das Museum. Auf die Frage, was heute zu ihren Hauptaufgabe zähle, muss die Museumsleiterin herzhaft lachen. „Sammeln“, ist ihre prägnante und einfache Antwort. Die Badekultur wandelt sich stetig, führt sie aus und die Ideen für künftige Sonderausstellung gehen ihr und ihren Mitarbeitern nicht aus. Wie man Kinder ans Baden bekommt, ist beispielsweise eines ihrer Vorhaben für die Zukunft.
Am 6. Mai erklingt von 11.00 bis 18.00 Uhr der Mühlenberg. Musikvereine, Schulen und Karnevalsvereine werden an diesem Tag den Mühlenberg zum Klingen bringen. Für das Kulinarische sorgen die Prinzengarde Zülpich und der Geschichtsverein.
Das Hauptfest findet am 25./26. August statt. „Wir wollen mit der Bevölkerung feiern“, betont Dr. Iris Hofmann-Kastner. Für das passende Ambiente sorgt die Römerkohorte aus Opladen, die an diesem Wochenende ein großes Römerspektakel veranstaltet. Vom Museum bis zum Wallgrabenpark werden sich außerdem viele Institutionen vorstellen, die in irgendeiner Weise mit den Römern zu tun haben. Weitere Informationen zu Ausstellungen und Öffnungszeiten unter www.roemerthermen-zuelpich.de
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