Heimbach: Musikalische Hochspannung lag in der Luft: Durch die noch verschlossenen Türen drangen vereinzelte Klaviertöne aus dem Jugendstil-Kraftwerk ins Freie, wo sich nach und nach die ersten Ehrengäste einfanden. Traditionell beginnt die Kammermusik-Woche „Spannungen“ mit einem Sonderkonzert für die Festival-Sponsoren. Und auch in diesem Jahr hatten die Organisatoren für den Auftaktabend ein exquisites Programm zusammengestellt.
Nachdem die „Turmbläser“ die 500 Gäste mit ihren Fanfaren auf den Abend eingestimmt hatten, eröffneten Aaron Pilsan und Sophie Wang mit Beethovens „Frühlingssonate“ – Sonate für Klavier und Violine F-Dur op. 24 – das erste Konzert der Saison. Ein liebevolles Raunen – „Unser Aaron!“ – ging durch den Saal, als der junge Musiker ins Rampenlicht trat. Bereits vor sieben Jahren hatte der mittlerweile 21-jährige Ausnahmepianist sein Debut im Heimbacher Jugendstil-Kraftwerk gegeben und ist seitdem den treuen Konzertbesuchern ans Herz gewachsen. Gemeinsam mit der erst 16-jährigen taiwanischen Violinistin Sophie Wang brillierte er am Flügel: Mal seidenweich, dann wieder energisch, genau wie Sophie Wang, die während ihres Spiels in den temperamentvollen Passagen wie eine Flamencotänzerin mit dem Fuß stampfte. Das Publikum honorierte die beiden jungen Talente mit begeistertem Applaus und die ersten Bravorufe des Abends wurden laut.
„Wie schön, wieder hier zu sein“, begrüßte der künstlerische Festivalleiter Lars Vogt anschließend das Publikum und erläuterte die Schwerpunkte der diesjährigen Festwoche, die sich als Leitfaden das Thema Flüchtlinge gestellt hat (EIFELON berichtete: „Kammermusik-Festival „Spannungen“: Jeder Ton ist Leben“ ), denn Flucht, Aufbruch und Neubeginn mussten auch viele Komponisten leidvoll erleben. Mit ausdrücklichem Dank an Hausherrn und Hauptsponsor RWE, den Kunstförderverein und die Weltklasse-Musiker meinte er aus vollem Herzen: „Schön, dass Sie da sind! Ich wünsche uns allen ein tolles Festival.“
Impressionen vom Sponsoren-Konzert:
Dr. Hans-Joachim Güttler forderte als Vorsitzender des Arbeitskreises „Spannungen“ das Publikum auf: „Lassen Sie sich verzaubern von der Musik und der Magie dieses Ortes“ und mit Blick auf die Weltklasse-Musiker, die während des Events auf ihre sonst gewohnten, üppigen Gagen verzichten, um gemeinsam mit Lars Vogt in Heimbach zu musizieren, fügte er hinzu: „Ich weiß es zwar nicht, wie wir das verdienen, aber wir genießen es alle!“
Als Vorstandsvorsitzender des Hauptsponsors RWE Power deklarierte Matthias Hartung Musik zur Weltsprache. Sie sei die einzige Sprache, die nicht übersetzt werden müsse. In Anspielung an die vielen Krisenherde in der Welt meinte er, in einer Welt voller Spannungen, könne man dieses Wort auch ganz anders erleben… Für Hubert Breuer, den Leiter des Jugendstil-Kraftwerks, der seit Beginn des Kammermusik-Festivals die interne Organisation vor Ort leitet und bald in Pension geht, hatte Hartung eine Überraschung parat. Mit einer Fotocollage aus den letzten Festival-Jahren bedankte er sich bei dem völlig überraschten Mitarbeiter, der mit herzlichen Applaus bedacht wurde.
Wahre Begeisterungsstürme riefen die beiden Nachwuchsmusiker Kiveli Dörken, Klavier, und Kaoru Oe, Violinist und Stipendiat von „Spannungen“, hervor. Sie intonierten Camille Saint-Saens „Introduction et Rondo capriccioso op. 28 – Fassung für Violine und Klavier mit einer solch senisiblen Intensität, dass das Publikum jubelte und Lars Vogt spontan von seinem Platz auf der Empore aufsprang und dem musikalischen Nachwuchs stehend Lob zollte.
Krönender Abschluss war Brahms Quartett für Klavier, Violine, Viola und Violoncello g-Moll op. 25, das Lars Vogt, Klavier, Anna Reszniak, Violine, Maya Meron, Viola, und Julius Berger, Violoncello, intonierten. Ein Vorgeschmack auf die musikalische Qualität der diesjährigen Festival-Woche.
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