Mechernich, Kommern: Sie gehören zur Domstadt wie der kölsche Fasteleer. Aus bestem Holze geschnitzt, sorgen die Stabpuppen Hänneschen und Bärbelchen, Tünnes und Schäl seit 1802 für beste volkstümliche Unterhaltung. Nun gastieren die Urgestalten der kölschen Puppenspiel-Tradition auch im Freilichtmuseum Kommern. Im Rahmen der Historischen Kirmes führen drei ehemalige Puppenspieler des Hänneschen-Theaters auf dem Museumsgelände ein Mini-Theaterstück mit den kölschen Originalen auf.
Eigens für das Event wurde ein etwa 30-minütiges Stück geschrieben – maßgeschneidert auf die Zielsetzung des Eifeler Museums. „Hänneschen will ein historisches Kölner Haus in unser Freilichtmuseum versetzen, doch das stößt in Kölle nicht unbedingt auf Gegenliebe“, verrät Daniel Manner vom Kommerner Freilichtmuseum. Da lassen die Puppenspieler „hinger d’r Britz“ – also hinter der knapp zwei Meter hohen, hölzernen Ballustrade – die Pfoten fliegen und so manche Holzköpfe prallen aufeinander. „Ein Stück, das all die ursprünglichen Elemente der Kölner Puppenbühne enthält“, erklärt Manner: „Streit, Keilerei und trotzdem ein kölsches Happy End.“Von der Stadt Köln, die das Puppentheater betreibt, haben wir eine Sondererlaubnis erhalten, die Hänneschen-Puppen hier präsentieren zu können“,
erzählt Daniel Manner nicht ohne Stolz. „Wir wollen das Puppentheater hier so nah, so ursprünglich wie möglich aufführen“, fährt er fort. Damit auch möglichst viele Besucher dem munter-derben Treiben sprachlich folgen können, wurde das sonst übliche kölsche Sprachkolorit angepasst: „Die Dialoge werden von den drei Puppenspielern im rheinischen Dialekt gesprochen.“ So sollen auch die Museumsgäste aus den Grenzregionen dem Spektakel besser folgen können.
Für die drei Gaukler ist das Kommerner Gastspiel eine große Herausforderung. Schließlich spielen sie nicht in der gewohnten Umgebung, sondern in einem luftigen Zelt. Eine historisierende Fassade gaukelt den Besuchern von außen allerdings einen festen Theaterbau vor. „Drei Treppenstufen hoch, durch den Zelteingang geschlüpft, drei Stufen wieder hinunter – dann ist man mitten im Geschehen“, beschreibt Manner das vergnügliche Jahrmarkttreiben „anno dazumal“. Schausteller werden das Spektakel lautstark ankündigen und so die Besucher ins kölsche Panoptikum locken…
Mit seinem Gastspiel in der Eifel lässt das Kölner Hänneschen-Theater eine alte Tradition wieder aufleben. Früher zogen die kölschen Puppenspieler mit Bühnen- und Leiterwagen von Dorf zu Dorf, bevor sie 1938 in der Domstadt endgültig am Eisenmarkt sesshaft wurden. „Zum letzten Mal traten die Schausteller vor über 70 Jahren beim Bonner Jahrmarkt auf“, schaut Manner zurück. „Wir sind stolz darauf, die alte Tradition hier wieder aufleben lassen zu können.“
Ins Kommerner Festzelt passen pro Vorstellung etwa 50 Besucher. Das eigens aufs Museum zugeschnittene Programm soll während der historischen Kirmes drei- bis viermal pro Tag aufgeführt werden. Momentan werden in der Museumswerkstatt noch die authentischen Kulissen gezimmert. Auch das gemalte Bühnenbild, das sowohl das Kölner Panorama als auch ländliche Regionen zeigt, wird eigens gefertigt. Somit müssen die kölschen Stockpuppen hinter der vier Meter langen „Britz“ nur wenige Schritte mit ihrem unverwechselbar schlaksigen Gang geführt werden und schon sind sie von der Rhein-Metropole in der Eifel-Idylle.
Bevor das Freilichtmuseum im Juni die Puppen tanzen lässt, wird am 17. März die Sonderausstellung „Kasper, Seppel und der Räuber“ eröffnet. Bis zum 9. Februar 2020 werden seltene und kuriose Handpuppen aus der Sammlung von Irmgard und Christa Pastors
gezeigt. Die Ausstellung dokumentiert die Entwicklung des Puppenspiels und belegt, wie es von gesellschaftlichen und politischen Strömungen beeinflusst wird. Gezeigt werden Kasperlepuppen bekannter Künstler, sowie Puppen als Werbe- oder Fernsehfiguren. Da dürfen Ernie und Bert aus der Sesamstraße natürlich nicht fehlen.
Zu sehen sind dann auch die Helden jedes kreativen Kindergeburtstags: Krokodile lauern neben Hexen, Räubern und Teufeln auf ihre Opfer. Prinzessinnen und Polizisten warten auf ihren Auftritt und – allen voran – natürlich Kasper und Seppel. Ein kleines „Mit-Mach-Puppentheater“ lädt Kinder und Erwachsene ein, selbst aktiv zu werden, die Kasperlepuppen in die Hand zu nehmen und kleine Geschichten aufzuführen.
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