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"Klaus und Klaus" zählen zu den treuesten Besuchern des Kammermusik-Festivals. [Fotos: 2015 Spannungen]

Zwei ungewöhnliche Autogrammsammler

Heimbach: „Es gibt Lang Lang und Klaus Klaus.“ Das Zitat stammt von einer Musikerin aus liebevoller Bewunderung für zwei hartnäckige Verteidiger des klassischen Autogramms: Klaus Luther und Klaus Zimmerhof. Beide sind einmal im Jahr für zehn Tage Gast beim Kammermusik-Festival im RWE-Kraftwerk in Heimbach: seit Beginn an. Der Ort ist einzigartig für ein Festival: Immer Anfang Juni schweigen die Wasserturbinen und es erklingt Kammermusik vom Feinsten. Im wunderschönen, altweißen Jugendstilgebäude mit zwei Türmen musizieren Spitzenmusiker, Sternstunden der Musik inbegriffen. Und immer lauschen die beiden Herren mit demselben Vornamen. Klaus Luther, der kleinere Klaus mit dem schlohweißen Schnauzer, ist schon seit Beginn des Festivals im Jahr 1998 dabei. Zunächst noch fuhr er nachts nach Aachen zurück, denn seine Arbeit als Apotheker wartete. „Ich habe mir bald ein Zimmer genommen, das wurde mir von meiner Frau zugestanden.“ Klaus Zimmerhof, der große Klaus, kam ein Jahr später dazu. Seine Profession als Banker musste eine Woche warten. Man logiert im besten Haus am Platz, wo auch die Künstler wohnen, im Hotel Klostermühle in Heimbach.

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In der historischen Klostermühle treffen sich Musiker und Fans. [Foto: bwp]

Nach dem Musikgenuss kommen die leiblichen Freuden. Die beiden Herren sitzen immer an derselben Stelle des Tresens im Restaurant und nehmen ihr Essen ein. Der Ort ist strategisch gut gewählt, denn alle Gäste kommen bei ihnen vorbei, um ins Restaurant zu gelangen. Klaus und Klaus heißen sie bei allen Gästen, Musikern und beim Hotelpersonal. Kommt ein Künstler vorbei, werden die beiden Herren aktiv: Sie unterbrechen ihr Abend-Menü und zücken das Programmheft des Festivals. Jeder Musiker wird um ein Autogramm gebeten. Dabei plaudert man munter über das vorangegangene Konzert, erkundigt sich nach den Kindern, denn man kennt sich über die Jahre auch sehr persönlich und familiär. Allerdings: Einmal Unterschrift und gut für immer, geht nicht für Klaus und Klaus. Sie brauchen jedes Jahr ein neues Autogramm. Ein weltgereister Künstler wundert sich: „Autogramme sammeln nimmt doch in Deutschland eher ab, Facebook Einträge sind doch wohl die neue Persönlichkeitswährung. Außer in Japan, da stehen die Leute noch stundenlang an für eine Unterschrift.“ Aber für die beiden Herren, mittlerweile im Rentenalter, ist Autogramme sammeln eine Beschäftigung seit Jugendjahren.

Warum machen die Beiden das? „Ich habe immer schon Musiker-Autogramme gesammelt“ sagt Klaus Zimmerhof, der aus einem Musikerhaushalt kommt. „In den sechziger Jahren kam Christoph Eschenbach, der Pianist und Dirigent, zu uns ins Haus. Für mich symbolisieren Künstlerautogramme auch ihre Musik. Mein Vater hatte Autogramme von Schostakowitsch, Stravinsky und vielen berühmten Komponisten. Die würde ich heute nie hergeben.“

„Seit meinem zehnten Lebensjahr sammele ich“, bekennt auch Klaus Luther. „Einmal war es Elvis Presley, den ich ganz persönlich traf. Elvis hatte eine schicke Uniform an und fuhr einen BMW Sportwagen 507 und wirkte total natürlich und offen. Dann war ich auf Autogramme von Motorrad-Rennfahrern spezialisiert.“ Heute sammelt er Unterschriften von Musikern, aber auch von bildenden Künstlern und Dichtern. „Wenn mich ein Buch interessiert, kaufe ich es und lasse es signieren. So wird es für mich ideell wertvoller. Das habe ich bei Günter Grass erlebt, dem ich eine ganz alte Ausgabe der „Blechtrommel“ vorgehalten habe. Er hat sich gefreut und war beeindruckt.“

Beide Herren sind auch außerhalb des Kammermusik-Festivals ausgesprochen kulturaffin. Der Banker Klaus Zimmerhof aus Velbert hat in seiner Bank Auftrittsmöglichkeiten für junge, unbekannte Künstler organisiert. Ähnliches macht er auch heute noch im Ruhestand. Seine große Leidenschaft sind Geiger, weil er selbst Geige und Bratsche spielt, auch gelegentlich in Amateur-Orchestern.

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„Klaus und Klaus“ haben nun ihre beschrifteten Stammplätze.

In diesem Jahr hatte das Hotel eine Überraschung für das treue Duo bereit: Auf jedem ihrer Barstühle hinten an der Lehne prangt ein Schild mit dem Namen „Klaus“. „Diese Auszeichnung hat uns ganz bestimmt den einen oder anderen Hektoliter Bier gekostet, der durch unsere Kehlen rann“, lacht Klaus Luther. Die beiden Herren bedenken nicht nur Künstler mit besonderer Aufmerksamkeit, auch langjährige Festivalbesucher sind ebenfalls gern gesehene Gesprächspartner.

Aber warum sammeln sie immer weiter Autogramme? „Es sind immer neue Erinnerungen für uns aus vielen Jahren. Es ist unser kleines Stück Anteil an der Welt der Künstler, für die wir uns ohnehin interessieren. „Außerdem“, sagt Klaus Zimmerhof verschmitzt, „wäre Lars (der Festivalintendant und Pianist Lars Vogt) nach Dutzenden von Autogrammen, die er uns über die Jahre gegeben hat, womöglich verstört, wenn wir keine aktuelle Signatur mehr von ihm möchten.“

SPANNUNGEN, das heißt für Klaus und Klaus: „Musik genießen unter Freunden, dazu gehören ja auch so manche, langjährigen Gäste. Es sind so viele Entwicklungen, die wir verfolgen konnten: Musiker bringen ihre kleinen Kinder zu der Festivalwoche mit. Nach bald zwei Jahrzehnten beginnen einige Kinder von einst selbst eine Musikerkarriere und neue, junge Talente kommen dazu.“

SPANNUNGEN ist mit seinem Ruf, ein Festival der Künstler zu sein, auch ein Spielort von spannenden Familiengeschichten. Man kann sagen: Die Autogrammjäger Klaus und Klaus erleben bei SPANNUNGEN so etwas wie eine Musiker-Telenovela mit ganz realen Darstellern. Aber was in jedem Fall viel besser ist als im Fernsehen, das ist die Musik. [ugs]

11.6.2015KulturHeimbach0 Kommentare Gast Autor

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