Kall: Vor 30 Jahren war die Eifel noch weitestgehend Jugendhilfe-„Brachland“. Vier engagierte Pädagogen wollten das ändern und gründeten den Verein „Tuwas“. Darunter auch der Quereinsteiger Eckhard Fiebrich, der aus dem Postdient ausgeschieden war und eine Ausbildung zum Erzieher gemacht hatte: „Genau wussten wir am Anfang nicht, was wir machen wollten, doch es war klar, dass es etwas in der stationären Jugendhilfe sein sollte.“
Es wurde ein Haus gekauft und die ersten acht Jugendlichen ab 14 Jahren aufgenommen. Dabei war der Kaller Verein sehr fortschrittlich. Von Beginn an fanden sowohl Mädchen als auch Jungen Aufnahme. „Das war zu der Zeit noch nicht üblich. Wir haben damit einfach angefangen“, erinnert sich Fiebrich zurück. Seitdem hat „Tuwas“ rund 120 Jugendliche auf ihrem Weg ins Leben und die Berufswelt begleitet. Zu vielen der ehemaligen Schützlinge hat Fiebrich heute noch Kontakt: „Viele rufen jeden Monat einmal an oder melden sich sporadisch, wie es ihnen geht.“ An einen Fall erinnert sich der Erzieher auch heute noch genau zurück: „Wir hatten einen Jungen und ein Mädchen, die ständig zusammenhingen. Wir haben die beiden getrennt, aber sie haben sich heimlich getroffen.“ Das Ende der Geschichte ist schnell erzählt. Nach ihrem Werdegang bei „Tuwas“ haben die Beiden geheiratet und eine Familie gegründet. Trauzeuge war Eckard Fiebrich.
Während der Feierstunde im „Tuwas“ hielt auch Kalls Bürgermeister Herbert Radermacher eine Rede, in der er darauf einging, dass Kall mit dem „Tuwas“ langsam verwachsen sei. „Jeder Mensch hat seine zweite Chance verdient und das wird hier sehr gut umgesetzt. Das Werkstattprojekt, die Sammlung von Glas und Papier – es gibt viele Dinge, die unserem Ort Kall zugutekommen“, freute sich Rademacher. Der Leiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes des Kreisjugendamtes, Benedikt Hörter, lobte das Engagement von „Tuwas“ bei Flüchtlingen. „Tuwas ist ein wichtiger Baustein des Kreisjugendamtes“, so Hörter. Zum Abschluss des offiziellen Teils meinte Einrichtungsleiter Georg Möllering: „Tuwas hat etwas mit Vertrauen zu tun und das versuchen wir mit unserem neunköpfigen Team aufzubauen.“ Musikalisch wurde die Veranstaltung von Yan d´Albert begleitet, für den kabarettistischen Teil sorgte Simone Silberzahn.
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