Heimbach, Mariawald: „Rauchen verboten“ steht auf dem hölzernen Schild. Kein Wunder, denn in der kleinen Werkstatt stapeln sich Sägespäne, Bretter, Holzleisten, Kisten und Kasten. Es ein kleines, eigenes Universum, das mich Otto Sonntag im EIFELON-Gespräch entdecken lässt. Die Blicke schweifen.
Auf großen Kreissägeblättern liegt eine zierliche, einarmige INRI-Figur. „Die muss ich noch für ein Grabkeuz restaurieren“, beantwortet er meine wortlose Frage.Absoluter Blickfang ist ein wunderschön gestaltetes Kirchenfenster, das Schreinermeister Sonntag gerade überarbeitet. Es stammt aus der Sakristei der ehemaligen Abtei Mariawald. Bei einem heftigen Sturm im Winter letzten Jahres war das großformatige Fenster in Mitleidenschaft gezogen worden und einige der bunten Bleiverglasungen zerborsten. Auch zwei der schmucklosen Sakristeifenster wurden Opfer des Sturms. Vor der Restaurierung mussten die demolierten Fenster allerdings zunächst vorsichtig ausgebaut werden. Die vergitterten Fensternischen des ehemaligen Klosters wurden zunächst mit Folien abgedichtet. Doch das war nur ein Provisorium, wie Wolfgang Nowak, Geschäftsführer der ‚weltlichen‘ Unternehmen Mariawalds, die damalige Situation beschreibt. „Bei jedem Sturm hatten wir die Angst, dass das reißt. Danach wurde die Sakristei mit großen Pressspanplatten gegen Wind und Wetter gewappnet. Nun ist die Sakristei viel, viel dunkler.“
Das bunte, bleiverglaste Fenster ruhte nun in der Meisterwerkstatt von Otto Sonntag auf zwei Holzböcken, damit er die schadhaften Stellen sorgfältig ausbessern kann. „Teilweise war der Kitt, mit dem die einzelnen Glasornamente im Rahmen befestigt sind, über die Glasarbeiten gestrichen worden“, erläutert er einen der vielen Arbeitsgänge seiner Restaurierungsarbeiten. Schwierig wurde es, das zersplitterte Glas im selben Farbton zu ergänzen. Deshalb fuhr er nach seinen Schreinerarbeiten das farbenfrohe Fenster zu einer Fachwerkstatt, die nun ihrerseits die Schadstellen mit altem Glas füllten, verbleiten, verlöteten und die Bemalung ergänzten.
Der Antrag, den Wolfgang Nowak bereits am 4. Dezember 2019 an die untere Denkmalschutzbehörde in Heimbach stellte, wurde Ende Januar positiv beantwortet.
„Wir beschäftigen vorwiegend Arbeitskräfte aus Heimbach und unterstützen immer gern Unternehmen vor Ort“,
betont er. So kam der Vlattener Schreinermeister ins Spiel. Zudem habe Otto Sonntag zuvor schon immer wieder mal für Mariawald gearbeitet, dortige Türen und Schlösser auf Vordermann gebracht.
Die erste Idee, die 16-sprossigen Fenster kostengünstiger aus Merantiholz nachzuarbeiten, wurde von den Denkmalexperten jedoch verworfen: Einmal Eichenholz, immer Eichenholz. Zudem mussten die „Schnappverschlüsse“ der Oberlichtfenster wieder in Gang gebracht werden. Mit einer Zugkette werden sich die historischen Fenster bald wieder öffnen lassen. Also: Frischer Wind und gewachsene Tradition im ehemaligen Trappistenkloster Mariawald.
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